Ich war - wie jedes Jahr - auf der re:publica und es war - wie jedes Jahr - einer der wichtigsten Termine des Jahres für mich. Ich denke mal, wer mich kennt weiß, dass ich nicht beruflich dort bin, mir keine Businesstalks ansehe und keine geschäftlichen Interessen mit dem Besuch der Veranstaltung verbinde. Dennoch, oder besser deswegen, ist diese Woche für mich wichtig. Die re:publica ist für mich ein Familientreffen. Ich würde jede Unannehmlickeit in kauf nehmen, um sie nicht zu verpassen. Es gibt keine andere Veranstaltung, auf der so viele Menschen sind, denen ich mich verbunden fühle und die ich innigst in mein Herz geschlossen habe, auch wenn viele von ihnen das gar nicht wissen, weil ich gar nicht die Gelegenheit habe, mit allen zu sprechen.
Dieses Jahr fühlte sich aber die Vorbereitung auf die re:publica anders an als sonst. Denn einer der Menschen, die ich Jahre lang bewundert habe, war Johannes Korten und er ist tot. Ich habe ihn auf vielen vorangegangenen Veranstaltungen gesehen, aber erst letztes Jahr persönlich kennengelernt. Dass er dieses Jahr nicht da sein würde, ging mir näher als ich dachte. So nahe, dass ich Angst hatte, wie es sein würde, auf einer re:publica zu sein und er ist kein Teil mehr von ihr. Schlimmer, er findet gar nicht statt.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn in meinem Blog hier fand er ja auch nicht statt. Ich hatte durchaus letztes Jahr mehrmals versucht, Worte zu finden, aber es ging nicht. Ich habe am Ende mangels Worte ein Lied aufgenommen und auf Facebook gepostet und selbst da wurde der Text, den ich dazu schrieb, immer kürzer. Erst am Ende des Jahres hatte ich ein paar Zeilen mehr schreiben können.
Nachdem ich meine Situation auf Facebook schilderte kam heraus, dass ich nicht der einzige bin, dem es so ging. So überlegten Wibke und ich, wie wir in der kurzen Zeit doch noch etwas tun können. Um es kurz zu machen: Ich habe direkt am Sonntag abend noch Tanja und die Orga angesprochen die uns sofort alle Unterstützung zukommen ließen die wir brauchten (besonderen Dank an Simone, die trotz Krankheit am Montag ständig für uns da war), Wibke und ich haben Plakattafeln machen lassen und es hing am Ende eine Erinnerungswand für die Geister der re:publica.
Das war zwar aus dem Ärmel geschüttelt und ein erster Schritt, aber besser als gar nichts. Was sich aber bei den ganzen Gesprächen darüber herauskristallisierte war ein wichtiger Punkt: Wir haben noch überhaupt keine Erinnerungskultur. Wir treffen uns seit über zehn Jahren, sind stolz auf den Zusammenhalt und die Familiarität, die wir bewahrt haben und die trotz aller kritikwürdigen Dinge, Fehler, Schwierigkeiten, Dissonanzen, die auf der re:publica nicht ausbleiben, in ihrer DNA verankert ist. Wir erkannten, dass die re:publica nicht nur Themen aufgreift sondern auch eine Kultur geschaffen hat und diese weiterträgt. Aber eine Kultur muss gelebt werden, gepflegt werden und sie muss Platz beanspruchen. Platz für die Dinge, die alle betreffen, ob Businessfuzzi, Nerd, AktivistIn, HackerIn, BloggerIn und einfach egal wen. Und der Tod gehört zu den existenziellen Themen, ohne die es keine Kultur geben kann. Daher brauchen wir Erinnerung. Ich habe dieses Jahr mit so vielen Menschen über ganz persönliche, intime Dinge gesprochen wie lange nicht mehr. Der Bedarf dafür ist immens.
Ich werde daher nächstes Jahr einen Vorschlag machen, der kein Schnellschuss mehr ist: Ich stelle mir vor, dass wir weiterhin auf der re:publica über Technik und über Politik reden, uns über zu viel Business und zu wenig Aktivismus streiten, dass es Blödsinn, Trollerei und Party gibt und dass all das sogar besser wird, wenn wir unsere Geister nicht vergessen, die inzwischen unter uns wandeln. Die DNA der re:publica hat uns, die Menschen, die die Welt irgendwie besser machen wollen, im Mittelpunkt. Wenn wir in unserer Kultur Trauer, Erinnerung und Freude darüber, so wunderbare Menschen gekannt zu haben, dass sie uns fehlen wenn sie fort sind, zulassen, wird diese Kultur auch alle anderen Bereiche aktivieren und uns die Sicherheit geben, dass die re:publica nicht vergessen wird, wo sie herkommt.
Hab ich letzten Monat noch gesagt, ich fühle mich als Selbständiger sehr wohl? Stimmt immer noch. Aber dennoch kam Anfang April ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, denn es war quasi genau der Job, für den ich vor 2 Jahren sagte, dass ich mich noch mal anstellen lassen würde und nach zwei Gesprächen, die mir sehr gut gefallen haben, war klar, dass ich das machen will. Das besonders Angenehme diesmal ist, dass ich aus einer Situation heraus verhandeln konnte, in der ich keinen Druck hatte und zu der ich auch jederzeit wieder zurückkommen kann, wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht klappt. Nicht dass ich glaube, dass dazu Anlass besteht, aber es ist einfach mal ein schönes Gefühl der Sicherheit, das zu haben mich sehr entspannt. Über das wie und wo schreibe ich dann etwas später.
(Foto: Boris Bernhard)
Dann war ich letztes Wochenende auf einem Larp. Die weiße Dohle spielte im dreißigjährigen Krieg. Da es im Herbst noch einen zweiten Run geben wird, kann ich nicht viel erzählen, aber es ging um Flüchtlinge - von denen ich einer war -, um religiösen Wahn, um die Angst vor dem Fremden und darum, wie unterschiedliche Interessen dazu führen, dass sich am ende keiner mehr vertraut und sich jede gesellschaftliche Gruppierung nur noch um ihre eingenen Interessen kümmert. Für mich war interessant, dass ich verstanden habe, wie Parallelgesellschaften ticken: Es hatte sich mit meiner kleinen Gaunertruppe, die der eigenen "Familie" gegenüber schnell eine hundertprozentige Loyalität und ein Zusammenhalt entwickelt, der uns aber gleichzeitig gegen alle Autoritäten - ob das die Burgherrschaft, der Klerus oder ein Soldatentrupp war - abgrenzte, eine gar nicht so bewusst intendierte Abgrenzung ergeben, wie sie wahrscheinlich auch heute in Vorstädten oder bei ethnischen Minderheiten passiert. Und ich muss sagen: das hat sich sehr gut angefühlt, vor allem, weil wir sehen konnten wie schwach, korrupt oder ideologisch diese ihre Entscheidungen getroffen haben, in denen "wir" keine Rolle spielten.
Ein anderer Effekt, der im Debriefing am Sonntag ganz klar herauskam war, wie erschreckt die SpielerInnen darüber waren, dass sie entgegen besseren Wissens ein Gefühl der Rückerlangung von Kontrolle spüren konnten, als sie am Ende noch ein paar Hexen verbrannten. Der Gedanke war "Wenigstens passiert mal was" oder "Wenigstens tut jemand was", was man auch heute immer mal hört, wenn zum Beispiel ein Asylbewerberheim brennt. Die Erfahrung, dass man mal mitbekommt, wie dieser Gedanke zustande kommen kann - nämlich vor allem durch das Gefühl der Überwältigung und Machtlosigkeit durch die Umstände - war wohl sehr gruselig. Wer so nicht dachte, sagte dennoch nichts, sondern war insgeheim froh, dass es ihn nicht erwischt hat. Am Ende führte beides dazu, dass niemand sich dem sich entfaltenden, offensichtlichen Wahnsinn in den Weg stellte...
Was gabs noch? Ich war auf einer schönen Party eingeladen, die ein warmes und sonniges Wochenende lang dauerte. Sich mit Freundinnen und Freunden viel Zeit zum gemütlichen Feiern und Quatschen und essen und trinken zu nehmen ist etwas, was man viel öfter tun sollte. Leider bin ich sehr schlecht darin, sowas zu initiieren, daher war ich sehr dankbar, dass ich dabei sein durfte.
Das unangenehme Ereignis diesen Monats war, dass ich mir ein gefühlt riesiges Stück Backenzahn abgebrochen habe (Nie wieder Körnerbrot!) und ich jetzt einige Zahnarzttermine vor mir habe.
Ich hab hier eine ganze Weile nichts mehr reingeschrieben. Das liegt nicht daran, dass nichts passiert ist, sondern im Gegenteil: Ich hatte einfach woanders zu tun. Letzte Woche zum Beispiel war Karneval und ich war tatsächlich mal wieder ein bisschen unterwegs mit Freunden und wie es halt so ist, sind private Wasserstandsmeldungen, die weder für die gesamte Nachwelt relevant sind bzw nur Menschen interessieren, mit denen ich irgendwie persönlich verbunden bin, ja in die entsprechenden sozialen Medien abgewandert.
