Wie schafft man neue Narrative und Argumentationen?
Jetzt hab ich doch was für die re-Publica eingereicht. Meine ursprüngliche Idee - mal aufzuzeigen, wie exakt und vollständig Tracking heutzutage schon funktioniert - war leider zu ambitioniert. Das verständlich aufzubereiten hab ich mir am Ende nicht in der notwendigen Detailliertheit zugetraut. Aber mich treibt in letzter Zeit - vor allem durch viele Diskussionen rund um Pegida und Charlie Hebdo - ein anderes Thema um, nämlich die Hysterisierung und Entsachlichung von Argumentationen und dass es Zeit ist, gegen die neue Welle des Überwachungswahns endlich mal Narrative zu entwickeln, die wirklich greifen können.
Kurzthese:
Die Kommunikation in diesen Tagen ist oft geprägt von ungünstigen Kommunikationsprinzipien: Grundsätzliche Polarisierungen und Formulierungen als entweder/oder Entscheidungen blockieren schon im Ansatz eine pluralistische Meinungsvielfalt, verhindern Dialogmöglichkeiten und Konstruktivität. Ich stelle Ansätze vor, Narrative zu entwickeln, die diese Fehler nicht machen: Z.B wie erkläre ich, dass Internetüberwachung jeden Menschen angeht? Wieso ist "und" stärker als "oder"? Wie formulieren wir Ziele, die nicht mit "Gegen" anfangen oder mit "verhindern" aufhören?
Beschreibung:
Die Kommunikation in diesen Tagen ist oft geprägt von ungünstigen Kommunikationsprinzipien: Grundsätzliche Polarisierungen und Formulierungen als entweder/oder Entscheidungen blockieren schon im Ansatz eine pluralistische Meinungsvielfalt, verhindern Dialogmöglichkeiten und Konstruktivität. Natürlich ist da eine Absicht dahinter, denn die Idee ist natürlich, Alternativlosigkeit herzustellen und das geht am einfachsten, wenn es nur eine gute und eine schlechte Möglichkeit gibt, ein Problem zu lösen. Aber es spaltet, denn eine Partei muss dann immer vollständig verlieren.
Ein weiteres Problem für Narrative - speziell wenn es um Überwachung geht - stellt die Fokussierung auf einzelne Medien ("Betrifft nur eine Minderheit. Ich schreibe eh nur 3 E-Mails im Jahr"), technische Details ("Deep Packet Inspection? Kapiert doch eh keiner und ist doch nur Nerdkram.") oder extreme Einzelfälle ("Du willst also Terroristen und Kinderschänder einfach frei rumlaufen lassen?") dar: Das verstellt den Blick aufs Wesentliche: Es geht doch darum, dass wir nicht mehr miteinander reden können, ohne dass jemand zuhört.
Ich stelle Ansätze vor, Narrative zu entwickeln, die diese Fehler nicht machen: Z.B wie erkläre ich, dass Internetüberwachung jeden Menschen angeht? Wieso ist "und" stärker als "oder"? Wie formulieren wir Ziele, die eben nicht mit "Gegen" anfangen oder mit "verhindern" aufhören (und warum sollten wir darauf achten)?
Auch Argumente werden auf verschiedenste Weise entwertet, verdreht oder emotionalisiert: Wenn Politiker z.B. sagen "Wir müssen die Ängste ernst nehmen!" tun sie genau das Gegenteil, weil sie damit sachliche Kritik in eine irrationale Emotion verwandeln. Diese und weitere Standards der Diskussionsvermeidung will ich vorstellen und auch Vorschläge machen, darauf zu reagieren. Und zu zeigen, dass das umgekehrt auch gut funktionieren kann.
Anmerkung:
Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, das auch als Panel zu machen, habe aber noch niemanden angefragt (Die Idee kam mir gerade erst beim schreiben). Als TeilnehmerInnen würden mir beispielsweise spontan Anne Roth (als Expertin zum Thema Netzpolitik, Privacy, Überwachung) und Katharina Nocun (die mir im LNP-Podcast das erste Mal wirklich verdeutlicht hat, wo bei TTIP die Probleme liegen) einfallen. Maha würde auch zum Thema passen, wenn es um rethorische Spitzfindigkeiten geht und darum, wie man die kontern kann.
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