Meine Einreichung zur re:publica 2014 - Smart Grid: Smarte Überwachung vs. Energiewende von unten
Tja. Jetzt hab ich doch was eingereicht. Allerdings denke ich, dass das tatsächlich ein Thema ist, über das man vielleicht mal sprechen müsste.
Update 4.3.2014: Die Orga scheint derselben Meinung zu sein, der Vortrag wurde angenommen.
Smart Grid - Smarte Überwachung vs. Energiewende von unten
Das Smart Grid der Energiekonzerne zur Optimierung der Stromnetze sammelt Daten aus unserem privatesten Lebensmittelpunkt: Unserer Wohnung. Was sind das für Daten? Wer könnte sie wofür nutzen? Wie können wir verhindern, dass selbst unser Offline-Alltag für Firmen und Behörden völlig transparent wird?
Die Energiekonzerne entwickeln und testen momentan das Smart Grid - das intelligente Stromnetz. Intelligent meint hier allerdings weniger dass es mitdenkt, sondern dass es jede Menge Daten sammelt und auswertet. Daten aus unserer Privatsphäre, nämlich unserem Lebensmittelpunkt: Unserer Wohnung.
Die Verwendung dieser Daten dient zunächst der Optimierung der Stromnetze. Aber: Es sind Daten, die erfassen, wann wir zu Hause sind und wann nicht, wann wir aufstehen und ins Bett gehen. Wann wir unseren Kaffee kochen. Wann wir duschen und wie oft wir den Rechner anstellen. Wie oft und wann wir den Herd benutzen, wann wir fernsehen, welche Räume wie oft verwendet werden (und wofür wir welchen Raum vermutlich nutzen). Wann wir Besuch haben. Und vor allem, wann wir plötzlich etwas anders machen als sonst.
Es ist also die Erweiterung der Überwachung in unsere ganz private Offline-Welt.
Solche Daten sind weit über den Zweck der Stromnetzoptimierung wertvoll und es wäre für mich sehr verwunderlich, wenn sie nicht Begehrlichkeiten erzeugen würden oder die Stromkonzerne nicht schon längst ein Geschäftsmodell für den Verkauf in der Schublade hätten. Über eine Regulierung wird momentan öffentlich noch gar nicht ernsthaft gesprochen. Ich stelle die Fähigkeiten des Smart Grid vor, die Vorteile und Gefahren davon.
Aber ich will nicht die FAZ machen sondern auch Ansätze vorstellen, wie man diese eigentlich ganz hilfreiche Technologie selbst nutzen kann und dabei seine Daten zu behalten. Die andere Dimension dieser Technik beinhaltet nämlich auch die Vision von einer kollektiven, lokalen Energieautonomie. Stromkonzerne und Stadtwerke haben nicht nur Freude daran sondern durchaus auch Angst davor, dass Menschen dieselbe Technik nutzen, um eigene Energievereine zu gründen und ihnen das Geschäft versalzen...
4 Kommentare


Ich hab das Thema auch auf dem Zettel für das FAZ-Blog “Deus ex Machina". Nach meinem bisherigen (noch oberflächlichen) Verständnis ist es nicht unbedingt so sehr das smart grid an sich, das uns datenschutztechnisch Sorgen machen sollte, sondern smart meter in jedem einzelnen Privathaushalt, die je nach Messintervall mehr über uns verraten als eine Abhörwanze. Im Prinzip wäre das smart grid auch ohne diese neuen Zähler in jedem Haus zu realisieren: Die kumulierten Verbrauchsdaten an der jeweiligen Trafostation sollten eigentlich ausreichen für die genauere Aussteuerung in den Netzen.
Aber wie auch immer: Die Zeit ist reif, dieses Thema jetzt anzugehen.
Kommentar von: jensscholz [Mitglied]

Naja, das SG als Gesamtkonstrukt geht schon davon aus, die Haushalte möglichst kleinteilig und genau zu bemessen. An Datensparsamkeit wird da eher nicht gedacht. Und die Argumentation ist ja auch schon dieselbe wie bei Metadaten: Die erhobenen Werte seien ja nicht personenbezogen.

Ja, das stimmt. Und verschärfend kommt hinzu, dass ernsthaft darüber nachgedacht wird, die Kosten für die Umrüstung der Zähler in den Haushalten mit dem Weiterverkauf der Verbrauchsdaten teilweise wieder reinzuholen. Horrorshow…
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