Außerdem war ja Februar und da mache ich gerne beim February Album Writing Month mit. Dieses Jahr wollte ich mal was anderes machen als sonst, nämlich Lieder schreiben und aufnehmen, die ich nur am Klavier begleite und singe, möglichst in einem Aufnahmetake. Nicht, weil ich das so gut könnte, sondern weil ich das so noch nie gemacht habe und seit etwas über einem Jahr genau das übe. Das heißt, ich wollte so weit wie möglich raus aus meiner Komfortzone. Das führte dann zu für mich durchaus überraschend akzeptablen Ergebnissen und sogar meinen ersten Collaborations mit anderen FAWMern.
Dann haben Sven und ich unseren Podcast We Know Kung Fu weitergeführt, immer noch ziemlich unter Ausschluss einer größeren Öffentlichkeit (wir haben inzwischen etwa 200 regelmäßige Hörer). Zu meinem letzten Artikel hier über die neuen alten Bullies entstand zum Beispiel eine eigene Folge, die meiner Meinung recht gelungen ist. Wir werden diese Woche eine neue Folge aufnehmen, es ist also höchste Zeit, uns mal zu abonnieren. Was ich leider immer noch nicht geschafft habe ist, eine zweite Podcast-Linie zu anderen Themen zu machen, die mich interessieren, aber ist ja alles Hobby. Ich hab auch keine Lust, mich selbst unter Druck zu setzen.
Ebenfalls viel Zeit beansprucht hat meine Arbeit an unserem Ghostbusters-LARP Zeitgeist, für das im Januar und Februar endlich mehr Informationen veröffentlicht werden konnten, wie und was da eigentlich gespielt wird. Ich betreue die Website und Facebook-Page und habe einen Artikel für die aktuelle Ausgabe der LARPZeit geschrieben.
Und nicht zuletzt habe ich mich im Februar mit meiner Kusine Diana dazu entschlossen, ein Buch zu schreiben, für das wir uns in den letzten Wochen einige Male zusammengesetzt haben und gerade das Konzept fertigstellen. Darüber kann ich leider jetzt noch nicht viel erzählen, obwohl wir das ganze quasi schon fast vollständig in unseren Köpfen haben. Zumindest hab ich es jetzt - ein bisschen versteckt - zum ersten mal angekündigt. Bitte ansonsten noch um etwas Geduld.
Ach ja, und für Geld arbeiten musste ich ja auch noch hin und wieder. Vielleicht hier noch ein Update: Es geht mir sehr gut damit, selbständig zu sein. Vieles von dem, was ich gerade mache und worüber ich hier schreibe wäre gar nicht - oder nur mit viel Stress - möglich, würde ich immer noch irgendwo ein Angestellter sein. Der Plan, nur so viel für Geld zu arbeiten wie nötig, um mehr Zeit für Dinge zu haben, die ich gerne mache, hat bislang wunderbar funktioniert. Ich bin so entspannt, wie ich es seit vielen Jahren nicht war.
Es ist also jede Menge los gewesen in den letzten sechs Wochen und ich habe auch einiges produziert und veröffentlicht, nur eben alles irgendwo anders als hier im Blog.
Es ist schon ein Weilchen her, dass ich mit Patrick Breitenbach mal darüber gesprochen habe, wie enttäuscht ich von Nerds bin, die es nicht schaffen, aus unserer Geschichte der Diskriminierung und einer Kindheit und Jugend als Opfer von Bullies den einfachen Transfer hin zu bekommen, dass der Schutz und die Solidarität mit Minderheiten und Diskriminierten ein Thema für uns sein muss. Dass es jetzt, wo wir mal Gehör finden und an vielen Stellen sogar die Oberhand haben, wichtig ist, nicht so zu tun, als ob wir nichts mit diskriminierten Gruppen und Menschen, die unter Vorurteile und Klischees leiden, zu tun hätten. Ich habe damals gesagt, dass wenn Nerds hier nichts unternehmen, das ganze Thema Nerds sehr schnell wieder untergehen wird, so wie es den Hippies gegangen ist. Und dass das in diesem Fall auch zu Recht passieren würde, denn dann haben wir es nicht anders verdient.
Ich bin ja bekanntlich kein negativer Mensch. Aber ich versuche, die Dinge realistisch zu sehen, wenn es um eine Einordnung geht. Meine Beurteilung von Dingen, die für andere Menschen gerne mal den Vorabend des Weltuntergangs einläutet, ist meistens wesentlich weniger aufregend. So auch jetzt: Natürlich ist der Aufstieg der Rechten bedenklich und gefährlich. Natürlich ist ein Präsident Trump eine grauenhafte Vorstellung. Natürlich ist die Übernahme der öffentlichen Diskussionen im Netz durch krakeelende Schreihälse, stumpfe Extremisten und hemmunglose Hater schlimm. aber es ist kein Weltuntergang und es ist nicht so, als ob man dagegen nichts tun kann, denn wir haben es weder mit einer Naturkatastrophe zu tun, noch mit einer völlig neuen Sorte Menschen. Gleichzeitig aber sind die momentanen Effekte bedenklich, denn es war nicht zuletzt das Internet und seine Dienste wie Twitter und Facebook, in dem gerade marginalisierte Gruppen sich endlich Gehör verschaffen konnten und in den letzten Monaten wird deutlich, dass der Ton in eben diesen Diensten so unfreundlich und giftig wird, dass sich diese Gruppen daraus zurückziehen müssen und damit Gefahr laufen, wieder zu verstummen.
Vielleicht muss man ein an die Fünfzig Jahre alter Nerd sein, um das zu erkennen, aber: Wir kennen das doch. Wir wissen, wie es ist, "die" zu sein gegenüber denen, die sich als "wir" bezeichnen. Wir kennen die Anführer. Die Trumps. Ich meine: Der Vergleich von Trump mit Biff Tannen, dem Bully aus "Zurück in die Zukunft" lag doch derart auf der Hand, dass er sofort aufkam, sobald Trump seine Kandidatur bekannt gab. Wir kennen diese (virtuellen) Muskelprotze und wir kennen auch die Clique die diesen Leuten hinterherläuft und glaubt, wenn sie nur genauso herumblöken, wären sie wie die oder bekämen ein bisschen von ihrem Fame ab.
Das sind also schlicht die Bullies von früher und jetzt werden sie auch im Internet aktiv: Genauso ignorant, laut, rücksichtlos und schamlos wie eh und je. Mit dem selben klaren Bewusstsein, mit allem durchzukommen, solange sie einfach nur zeigen, wer hier der Macker ist. Und wie früher scharen sie ihre Anhänger und Anhängerinnen hinter sich, die auf der Gewinnerseite stehen wollen, denn der Bully sagt an, wer die Loser sind: Nämlich jeder, der schwächer ist als er und nicht hinter ihm steht. Wir kennen auch die, die sich fein raushalten und zwar nicht mitmachen, aber auch keinen Finger rühren, so lange etwas nicht ihren eigenen Status in Gefahr bringt. Das war für uns als bebrillte, schmale, unbeliebte Kids lange und in zig Variationen das alltägliche Verhältnis zum "Mainstream", dem gegenüber wir daher ein starkes Misstrauen aufgebaut haben, das viele aber offenbar zu schnell wieder vergaßen, als Nerds plötzlich selbst zum Mainstream-"Wir" gehörten.
Der größte Feind des Bullies und seines Gefolges ist die Vielfalt und der Pluralismus. Dass Unterschiede akzeptiert werden mindert seine Deutungshoheit und verunsichert seine Fans, für die es nur ein richtiges und viele falsche Leben geben kann. Und das richtige Leben muss das der Mehrheit sein. Sehen sie plötzlich zu viel von dem, wie Schwule und Lesben leben, dass es Trans- und andere Sexualitäten gibt, dass Frauen individuelle Menschen mit unterschiedlichen persönlichen Zielen sind, dass es unterschiedliche Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Lebensentwürfe gibt, die ihnen den Eindruck vermitteln, dass ihr Anteil an der Welt ein viel geringerer ist, als sie dachten und vor allem fühlten, erscheint ihnen das bedrohlich. Als Angriff auf ihre Vorherrschaft. Und da es ihnen um Macht geht, reagieren sie darauf mit den bekannten Mitteln der Bullies: Den Drohgebärden aus hemmungslosem Hass, verletzendem Spott und - nach diesen Angriffen auf die Seele und der Rückversicherung, dass niemand sich wehrt - am Ende auch körperlicher Gewalt.
Wie konnte das passieren? Wie konnte das, was das Internet zur Vielfalt beigetragen hat, verloren gehen und zu seinem Gegenteil gedreht werden? Wie konnte es passieren, dass Menschen in den Diensten, die mal für Empowerment und Pluralismus standen, heute so massiv Hass und Häme entgegenschlägt, sobald sie wagen, etwas zu sagen?
Eine Erklärung meinerseits dafür ist: Weil das der Mainstream ist. Er war so und ist so. Egal, wie sehr wir dachten, ihn überwunden zu haben. Haben wir nicht, wir waren nur lange an einer Stelle, in dem der Mainstream nicht die Deutungshoheit hatte. Jetzt gewinnt er ihn gerade zurück, auch im Internet. Das ist auch nicht neu, es gibt Stellen, da hat er sie schon seit Jahren: Zum Beispiel in den Kommentarspalten der Massenmedien. Die Community Manager dort bemerken das Fehlen der Meinungsvielfalt gar nicht - es sieht ja so aus, als ob es die gibt, aber es ist nur der alte polare Kampf "die" gegen "wir", "links" gegen "rechts", "richtig" gegen "falsch" oder "gut" gegen "böse", bei dem es immer nur zwei Lager gibt und jede Stimme gnadenlos untergeht, die sagt, es gibt auch noch was "anderes" als diese beiden. Das Andere fand dort noch nie statt. Aber das Andere verschwindet inzwischen auch auf Twitter und Facebook wieder.
