He'll be back! (and i couldn't care less)
Beim Spiegel ist vor einigen Tagen schon eine treffende Analyse der Inszenierung erschienen, die in wahrscheinlich gar nicht mal allzuferner Zukunft Guttenbergs Rückkehr ermöglichen wird:
In diesen Tagen wird eine Legende gestrickt: Die Legende des zu Unrecht zu Fall gebrachten Lieblings aller Deutschen, hinterrücks gemeuchelt von einer Meute aus linken Journalisten und ehrpusseligen Intellektuellen. Man hat ihn gejagt, ja gehetzt. Man hat ihm keine Ruhe mehr gelassen für sein wichtiges Amt. Man hat den Einzigen vertrieben, der in der Politik für Werte stand, Werte wie Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Anstand. Die Meute hat gesiegt, gegen den Willen des Volkes. Aber wartet nur! Einer wie er lässt sich nicht so einfach vertreiben. (...)
Ob und wie das irgendwann passieren wird - also das sich nicht vertreiben lassen - ist mir aber recht egal. Ich finde seinen Rücktritt jetzt, in diesem Moment, wichtig und notwendig. Ich finde das Signal an die anderen Nullnummern des Politikgeschäftes wichtig. Ich denke, dass wenn wir alle anderen unfähigen Politiker und Blender ebenfalls aus der Politik vertreiben würden, wäre ungefähr ein Fünftel des Bundestages plötzlich leer und der Rest könnte viel entspannter und effizienter arbeiten. Einerseits ist das schon ein bisschen traurig, andererseits: Ich denke schon, dass die klare Mehrheit von Politikprofis ihre Arbeit ordentlich und gewissenhaft macht (Ich spreche hier aber nicht davon, dass sie dabei in meinem Sinne agieren).
Aber zurück zu Guttenberg: Was uns erschrecken sollte ist nicht, dass man in unserem System mit guten Beziehungen und einem goldenen Löffel im Mund ohne wirklich zu arbeiten eine Karriere vortäuschen und ein strahlendes Image erzeugen kann. Das ist nichts neues und gehört zum Mediengeschäft einfach schon immer dazu - allerdings eigentlich im Showgeschäft, dass diese Masche so perfekt in die Politikkultur Einzug halten konnte ist in dieser Ausprägung zumindest für Deutschland neu (und bitte jetzt keine Hitler-Referenzen, das war was ganz anderes). Dass man das nicht durchhält, lässt zumindest hoffen.
Aber zum Thema Rückkehr des Guttenbergs. Das kann schon sein. Das ist sogar recht wahrscheinlich und CDU und Springerpresse bemühen sich sehr, seinen Rücktritt in eine Legende zu betten, die ihm diese ermöglichen wird. Würde sein Comeback in sagen wir zwei, drei Jahren - über den Umweg eines weniger durch Kritik gefährdeten politischen Postens in Bayern oder so - bedeuten, dass wir verloren haben? Dass die Karriereprofis am Ende doch immer siegen werden? Dass Politik das grundsätzlich dreckige Geschäft ist, an dem man als Bürger eh nichts ändern kann ("weil wenn Wahlen was ändern könnten, man Wahlen verbieten würde")?
Ich glaube nicht. Ich denke, es wäre egal. Ich glaube, dass Politik langfristig funktioniert. Guttenberg als Prototyp des Karrieristen per Grassroot-Bewegung nicht durchkommen zu lassen und trotz der PR-Macht von Bild und Co zum Rücktritt zu zwingen ist ein starkes Symbol, das nicht ungeschehen gemacht werden kann, auch nicht dadurch, dass er irgendwann durch ne andere Tür wieder reinkommt. Das ist die einzige wichtige Lektion hier.
(... und jetzt bin ich sehr froh, dass dieses Kapitel zumindest für mich auch endlich mal seinen Abschluss gefunden hat.)
2 Kommentare
Kommentar von: Stefan [Besucher]
Kommentar von: jensscholz [Mitglied]
Ach Gott, das ist mir viel zu Schwarz/Weiß und alles oder nichts.
Er hat in dem Haus, in dem er jetzt rausflog, ja auch gar nichts geklaut, um mal bei Deinem Bild zu bleiben. Im Gegenteil, dort wollte man ihn ja sogar behalten. Insoweit passt der Vergleich zweimal nicht. Außerdem geht es eben nicht um Minuten und er wird sicherlich nicht komplett rehabilitiert wieder einsteigen können. Die Situation ist eine völlig andere und der Unterschied ist absolut nicht banal. Dieses sich selbst kleinreden, das solche viel zu destruktiven Argumentationen impliziert, könnten wir dann auch gerne mal langsam beilegen.
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Wenn du die eine Tür so gut absicherst, dass der Einbrecher dort nicht reinkommt, bist du dann auch froh, wenn er ein paar Minuten später durch eine andere ins Haus gelangt?
Sollte er erfolgreich wiederkommen, wäre alles umsonst gewesen. Ob er heute weitermacht oder morgen wiederkommt, ist nur ein banaler zeitlicher Unterschied. Mit Symbolen alleine wird nichts besser.