Entschlackungswochen
Die letzten Monate waren anstrengend. Ich habe nicht nur das Gefühl, ohne Pause unter Vollast und mit höchster Konzentration an allen Fronten gearbeitet zu haben. Das war wirklich so. Und das war - im Nachhinein - tatsächlich auch etwas Gutes. Ich weiß jetzt, was damals bei den intensiven Einstellungstests der Lufthansa gemeint war, als mir beim Auswertungsgespräch gesagt wurde, ich hätte eine weit überdurchschnittliche Belastbarkeit und Stressstabilität (bei 80 von 100 Punkten). Ich weiß jetzt auch, wie ich das mache: Ich fokussiere mich nur auf das direkt vor mir liegende Problem. Würde ich aufsehen und den Berg sehen, der vor mir liegt, würde ich wahrscheinlich in Panik geraten. Daher schaue ich auf den Weg direkt vor mir und laufe Schritt für Schritt: Irgendwann werde ich schon ankommen.
Jetzt bin ich an der Stelle, an der ich merke, dass ich wieder durchatmen kann. Eigene Pläne machen kann. Und das tue ich auch, aber noch nicht jetzt sofort. Jetzt räume ich erst mal auf, denn ich habe viel liegen gelassen und ignoriert, was nicht wichtig war, um über den Berg zu kommen.
Ein wichtiger Hinweis damals bei Lufthansa war nämlich: "Nehmen Sie bewusst wahr, wenn der Stress sich legt und machen Sie dann eine Pause. Nicht dass Sie dann nichts tun: Räumen Sie auf. Machen Sie klar Schiff. Kommen Sie zur Ruhe und tun Sie nur die Dinge die helfen, um diesen Zustand zu erreichen."
Das tue ich diese Woche:
Ich fülle jeden Tag einen Müllsack mit Dingen, die in meiner Wohnung herumliegen und die ich nicht brauche. Da ich das noch nie gemacht habe, ist das im Moment sehr einfach, denn ich habe irrsinnig viel Zeug, das sich angesammelt hat. Vor allem ist das Papier, aber auch alte Klamotten und Schuhe, Elektromüll, Tinnef und anderes Gerümpel. Es dauert gerade mal eine halbe Stunde pro Tag, bis der riesige schwarze Müllsack voll ist. Heute habe ich den vierten davon entsorgt.
Ich rede so lange schon davon, dass ich mich endlich mal ernsthafter mit Musik beschäftigen will. Seit ich vor inzwischen 10 Jahren mit Miriam ihre Lieder aufgenommen habe möchte ich selbst Klavier spielen und singen können und habe es nie gemacht. Also mache ich das jetzt, auch weil ich merke: Das ist eine andere Art der Konzentration, eine die mich in eine gute Stimmung bringt. Es geht ja um nichts, ich muss nicht "fertig" werden, der Flow ist entspannend und doch ist jeder Durchgang besser als der vorige. Also übe ich jeden Tag eines meiner Lieblingslieder. Heraus kommt dann so was:
oder dieses hier. Oder das hier. Oder dieses. Und heute ist es dieses.
Was ich noch tue ist, mir wieder gute Gewohnheiten anzutrainieren. Jetzt wo es geht, dafür sorgen, dass ich sie nicht vergesse, wenn es wieder stressig wird. Einmal am Tag mal raus zu gehen. Immer etwas zu trinken neben mir stehen zu haben. Wenigstens ein Brot zum Frühstück zu essen. Mir wieder öfter selbst was zu kochen. Solche Dinge.
Und schon diese erste Woche, die ich das tue, nehme ich als eine so große Steigerung der Lebensqualität wahr, dass ich mich tatsächlich schon darauf freue, wenn es wieder losgeht. Denn wenn ich das alles nicht tue und dennoch gut durch meine Aufgaben komme, wie viel besser wird das sein, wenn ich mich dabei auch noch so richtig wohl fühle?
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