Was kann man tun?
Einiges. Zunächst können wir Älteren mal versuchen, nicht entweder in Panik zu geraten oder zu resignieren, sondern festzustellen, dass wir solche Situationen schon mehrfach erlebt, überstanden und auch verbessert haben. Wir müssen uns auch eingestehen, dass wir es nicht geschafft haben, Solidarität zu zeigen und die Tools so zu bauen und zu gestalten, dass Minderheiten geschützt und Pluralismus erhalten oder gefördert wird. Wir können anderen beibringen, dass man nicht auf den ersten hören muss, der was meldet, sondern abwarten kann, bis die Fakten klar sind.
Es gibt die Rückzugsräume. Das waren früher die Selbsthilfegruppen, die Nerdkeller, die Schwulenbars und die Untergrund-Clubs, in denen man sein konnte wie man ist. Das sind im Internet Messenger-Gruppen, geschlossene Foren und Blogs. Mainstream-Plattformen bieten das zum Teil zwar auch, aber die wichtige Anonymität und Pseudonymität gibt es da ja nicht und das ist einer der Gründe, warum gerade junge Menschen sich dort schon länger nicht mehr sicher fühlen und sich beteiligen. Das ist auch alles gut, aber es ist am Ende so wie früher: Man sieht sie nicht mehr. Sie verschwinden aus der Welt.
Was hat das Netz früher richtiger gemacht? Eins war sicherlich die dezentralere Vernetzung über Blogs. Das andere war, dass man in Blogs sein Hausrecht durchsetzen konnte und dumme Kommentare löschen oder die Funktion gar nicht erst freischalten konnte. Die Geschwindigkeit und Heftigkeit, mit der eine Konversation über kontroverse Themen stattfand sowie die Sichtbarkeit, die für die- und denjenigen erträglich war, war durch diese beiden Eigenschaften in einem Rahmen, den man verwalten konnte. Allerdings: Natürlich ist "Back to the Blogs" keine Lösung. "Früher war alles besser, also lasst uns alles so machen wie damals" hat noch nie funktioniert. Aber man kann aus den Prinzipien und aus den erfolgreichen Mustern lernen.
Eins ist, dass die Deutungshoheit wichtig ist. Bei Twitter ist sie verlorengegangen: Zu leicht kann man dort Mobs organisieren, inzwischen unterstützt von zig Bots, die einen unliebigen Account in kürzester Zeit mürbe machen bis er entnervt gelöscht oder verlassen wird. Seit Twitter Threads auch noch automatisch anzeigt und auch noch das hervor hebt, was eine vermeintliche Mehrheit gut findet, ist Twitter für Minderheiten tot, wenn sie nicht als Multiplikatoren etabliert sind. Auf Facebook sieht das noch etwas anders aus, da man dort die Möglichkeit hat, sich wichtige Filterblasen zu bilden (weshalb ich auch gegen das Narrativ bin, dass Filterblasen etwas schlechtes seien) und sich gegen die Bullies zu immunisieren. Dennoch sind auch hier die Algorithmen so geschnitten, dass Lautstärke siegt, was den Bullies und Mobs momentan in die Hände spielt. Daher ist es auch dort an den Multiplikatoren, sich zu äußern und auch rigoroser die Bullies abzuwehren - zum Beispiel, indem sie sie nicht in ihren Threads zulassen (sprich: löschen) und klarstellen, dass sie sich nicht von ihnen einschüchtern lassen. Es gibt keinen Grund, bei Facebook darauf zu verzichten, sich und andere vor Anfeindungen und vor Bullies zu schützen, so wie wir es in den ersten 10 Jahren der Zweitausender Jahre in unseren Blogs auch getan haben.
Was auch damals gut funktioniert hat und was man daher auch mal in die heutige Internet-Landschaft übertragen kann ist, nicht über jedes hingehaltene Stöckchen zu springen und sich damit zu Empörungsgehilfen machen zu lassen. Natürlich ist es ärgerlich, wenn Politiker oder Medienmenschen versuchen, mit Provokationen und Hass gegen Minderheiten zu punkten. Aber man reagiert immer wieder auf neue Provokationen, die doch immer nur das selbe Lied singen. Eigene Lieder sind aber das, was bleibt. Lasst uns daher mehr eigene Themen setzen statt uns an den Themen der Hetzer abzuarbeiten und die auch noch zu verbreiten. Sind wir doch mal erster. Sollen die sich doch an unseren Themen reiben. Auch das funktionierte in der Blogger-Ära gut: Selbst schreiben, statt woanders zu kommentieren. Die eigenen Positionen festigen und die Menschen unterstützen, die unsere Solidarität brauchen geht auch in den heutigen sozialen Medien und funktioniert auf lange Sicht besser, als seine Zeit in endlosen Kommentarthreads auf Seiten zu verschwenden, in denen Community-Manager ihre Arbeit nicht machen. Sichtbarkeit erhält man nicht in Kommentarspalten.
Was auch passieren muss - und meiner Meinung auch wird - ist, dass die Algorithmen, mit denen Aufmerksamkeit geschaffen oder verhindert wird, sich ändern. Es kann nicht sein, dass wer am lautesten und am wüstesten schreit, mit Reichweite belohnt wird. Die "wir zeigen Dir das, was Relevant ist" Mechaniken der Social Media Plattformen, die die frühere, diskriminierungsfreie schlicht nach absteigender Aktualität sortierte Reihenfolge abgelöst haben, haben unsere Timelines in Schlachtfelder verwandelt: Sobald sich irgendwo ein Bully das Wort ergreift, wird diese Stelle für seinesgleichen auch noch hervorgehoben, damit auch ja alle mitbekommen, wo sie mit Fackeln und Heugabeln einfallen müssen.
Ich bin mir sicher, dass Plattformen, die das nicht erkennen und reagieren, mittelfristig untergehen werden und dass andere Plattformen entstehen und wachsen, die es schaffen, sicherere Orte für alle Gruppen zu sein. Da ist dann mein relativer Optimismus: Ich glaube, dass Pluralismus immer im Vorteil sein wird, egal wie oft ein Backlash es schafft, das für eine Weile anders aussehen zu lassen. In der langen Sicht wird die Welt sichtbar bunter, vielfältiger und multikultureller im eigentlichen Sinne des Wortes. Ich kenne die Siebziger, in denen die heutige menschliche Vielfalt kaum sichtbar war, die Achtziger mit dem Aufstieg von Diversität trotz heftiger Vorurteile und die Neunziger, in denen sich so viele Subkulturen nicht mehr im Untergrund verstecken mussten. Die Richtung war und ist immer vorwärts gerichtet und progressiv. Die Welt der Fünfziger ist Vergangenheit und ihre Weltsicht hat bestenfalls nostalgische Bedeutung. Sie ist so weit weg von unserer heutigen Realität und der Richtung, in die sich diese entwickelt, dass sie genauso wenig wiederkommen wird wie das Deutsche Kaiserreich oder das Mittelalter.
Soweit mal meine Gedanken. Da ist noch viel unsortiert und offen, vielleicht habt ihr ja noch Ideen und Vorschläge, wie wir mit der Situation und mit den Bullies besser umgehen können, denn das wird uns jetzt die nächste Zeit erst mal beschäftigen.
eingetragen am Dez 19, 2016 von jensscholz in .. bloggen
Das war ein seltsames Jahr, denn was in der Welt und in meinem Leben so passiert ist könnte diametraler nicht sein. Ich persönlich hatte ein großartiges Jahr, wenn nicht eins der besten der letzten zehn Jahre. Nachdem letztes Jahr quasi alles um mich herum zunächst in Schutt und Asche gelegt wurde, so dass ich vor lauter Aufräumen, Lecks abdichten und Status Quo aufrecht erhalten gar keine Zeit hatte, meine eigene Situation zu betrachten und zu steuern, dies aber am Ende dazu führte, dass ich mich auf einem komplett neuen Spielfeld wiederfand - vor allem durch die Entscheidung, mich endlich selbständig zu machen - konnte ich mich dieses Jahr so sehr auf den Aufbau meiner eigenen Wirklichkeit und auf das, was ich für mich wollte konzentrieren wie schon sehr lange nicht mehr.
Was mich freute war, dass mir dabei meine Erfahrungen zu pass kam, die ich inzwischen gemacht hatte. Ich bin kein Endzwanziger mehr, der sich nicht wirklich gut darin auskennt, weitreichende Entscheidungen zu treffen oder kritische Wissenslücken hat, die einen Plan mit zu vielen Unbekannten versetzen, um ihn umzusetzen. Ich konnte auf so viel Wissen, auf Können und auch auf gute Kontakte zurückgreifen, die ich in den letzten zwanzig Jahren gesammelt hatte, dass es mir nach diesem Jahr so vorkommt, als ob ich keine Minute ins Schlingern gekommen bin. Und besser noch, ich bin schon jetzt viel weiter, als ich geplant hatte: Das Geld reicht, ich habe mehr Zeit als je zuvor und das was ich tue macht schon jetzt so viel mehr Spass, ist thematisch und inhaltlich spannender, innovativer und cooler und es ist by the way auch so viel sinnvoller als ich dachte. Das ist ein großartiges Gefühl.
Die zusätzliche Zeit konnte ich in Themen und Projekte stecken, die ich seit Jahren vor mich herschob: Einen Podcast starten, LARPs organisieren und drüber reden, etwas mehr Sport treiben, viel mehr Musik machen. Es war für mich endlich ein Jahr, wie ich es mir lange wünschte: Wo viele Dinge ins Rollen kamen, mit denen ich mich in Zukunftt mehr beschäftigen will und kann.
Währenddessen sterben meine Helden - vor allem David Bowie und Leonard Cohen (mit dem ich dieses Jahr zum letzten mal in Gedanken zum gleichzeitigen Geburtstag anstoßen konnte), die Engländer und Amerikaner fallen auf die billigsten Rattenfänger rein und in Deutschland glauben viele Menschen, dass es wieder in Ordnung gehe, Menschen zu jagen und zu verletzen, die anders sind als sie selbst. Darauf hätte ich gerne verzichten können.
Zugenommen oder abgenommen? Ich glaube, ein bisschen abgenommen. Fühlt sich jedenfalls so an. Oder der "Sport" hat geholfen und vielleicht bin ich auch einfach nur fitter. Ich hab immer noch keine Waage.
Haare länger oder kürzer? Ich hab mich ja Ende letzten Jahres stark verkürzt, das ist - zumindest was die Frisur angeht - genug Veränderung an dieser Stelle gewesen und ich habe das dieses Jahr nicht noch weiter getrieben.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Gleich. Auch hier habe ich Ende letzten Jahres ja endlich mal ein Update gemacht, so dass sich da nichts mehr weiter verändert hat.
Mehr bewegt oder weniger? Tatsächlich mehr - ohne das jetzt genau beziffern zu können. Nicht dass ich jetzt plötzlich zum Sportler geworden wäre oder irgendwas regelmäßiges trainiert hätte. Aber ich hab mir im Sommer ein Rudergerät gekauft und nutze es seitdem tatsächlich mindestens zwei mal die Woche für 30 Minuten. Das hat meiner Meinung nach auch tatsächlich was gebracht, weil ich viel seltener meine eigentlich typischen Wetterkopfschmerzen hatte und auch das ganze Jahr nur ein mal (nämlich jetzt grade) krank war. Außerdem wandern Frauke und ich (ok, sagen wir, wir machen längere Spaziergänge) wann immer die Gelegenheit es erlaubt.
Mehr Kohle oder weniger? Gefühlt mehr. Aber es kann gut sein dass das gar nicht stimmt, sondern dass ich anders damit umgegangen bin.
Mehr ausgegeben oder weniger? Gefühlt weniger, zumindest was Ausgaben für mich persönlich angeht. Wahrscheinlich wars aber ein gutes Stück mehr. Anfang des Jahres ist die ganze Familie ein mal kreuz und quer umgezogen, was ein paar auch durchaus unerwartete Folgekosten verursacht hat. Viele der Ausgaben, die ansonsten hatte, waren daher vor allem Altlasten von mir oder jemandem anders. Durch einen ansonsten strikten Sparkurs konnte ich ohne allzu viel nachzurechnen mir liebe und wichtige Menschen unterstützen, was mir wichtiger war als irgendwas zu kaufen, was ich eh nicht brauche.
Warum Sparkurs? Ich hab vor allem mal Rücklagen gebildet, da ich als jetzt neu Selbständiger schlicht zu wenig Ahnung davon habe, was ich am Ende an Kosten habe werde. Da ich zusätzlich eine gewisse Panik vor allem habe, was mit Ämtern zu tun hat, war mir wichtig, sicher zu sein, dass ich nach der ersten Steuererklärung nicht plötzlich auf die Schnauze falle. Die erste Schätzung der Steuerberaterin hat gezeigt, dass das richtig war, denn das zurückgelegte Geld reicht selbst für das teuerste rechnerische Szenario aus.
Der hirnrissigste Plan? Wie jedes Jahr muss ich diese Frage etwas uminterpretieren, da ich eigentlich nichts hirnrissiges im Sinne von etwas total beklopptem mache. Wenn man das so liest, dass es um was für meine Verhältnisse völlig wahnwitziges geht, dann gibt es was: Ich organisiere ein extrem aufwändiges, internationales high-budget LARP mit, das nächstes Jahr im Sommer stattfinden wird. Zum Glück sind da viele großartige Menschen dabei, die sowas in der ein oder anderen Form schon gemacht haben, aber für mich ist das ein spannender Schritt, denn wenn 'Zeitgeist' Erfolg hat, kann wirklich alles passieren.
Ein anderer hirnrissiger Plan ist nicht meiner, deshalb kann ich da noch nichts sagen. Ich nehme aber an, er wird nächstes Jahr unter dieser Rubrik auftauchen.
Die gefährlichste Unternehmung? Selbständig zu sein. Ich habe das Gefühl, dass es super geklappt hat. Sogar besser, als erwartet. Ich wäre aber nicht ich, wenn ich nicht ständig Angst davor hätte, dass ich irgendwas falsch gemacht habe und alles implodiert. Meine Steuerberaterin meint, es sei alles ok und meine Rücklagen wären auch ausreichend, egal was die Steuern sagen, aber das hilft meinen gelegentlichen Grübeleien mitten in der Nacht nicht wirklich. Ich habe mich aber andererseits noch nie beruflich so wohl gefühlt wie in diesem Jahr. Ich hatte noch nie so viel Zeit (das war ja mein Ziel: Gar nicht mal mehr Geld, sondern mehr Zeit zu haben), um irgendwelche tollen Projekte zu starten (wie z.B den hirnrissigen Plan) oder einfach mal spazieren zu gehen, wenn ich gerade Lust habe. Insoweit gibt es absolut kein Bedauern, aus der Tretmühle des Angestelltendaseins ausgestiegen zu sein.
Der beste Sex? 2015 war ja ein sehr anstrengendes Jahr, in dem ich sehr wenig Zeit oder Lust auf sexuelle Abenteuer hatte. Zweisamkeiten waren von allem Gelegenheiten zum Runterkommen und Ausruhen und ich brauchte das auch genau so. Dieses Jahr war es so ähnlich, aber aus zum Glück anderen Gründen. Ich musste ja sehr viel im Auge behalten und vor allem in den ersten Monaten war die Anspannung noch extrem groß, ob ich nach 20 Jahren als Angestellter mein Leben so radikal umstellen könnte. Daher war mir immer noch Rückhalt und die Sicherheit, dass mir liebe Menschen da sind und es uns zusammen gut geht, wichtiger und nicht, ob ich viel oder aufregenden Sex habe (keine Sorge, hatte ich auch).
Das leckerste Essen? Ich erinnere mich tatsächlich nicht an irgendwelche Highlights in diesem Jahr, aber ich habe mich mit FreundInnen eine Zeit lang Dienstags zum Schnitzel essen getroffen, was viel Spaß gemacht hat. Warum haben wir das eigentlich wieder aufgehört? Gleich mal nachhaken...
Das beeindruckendste Buch? Es gibt zwei Bücher, für die ich dieses Jahr Crowdfunding-Aktionen mitgemacht habe und beide haben sich gelohnt. Lustigerweise hatten beide dieselbe Idee, nämlich interessante Frauen der Geschichte vorszustellen. Unterschiedlich war lediglich der Design-Ansatz. Während das eine Buch sie wie abgelehnte Disney-Prinzessinnen katalogisierte, hat das andere Buch sie als Gutenachtgeschichten für Mädchen inszeniert. Die Disney-Idee ist als Ansatz sogar interessanter, leider limitiert das aber die Bildsprache und trägt auf dauer nicht wirklich. Textlich allerdings ist das Buch hervorragend umgesetzt. Das andere Buch hat auf jeden Fall die besseren Illustrationen von unterschiedlichen Künstlerinnen. Beide Bücher sind aber am Ende großartig gemacht und absolut empfehlenswert. Ich könnte nicht entscheiden, welches besser ist.
Der ergreifendste Film? Ich war dieses Jahr vor allem zur Unterhaltung im Kino. Die Filme waren spannend oder witzig, aber ergreifendes war da natürlich eher weniger dabei Rogue One. Du meine Güte. Das hätte ich nicht gedacht.
Die beste CD? Blackstar, David Bowie. Was sonst.
Das schönste Konzert?Amanda Palmer in der Kantine Köln. Die Location war nicht so toll, aber sie spielte drei Stunden und war großartig.
Die meiste Zeit verbracht mit...? neuen Ideen. So viele neue Dinge wie in diesem einen Jahr hab ich in den letzten fünf Jahren nicht angefangen. Ich habe das Gefühl, ich war ständig damit beschäftigt, irgend was neues aufzugreifen und auf den Weg zu bringen. Was natürlich auch daran liegt, dass ich viele tolle mEnschen kenne, die tolle Ideen haben, die ich für unterstützenswert halte. Und da ich mehr Zeit hatte als je zuvor, konnte ich das auch tun.
Die schönste Zeit verbracht damit...? ...Babysitten. Im Ernst. Eva und Dominics kleine Luna, auf die ich während Evas Workshops oder auf den ifols aufgepasst habe, ist mir total ans Herz gewachsen. Sie zieht demnächst nach Regensburg, was mich ein bisschen besorgt, denn das ist schon sehr weit weg...
Vorherrschendes Gefühl 2016? Zufriedenheit. Tatsächlich. So häufig wie in diesem Jahr hatte ich noch nie das Gefühl, dass alles in meinem Leben gerade irgendwie richtig ist. Dass ich schon jetzt viel mehr von dem tun kann, was ich wirklich tun möchte, dass das was ich noch tun will mit jedem Tag in greifbarere Nähe kommt, dass sich alles so entwickelt wie ich es mir vorgestellt habe und besser noch, dass es sogar viel schneller geht als gedacht.
2016 zum ersten Mal getan? Ein Alternate Reality Game geschrieben. Das hat richtig Spaß gemacht und war für mich auch ein ganz persönliches Highlight. Denn genau da wollte ich ja hin: Weg von Marketing, Werbung und Standardkram sondern tolle und interessante Geschichten und Projekte machen, hinter denen mehr steckt als ein ödes Verkaufsziel.
2016 nach langer Zeit wieder getan? Mich um ein Baby gekümmert. Nicht nur eine Stunde oder so, sondern den ganzen Tag und für jeweils eine knappe Woche, mit all dem Schlafen legen, Windeln wechseln, füttern und mit Spielen und Spaziergängen bei Laune halten. Meine zwei eigenen sind ja seit diesem Jahr beide erwachsen, da ist sowas wirklich schon sehr lange her. Aber offenbar kann ichs noch. Und ich kann nur immer wieder sagen, dass es großartig ist, sich mit Kindern zu beschäftigen. Es gibt nichts, was einen mehr öffnet, in den Moment bringt, erdet und einem ein so grundsätzlich und bedingungslos positives Zukunftsbild weckt, als sich auf die ungebremste Neugier und klare Ehrlichkeit eines kleinen Kindes einzulassen.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Johannes' Selbstmord. Ich konnte nicht im Blog drüber schreiben. Ich hab ihn lange Zeit bewundert und war froh, ihn im Mai endlich mal persönlich kennenzulernen und festzustellen, dass er wirklich so ein großartiger Mensch ist wie er mir immer erschien. Und nur wenige Wochen später war er tot. Ich hab nur auf Facebook ein bisschen mit FreundInnen geschrieben und habe meine eigene Sprachlosigkeit mit einem Lied umgangen. 2. Der Aufstieg der Autokraten, der dieses Jahr die ersten echten politischen Implikationen außerhalb von eher kleinen Ländern wie Ungarn oder Polen hatte. Die Lust am Bürgerkrieg, die m.E. inzwischen ohne sich noch zu verstellen von Rechts hörbar ist, scheint aber immer noch zu wenig wahrnehmbar zu sein, um ein echtes Umdenken bei etablierten Politikern zu bewirken, die weitermachen, als ob nichts wäre. 3. Die Erkältung jetzt am Ende des Jahres. Ich hab mich in den letzten zehn noch nie so lange am Stück so gesund gefühlt, wie dieses Jahr. Da kommt mir diese blöde Grippe dazwischen und versemmelt mir den Highscore.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass ich noch viel besser bin, sobald ich nicht mehr in den eingefahrenen Strukturen arbeiten muss.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Das waren viele kleine Geschenke. Von vielen lieben Menschen (und Kindern). Das kann ich dieses Jahr nicht beantworten.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? "Es wird ja auch Zeit, dass mehr Leute mitbekommen, wie gut Du bist." - Ja, das ist interessantweise der schönste Satz. Ich versuche ja immer, so knapp unterm Radar zu bleiben. Ob das aus Angst war, aus Faulheit, aus Schüchternheit oder wegen dieser preussischen Familientradition, hart zu arbeiten und bloß nicht den leisesten Anschein zu geben, man wolle damit angeben, ist wahrscheinlich letztlich egal: Ich habe mich dieses Jahr jedenfalls gefreut, dass ich diesen Satz so oder ähnlich von ganz unterschiedlichen Menschen zu ganz unterschiedlichen Themen gehört habe. Ich habe auch erkannt, dass mein Wunsch, mehr tolle Dinge machen zu können, auch nur erfüllt werden kann, wenn ich noch weiter aus meiner Komfortzone trete. Daher nehme ich ihn als Kompliment und Ansporn mit ins nächste Jahr.
Es gibt so ein paar Dinge, die heute anders sind als zu meinen Jugendzeiten. Was allerdings nicht dazugehört ist, dass die Welt gefährlicher geworden ist, die Spinner (egal, wen ihr persönlich als Spinner anseht) kurz davor sind, die Welt übernehmen oder eine Generation einer anderen (meint: eurer) die Zukunft in ein Jammertal verwandelt.
Was anders ist, sind folgende drei Umstände:
1.
Die Geschwindigkeit, in der wir von allem möglichen, was so auf der Welt passiert, etwas mitbekommen hat sich extrem erhöht. Das bedeutet aber nicht, dass wir auch schneller wissen, was genau passiert ist. Wir wissen nur früher, dass es passiert ist. Früher haben wir Stunden später in der nächsten Tagesschau oder am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren, was bekannt ist.
Bis dahin sind aber oft schon einige der Fragen beantwortet gewesen, die heute, wo wir quasi Sekunden später von einem Geschehnis erfahren, noch völlig offen sind und das einzige, was uns für Stunden berichtet wird ist, wie ratlos und ahnunglos Politiker, Polizei und andere Beteiligte sind. Die Phase, in der ein Sachverhalt geklärt wird, in der Aussagen als Fakten verifiziert oder als Gerücht falsifiziert werden, ist heute teil der News-Ticker, denn die müssen ja immer aktuell sein. Früher hat man von dieser Phase wesentlich weniger mitbekommen. Wenn wir das erste mal konkret informiert wurden was geschehen ist, gab es immer schon die groben Fakten dazu. Das führte zu einem gewissen Vertrauen, dass die Behörden ihre Arbeit machen.
Dadurch aber, dass wir nun live mitbekommen, dass für Stunden alle Fragen unbeantwortet sind, die Ermittlungen erst einmal in zehn falsche Richtungen gehen bevor sich ein klareres Bild ergibt und gleichzeitig aber schon zehn Minuten nach dem Ereignis Politiker oder "Experten" wissen sollen, was zum Geier wir denn jetzt nur tun sollen, führt das zu Verunsicherung und Misstrauen. Obwohl sich eigentlich an der Geschwindigkeit, in der sich die Welt verändert, nichts geändert hat.
2.
Man kritisiert ja momentan öfter mal, dass Soziale Medien uns erlauben, uns in Filterblasen zurückzuziehen, unliebsame Themen und Meinungen aus unserem digitalen Netzwerk herauszufiltern und uns in einer Echokammer einzurichten, in der wir nur noch unsere eigenen Ansichten bestätigen lassen.
Das allerdings ist - finde ich - eine gute Sache. Denn was uns die Digitalisierung beschert hat ist eine Transparenz, die wir früher nicht hatten: Wir bekommen plötzlich mit, wie Leute denken und sich äußern, die politisch auf radikalen Positionen stehen. Wir kriegen mit, wie viele Menschen welche - in unseren Augen völlig abwegigen - Thesen vertreten, an totalen Unsinn glauben und mit welcher Vehemenz für uns selbstverständliche Werte von anderen gehasst und verachtet oder was wir als Verirrungen und Vorurteile ablehnen von anderen geliebt oder verehrt wird.
Früher hatten wir, sorry für die Warner vor der Echokammer, wesentlich dichtere Filterblasen. Eigentlich haben wir die auch heute noch, außerhalb des Digitalen. Niemand käme auf die Idee, in eine Kneipe zu gehen, in der die Fans der gegnerischen Fussballmannschaft ihren Stammtisch haben. Kein Mensch kommt auf die Idee, auf einer Party Musik zu spielen, die nicht zu den Gästen passt (und dann zu sagen, man müsse sich doch auch die anhören, um ein toleranter Mensch sein zu können). Wenn ich ein Familienfest mache, lade ich nicht meine Arbeitskollegen ein. Ich habe Freunde, von denen ich weiß, dass sie sich nie verstehen würden, also treffe ich mich nie mit beiden gleichzeitig. Wenn ich beruflichen Smalltalk führe, rede ich im Normalfall nicht über Politik oder Religion.
Und: Wir gehen Menschen, mit denen wir nichts zu tun haben wollen, aus dem Weg. Bewusst und - bedingt durch Sozialisation, Kompetenzen, Wohnort, besuchte Schulen Studien- oder Ausbildungsplätze - zu einem erheblichen Teil unbewusst. Wir geben uns nicht freiwillig mit Menschen ab, die wir verachten und wir suchen aktiv die Nähe zu denen, die wir bewundern oder mit denen wir uns verbunden fühlen.
Das Praktizieren dieser sozialen Konventionen schützt uns vor Stress und hilft uns, konstruktiv zu sein. Es immunisiert uns und macht "unsere" Welt überschaubar, vertraut und vermittelt uns ein Gefühl der Sicherheit. Es macht uns andererseits natürlich auch ignorant und hilft uns nicht, unsere Wahrnehmung zu korrigieren (zum Beispiel wenn es um Privilegien geht), Fehler zu entdecken und Voruteile abzubauen.
Aber: Was viele Menschen momentan in der digitalen Welt (und hier ist diese noch sehr getrennt von der echten Welt) erleben ist eine Kakophonie an Unterschieden, die sie vorher nie in dieser Menge und Wucht wahrgenommen haben. Sie werden konfrontiert mit tausenden sich zum Teil in unvereinbarer Absolutheit widersprechenden Ansprüchen, Weltbildern, Lebenseinstellungen und Wertekatalogen. Ihnen werden von allen Seiten Forderungen gestellt, die nie zufriedenstellend erfüllt werden können, weil zum Beispiel Informationen ungleich verteilt sind und die nötige Bildung und Sozialisation fehlt. Und selbst wenn man einige erfüllen kann, wird man dann von denen kritisiert, die die gegenteiligen Forderungen stellen.
Daher muss man auch in der digitalen Welt lernen, sich zu distanzieren, Filter zu setzen, Abstände einzubauen und sich abzugrenzen. Das ist erst mal nichts schlimmes, das haben wir schon immer so gemacht, um überhaupt handlungsfähig zu sein. Wenn ich allen zuhören muss, höre ich vor lauter Lärm gar nichts mehr. Wenn ich mich verständlich machen will, muss ich Wege finden, nicht erst mal schreien zu müssen, um das ganze Rauschen zu übertönen (weshalb ich nicht in unmoderierte Medienforen kommentiere).
In dieser Phase befinden wir uns gerade und ich gehe davon aus, dass wir lernen, den Mittelweg aus Ignoranz und Offenheit zu finden, der uns dieselbe Sicherheit im Leben erlaubt, wie wir sie früher ohne digitale Kanäle erreichen konnten.
3.
Einer der häufigsten Gründe für mich, irgendwo etwas zu kommentieren, auf Twitter ein Reply zu schreiben oder jemanden anzusprechen ist mit der Frage verbunden, warum das Wort "oder" in einem Argument auftaucht. Ich habs an anderer Stelle schon mal versucht, zu beschreiben: Woran liegt es, dass man heute viel häufiger vor binäre "entweder - oder" Fragen gestellt wird, obwohl es weder notwendig ist, sich ausschließlich für eine der beiden vorgeschlagenen Alternativen zu entscheiden noch diese beiden Möglichkeiten die einzigen Lösungswege darstellen?
Beim Brexit wurde gefragt "In or Out", anstatt dass man sich alle Möglichkeiten überlegte, die für das Land möglich sind, die Implikationen erklärte und dann eine wirklich informirte Entscheidung über drei, vier oder noch mehr gangbare Alternativen möglich gewesen wäre, die nicht eine Spaltung der Nation verursacht hätte.
Denn das tun diese schwarz-weiß Argumentationen, in denen es imm nur um entweder/oder geht. Die Zustimmung zum Einen impliziert immer die Ablehnung des Anderen. Was dazu führt, dass es nie das gibt, was eine Demokratie ausmacht und eine diverse Gesellschaft befähigt, Unterschiede zuzulassen: Kompromisse.
Aber auch unsere Handlungsfähigkeit wird dadurch extrem eingeschränkt. Man kann nicht mehr ausprobieren oder testen. Man kann es nur noch richtig oder falsch machen. Und ob etwas richtig oder falsch ist, beurteilen die anderen. Selbstverständlich sind richtig und falsch dann auch noch absolut. Das heißt, was für mich richtig ist, kann für jemanden anderen auch nur richtig sein. Was ja Unsinn ist, denn jeder Mensch befindet sich ja in einer anderen Position, hat andere Stärken und Schwächen, folgt anderen Interessen oder Weltanschauungen und verfügt über andere Möglichkeiten (zb Geld, Bildung, Kontakte, Körpereigenschaften).
Das ist ein Problem. Und es gibt ein weiteres: Sobald man Verständnis - nicht etwa Zustimmung - für eine Ansicht zeigt, steht man schon auf der Gegnerseite. Denn eine Welt aus "oder" kennt ja nur Gegensätze. Die "oder" Welt erlaubt keine Alternativen, die das Problem für beide Seiten lösen und keinen Kompromiss, mit dem alle leben könnten. Geschweige denn, einen Pluralismus, der den anderen einfach ihre Meinungen, ihre Lebensstile, ihre Sexualität oder ihre geliebten Freizeitbeschäftigungen haben lässt, die ich für mich eventuell ablehne, mit denen ich aber gar keine Berührung habe. Keine Homoehe macht eine Heteroehe ungültig. Keine Religion befindet darüber, woran ich glaube und woran nicht. Kein Pokemon-Go Spiel installiert sich automatisch auf mein Handy und zwingt mich, kleine Monster zu fangen. Allerdings würde ich, wenn ich es täte, auch nicht automatisch verblöden.
Denn ein weiteres Problem, das es nur in der "oder"-Welt gibt ist, dass wer das eine tut, das andere automatisch nicht tut. Die "Oder"-Welt besteht nur aus "anstatt". Ein "sowohl - als auch" ist darin ausgeschlossen. Ich kann aber sowohl Computerspiele genießen als auch lange Wanderungen machen. Ich kann mich sowohl über Umweltschutz informieren und entsprechende Maßnahmen treffen als auch mit ner Tüte Chips einen schnulzigen Liebesfilm anschauen. Ich kann mich sowohl kritisch zu bestimmten Vorgängen in den USA äußern als auch zu bestimmten Vorgängen in Russland und gleichzeitig sogar an beiden Ländern viele Dinge mögen. Ich kann mich sowohl für die Stärkung der EU einsetzen als auch Kritik an ihrer Finanz- und Austeritätspolitik äußern. Denn eigentlich ist die Welt eine "und"-Welt. Aber das scheint man leider etwas vergessen zu haben.
In einer "und"-Welt kann man plötzlich Verständnis entwickeln, ohne dass das eine Zustimmung ist. Man kann Empathie haben und gleichzeitig seine Sympathie oder Antipathie behalten. Man hat plötzlich immer mehr als nur zwei Optionen.
(Mia und ich auf der re:publica - beim alles nicht so Ernst nehmen.)
Fazit:
Das sind drei Umstände gewesen, die heute anders sind als früher. Zumindest in meinem Leben und in meiner Wahrnehmung. Ich habe sie weder umfassend betrachtet noch sind diese drei Punkte die einzigen. Es sind nur die, die mir in letzter Zeit verstärkt auffielen.
Gibt es daraus eine Erkenntnis?
Ich glaube schon. Zum Beispiel die, dass die Welt nicht komplizierter geworden ist, sondern nur lauter und dass wir es selbst in der Hand haben, die Lautstärke wieder auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Man muss nicht jedem Liveticker folgen, wenn man die Unsicherheit schlecht aushält. Man muss sich nicht mit allen Menschen, ihren Meinungen und ihren Diskussionen beschäftigen, wenn einen das lähmt, ängstigt oder ärgert. Man muss nicht entweder alle Ereignisse verfolgen und jeden Menschen akzeptieren oder sich völlig abschotten und nur noch mit gleichgesinnten sprechen. Man kann sich auch seine ganz persönliche Komfortzone einrichten, indem man hier ein wenig und dort etwas mehr reguliert. Man kann mit angenehmerer Lautstärke beginnen, nicht alles in Hitler oder Jesus einzuteilen. Man kann seine Geschwindigkeit anpassen, man kann aufhören, binäre Fragen zu beantworten und stattdessen beginnen, zu überlegen, ob sie überhaupt relevant sind und wenn ja, wie die besseren Antworten lauten, die irgendwo zwischen Ja und Nein liegt.
Man kann mal runterkommen und kapieren, dass runterkommen nicht dasselbe ist wie Ignoranz, nur weil runterkommen in der schwarz-weiß Welt nicht auf der "Oh Gott, wir werden alle sterben wenn wir nicht sofort was tun!"-Seite steht.
Und am Ende geht es einem besser, man ist immer noch gut informiert, hat Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind und hat immer mehr als nur zwei Optionen.
Die Sauna wars. Ganz klar. Die Sauna. Die Antwort auf die Frage, was mein Highlight gewesen ist, dieses Jahr auf der re:publica.
Nicht, weil sie irgendwie schräg war oder irgendwie gar nicht reinpasste oder ein gelungener Gag. War sie nämlich nicht: Sie passte so genau und harmonisch in mein Bild, in meine Beziehung zur re:publica, in meine Liebe zur re:publica wie nichts anderes dort. Denn es war eine echte Sauna, kein Fake, keine Sauna light, kein Marketinggag vor dem man ein Foto macht, die aber in Wirklichkeit nur Staffage ist. Man musste sich drauf einlassen, um sie zu genießen: Zwei Durchgänge, 95 Grad, Aufgüsse, kalte Dusche dauerten eine Stunde, in der man schwitzte, sich gut unterhielt, ausruhte, die Hektik vergaß und den Party-Abend einleitete.
Und wie das Abschlusssingen wünscht man sich sofort, dass sie ab jetzt für immer da ist. Wie konnte man nur so lange ohne Sauna re:publica machen? Selbst wenn 7950 Menschen vielleicht sogar bis zum Ende gar nicht bemerkten, dass es sie überhaupt gab. Diese Sauna war für mich das, was die re:publica von allen anderen Konferenzen unterscheidet, denn sie stand einfach nur im Hof, mit netten Menschen dabei, unaufdringlich, authentisch im eigentlichsten Sinne des Wortes. Nichts für alle, aber für alle die sich darauf einließen.
Und die Verbindung zu den wichtigen Themen liegen auf der Hand: Privatsphäre, Entblößung in der Öffentlichkeit, Echtes und Unechtes, soziale Interaktion ohne Kleidung an und ob das wohl gut geht? Wir twitterten Jeff Jarvis Fotos und machten ihn neidisch. Es lag so nahe, denn 2010 war er in Berlin und erzählte, wie er in der Deutschen Sauna saß und sich über die Deutsche Offenherzigkeit wunderte, wo man hier doch so seltsam heftig auf Privatsphäre poche. So schließt sich der Kreis, oder besser: So hängt alles irgendwie zusammen.
Meine Liebe zur re:publica ist leicht zu erklären, denn sie funktioniert so, wie Liebe nun mal funktioniert. Erst ist man verknallt und wenn es nach den Funken warm bleibt, geht man eine echte, tiefe Beziehung ein. Man freut sich, wenn sie Erfolg hat, als wäre es der eigene Erfolg. Man sieht die Fehler und Unzulänglichkeiten, erkennt sie aber als Charaktereigenschaften an. Man schimpft mit ihr und klatscht sich an die Stirn, wenn sie sich mal dumm benimmt und ist erleichtert, wenn sie eine ehrliche Entschuldigung ausspricht (Stichwort #cheesegate). Und man lässt sie machen, denn sie gehört einem nicht. Ich vertraue darauf, dass sie - auch wenn sie sich von dubiosen Konzernen sponsoren lässt oder fünf mal den eigentlich selben Vortrag ins Programm nimmt - am Ende immer doch das tut, was sie für richtig hält, denn das ist ja das, wofür man sich in jemanden verliebt hat.
Und die Sauna zeigt mir stellvertretend für so vieles andere über das ich eventuell auch noch mal schreibe, dass sie - obwohl sie inzwischen so erfolgreich, groß und wichtig geworden ist - immer noch sie selbst ist und an mich denkt (Ok, und weil ich dieses Jahr wieder über ein vermeintlich totales Nerd-Thema reden durfte.).
Dafür, meine liebe re:publica, dass Du Dich ständig änderst, aber nie anders wirst. Dafür, dass Du inzwischen so ein stabiler Fixpunkt bist, der mir jedes Jahr Glück und Energie bringt. Dafür dass ich ein kleiner Teil deiner munter wachsenden Familie sein darf, danke ich Dir. Dein treuer Freund.
Ich kenne aus Projekten diesen Moment, in dem es nicht weiter geht, obwohl das Konzept schon lange fertig ist. Es wird immer wieder diskutiert, geändert, diskutiert und wieder geändert. Wenn ich in so einem Projekt Concept Lead bin ist es mein Job, allen zu erklären, dass wir an der Stelle sind, an der eine Entscheidung gefällt werden muss. Denn das Konzept wird nicht mehr besser, es wird nur noch anders. Es gibt nämlich für Systeme, die mehr als das Prinzip "eine Ursache - eine Wirkung" abbilden und noch dazu berücksichtigen müssen dass Menschen sie bedienen, nicht die eine beste Lösung. Und es gibt für jede Lösung, die man sich ausdenkt, zig Alternativen die genauso gut funktionieren, nur eben anders.
Daher wundere ich mich immer wieder darüber, wie schnell Menschen (und Politiker) glauben, keine Alternativen mehr zu haben. An Alternativen mangelt es eigentlich nie und dadurch auch nicht an möglichen guten Lösungen. Ich frage mich tatsächlich öfter, was daran Schuld sein könnte, dass sich so viele Menschen so eingeschränkt fühlen. Ist es der Wunsch nach einfachen Lösungen, selbst bei Problemen, die alles andere als einfach sind? Oder liegt es daran, dass man immer wieder vor "entweder - oder" Fragen gestellt wird, obwohl es weder notwendig ist, sich ausschließlich für eine der beiden vorgeschlagenen Alternativen zu entscheiden noch dass diese beiden Möglichkeiten die einzigen Lösungswege darstellen. Versucht hier doch mal die Gegenfrage "Warum nicht beides?" zu stellen. Meistens funktioniert das nämlich sogar.
Ein Beispiel. Auf Facebook kursieren ja immer mal solche Logikspielchen wie das hier:
Man geht dabei davon aus, dass es genau eine richtige Lösung dafür gibt*, welche Zahl das Fragezeichen ersetzt. Aber stimmt das denn so? Ich finde problemlos schon mal drei völlig unterschiedliche: Zum Beispiel wenn man die Anzahl der kleinen Quadrate zählt plus 1, dann wäre die Lösung 10. Zählt man aber alle Punkte, an der sich eine gerade Anzahl Linien trifft, ist die Lösung 8. Und zieht man die Anzahl der Quadrate von der Anzahl der Punkte ab an denen sich zwei Linien treffen, ist die Lösung 7. Und wenn ich ein bisschen länger darüber nachdenke, fallen mir noch viel mehr ein, möglicherweise auch solche, in denen gar keine Zahl als Lösung herauskommt oder ich finde eine Logik, nach der das Fragezeichen einfach stehen bleibt.
Ich vermute, was Menschen davon abhalten könnte, eine Entscheidung zu treffen ist, dass ihnen Informationen fehlen, sie daher Annahmen treffen müssen und es macht ihnen Angst, dafür die Verantwortung zu übernehmen. In dem obigen Bild gibt es keine Angabe darüber, welche Bedingungen meine Lösung erfüllen muss. Dennoch wird angenommen, dass es eine "richtige" Antwort geben muss und alle anderen möglichen falsch sind. Was aber nicht stimmt, denn alle meine oben genannten Lösungen erfüllen die Anforderung einer logischen Verknüpfung, die für beide Zeilen gemeinsam gilt und sind daher richtig. Wenn schon bei einer Aufgabe, die derart überschaubar ist, solche Probleme entstehen, wie potenziert sich das bei wirklich komplizierten Herausforderungen? Oder bei einer gesellschaftlichen Aufgabe?
Wir können nicht Entscheidungen ewig hinauszögern, aber Entscheidungen müssen auch nicht alternativlos sein. Man kann - und das vergisst man so oft obwohl man es ständig tut - Dinge gleichzeitig machen. Zum Beispiel akute Not bekämpfen und Flüchtlinge aufnehmen und dafür sorgen dass Menschen in Deutschland nicht mehr so schnell sozial abstürzen können damit die ihre Ängste nicht auf daran völlig unschuldige Ausländer projezierern. Oder eben, ein flexibleres Konzept abnehmen, das einem erlaubt, später Erfahrungen zu sammeln und jederzeit Verbesserungen zu machen wenn sie sinnvoll oder notwendig werden. Es ist ja nunmal so, dass man nie weiß was passiert, bevor es passiert. Erfahrungen helfen, Informationen helfen, aber am Ende wird der erfolgreich sein, der dafür gesorgt hat, dass es immer genug Platz für Alternativen und Änderung gibt.
*P.S.: Ich habe die allgemein als "richtig" akzeptierte Lösung für das Rätsel nicht genannt.
eingetragen am Dez 19, 2015 von jensscholz in .. bloggen
Dieses Jahr kann ich mich nicht darüber beklagen, dass nichts passiert ist oder dass es zäh war oder dass es so aufhört wie es angefangen hat. Es ist viel passiert. Zuerst anderen, dann mir. Das große Rad hat sich nicht nur ein mal bewegt sondern gleich mal richtig zugelangt, wenn es schon mal dabei war.
Aber von vorn:
Das Jahr begann tatsächlich ein wenig zäh. Alles wie immer. Ich war im Job gerade in meinem neuen Team angekommen und fühlte mich halbwegs etabliert. Die ersten beiden Monate waren zwar ziemlich lau, weil ein Kunde sich nicht entscheiden konnte und der andere auch nur langsam in die Pötte kam, aber ab Ende März lief dann alles seinen normalen Gang. Ich kam als Concept Lead auf ein schönes, großes Projekt (ich mag große Projekte), das mich dann auch bis Oktober beschäftigen sollte - sprich: Das Jahr war eigentlich gesettlet und ich war ein bisschen genervt davon, dass es wahrscheinlich nicht dazu führen wird, dass sich etwas verändert.
Ostern herum waren wir mit erweiterter Familie im Urlaub in Edinburgh. Wir hatten das beste Frühlingswetter und Astrid fand einen winzigen Pub, in dem jeden Abend irgendwelche Menschen Livemusik machten. Es war mein erster richtiger Urlaub seit Ewigkeiten. Dann war re:publica und die war nett wie immer. Das Jahr lief also seine ganz okaye Bahn.
Dann änderte sich alles. Zwei Anrufe - am selben Tag: Ein plötzlicher Todesfall in der Familie meiner Freundin und ein eskalierter Krankheitsfall in der Familie. Letzterer sorgte dafür, dass ich mich knapp drei Monate um ziemlich viel Organisation kümmern und vor allem, eine gewisse Stabilität vorhalten musste. Ich habe also gearbeitet, mich um Familie und Freundin gekümmert und bei allem dafür gesorgt, dass jeder sehen kann, dass ich in Ruhe die Stellung halte. Auch als Ende Juli auch noch klar war, dass sich unsere Abteilung auflösen wird und ich zum November den Job aufhören würde.
Jetzt ist Dezember und das Leben läuft in eine derart andere Richtung, als ich mir je hätte vorstellen können: Ich bin gerade dabei, mich selbständig zu machen und habe schon Aufträge bis April. Ich werde Anfang 2016 in eine größere Wohnung ziehen und Lewin wird bei mir wohnen. Die beiden großen Krisen um mich herum sind soweit überstanden und zusätzlich hat meine liebste Freundin, bei der ich Trauzeuge sein durfte, jetzt ein wunderbares Baby. Alles ist jetzt anders, aber wirklich schlimm ist nichts mehr davon, im Gegenteil.
Zugenommen oder abgenommen? Gleich geblieben, nachdem ich letztes Jahr ein paar Kilo weniger hatte. Ich hatte ja einiges zu tun und da verbrenne ich immer gut. Konzentration macht bei mir ungefähr dasselbe wie regelmäßiger Sport.
Haare länger oder kürzer? Seit gestern so kurz wie seit 26 Jahren nicht mehr. Weil ich es gerne habe, dass man große Veränderungen auch von Außen sieht.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Da ich dieses Jahr endlich mal wieder die Augen neu gemessen habe kann ich das genau beantworten: Die Kurzsichtigkeit ist etwas weniger. Aber ich habe jetzt Gleitsichtgläser fürs nah sehen und die Hornhautverkrümmung ist ein gutes Stück schlechter geworden.
Mehr bewegt oder weniger? Mal so, mal so. Es gab so viel zu tun, dass ich darauf nicht achten konnte. Ich hab aber zumindest versucht, zu Fuß zu gehen sobald es möglich war. Unfit bin ich aber immer noch, aber ich hab zwischendurch mal wochenweise gezielt Sport getrieben. So richtig durchhalten mit regelmäßiger Bewegung ist aber einfach nicht meins oder es war auch einfach nicht möglich.
Mehr ausgegeben oder weniger? Mehr als letztes Jahr, weil es (endlich mal) ging. Nicht wahnsinnig viel mehr, aber zum Beispiel habe ich mir ein LARP auf einem Segelschoner geleistet und auch einiges für das Outfit ausgegeben, was ich die letzten Jahre nicht einfach mal so gemacht hätte. Wobei ich nicht vorhabe, mehr Geld auszugeben oder zu verdienen, jetzt wo ich selbständig bin: Ich möchte stattdessen mehr Zeit, die ist nämlich wertvoller und knapper.
Der hirnrissigste Plan? Bis Mai fiel mir nichts ein und ab Mai war nichts mehr zu planen (und daher bis September auch nichts mehr zu bloggen).
Die gefährlichste Unternehmung? Mich selbständig zu machen, nehme ich an. Fühlte sich jedenfalls immer wieder gefährlich an, so sehr dass ich auch immer wieder ins Zweifeln kam und zwischendurch doch wieder ein Vorstellungsgespräch führte. Wobei ich danach jedes mal direkt wieder lieber selbsständig sein wollte bis es am Ende dabei blieb und ich das jetzt mache und es sich meistens großartig anfühlt.
Der beste Sex? Ich denke, ich war dieses Jahr sehr oft nicht in Stimmung, ich hatte ja ständig den Kopf belegt. Aber ich habe so wunderbare Menschen in meinem Leben, die mich auch im Schneckenhausmodus gern haben.
Die teuerste Anschaffung? Meine neue Brille. Bzw vor allem die Gläser meiner neuen Brille.
Das leckerste Essen? Oh, es gab jede Menge gutes Essen. Mein ehemaliger Chef liebt es, zu gutem Essen einzuladen und wir waren sehr oft in sehr guten Restaurants und haben geschlemmt. Mein Abschiedessen im Oktober war aber das Highlight, das war in München bei Sushi + Soul.
Das beeindruckenste Buch? Ich kam dieses Jahr tatsächlich nicht dazu, auch nur ein einziges Buch zu lesen.
Der ergreifendste Film? Mad Max Fury Road. So unerreichbar weit vor allem anderen, was lief. Abgesehen von Star Wars, den ich heute gesehen habe und ganz wunderbar war.
Die beste CD? Indila, Mini World. Und der Soundtrack zu Maleficent von James Newton Howard (ich mag ja so cheesy Bombast).
Das schönste Konzert? Leider haben Astrid und ich es dieses Jahr zum ersten Mal seit sehr langer Zeit nicht auf ein Konzert geschafft, die anderen Dinge waren einfach wichtiger. Für nächstes Jahr liegen die Karten für Tanita Tikaram aber schon auf dem Regal.
Die meiste Zeit verbracht mit...? Schnee schaufeln. Einen Schritt nach dem anderen gehen. Stabilität erzeugen.
Die schönste Zeit verbracht damit...? ...1. Endlich mal wieder in den Urlaub zu fliegen. 2. Mit Frauke Serien zu gucken. 3. Das LARP auf dem Schiff im November (trotz anfänglicher Seekrankheit). Das waren vier Tage, die mich so sehr aus dem Alltag geholt haben, dass es sich anfühlte als wäre ich zwei Wochen weggewesen.
Vorherrschendes Gefühl 2015? Tagsüber Konzentration und Entschlossenheit. Abends und Morgens Zweifel und Ängste. Ich war fast ein halbes Jahr lang immer froh, wenn ich nicht zu viel Zeit zum Grübeln hatte sondern einfach gut funktionieren musste.
2015 zum ersten Mal getan? Sehr bewusst darüber nachzudenken, was ich tun will und die Entscheidung getroffen, keinen Kompromiss einzugehen (Kompromisse sind gut, ich mag die. Aber ich will jetzt auch mal eine Weile ganz meiner Vorstellung folgen).
2015 nach langer Zeit wieder getan? Urlaub! Richtigen Urlaub! Mit wegfliegen und wandern und shoppen und Sachen gucken und abends in den Pub bei Musik absacken! Ach, und Trauzeuge sein, das letzte Mal ist ja auch schon wieder gut 15 Jahre her.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Dass alles auf einmal kommt. Ja, am Ende war alles gut und hat auch dafür gesorgt, dass sich viel geändert hat. Aber es waren dennoch schwere Krisen für Menschen die ich sehr liebe und natürlich wäre es besser gewesen, wenn es die nicht gegeben hätte. 2. Die Erfahrung, dass unprofessionelle Menschen viel Geschirr zerdeppern, wenn sie dennoch viel zu sagen haben. 3. Mit der Arbeitsagentur zu tun zu haben. Alles nette Menschen da, aber es ist halt am Ende dieser gruselig technokratische Apparat und das fühlt sich immer beängstigend an.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass ich uneingeschränkt da bin, wenn man mich braucht.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Vertrauen. Alle haben mir vertraut (und nicht allein privat, auch beruflich). Das ist für mich so wichtig gewesen, dass es wahrscheinlich ausschlaggebend dafür gewesen ist, dass ich so viel Selbstvertrauen aufbauen konnte, um mich endlich auch zu verändern.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? "Du bist für mich immer Familie."
Johnny Häusler told you at the end of the re:publica Finale, that you might wonder about what comes next, that you please just go along with it and perhaps ask someone about it later. Then the Bohemian Rhapsody began to play...
So, for all of you who didn't get an answer i'd like to explain, why the fuck 7.000 people sang the Bohemian Rhapsody at the end of the re:publica:
In 2010 the re:publica already was on the way to become a big and relevant player. We were 2.700 people and i can only guess, but i think i don't speculate too much if i say that this was the year, we all realized, that the re:publica is not very far away from stopping to be a wonderful yearly class reunion of the people who created the german internet culture from below (actually it started as a german blogger gathering) becoming one of the most important events for europes net politics, culture and originating, organized and maintained from and for citizen.
Why is this so important?
Because even at that time and with this scale still no NGO, no political party, no media- or other company created, changed or took this event over. The re:publica still was "our" festival and "we" got it there and we were determined to hold that ground strongly.
And this is something i'm not getting tired to tell everyone: We german net people may have a lot of differences and we may not at all be that homogenous "Netzgemeinde" that we are viewed as and called from bystanders and media. But we created this event that got bigger year by year, that grew out of a small blogger community joined by twitterers, hackers, makers and instead of adding "relevant business groups" giving the largest platform for activists for all sorts of civil rights like womens rights, refugees rights, freedom of speech in all countries, anti surveillance initiatives and so much more.
And to get back on track: i think, 2010 was the year we all knew, that we will grow out of the comfort zone of being underestimated very soon. Soon was two years later, when the re:publica left the then too small confines of the Kalkscheune and Friedrichstadtpalast and changed it's location to the Station, giving place for the massive growth into the event, 7.000 people witnessed the last three days.
But we took something with us, that is very important: A reminder of where we come from. A small gesture, a moment of Goldigkeit. And this is singing the Bohemain Rhapsody together as a very loud, massively emotional karaoke. And if you wonder why people are hugging and crying and awkwardly sniffing and why they sing with broken voices and nevertheless as loud as they possibly can, it's because this is a reminder and a promise, that the re:publica always was and always will be ours.
And this is how it came to be:
For the final session of the re:publica 2010 Johnny prepared a Skype-Interview with Biz Stone from Twitter that didn't work out: He chattet live on the stage with an assistant who obviously played for time. It developed into a hilarious funny dialogue but in the end Johnny told her that we're done waiting and hung up. Then he told us, that he has that old dream to do a karaoke with at least 1000 people and since we are that many in the room... well, how about it? He made some jokes about Biz Stone trying to reach us on Skype and we wouldn't see it because we are all singing but what the hell, let's sing.
And so a fully packed room began to sing along to an old, stuttering karaoke video of Queen's Bohemian Rhapsody on Youtube that is long erased there. It was awkward and funny and we immediately knew that if we do this again next year we will start a wonderful, wonderfultradition, even when they tried to get along without it one year.
To prove, that this is not just a nice legend - at last there can't be more than 1.000 people out of those 7.000 that really have been there - i can show you that all of this really happened: