Ein Wendepunkt im Lobbystreit ums Internet...?
In Sachen Contentindustrie versus Internet-Industrie gibt es eine interessante Entwicklung:
Ari Emanuel lieferte sich auf der D10 Conference, wo er an einem Panel mit Walt Mossberg and Kara Swisher teilnahm, ein bemerkenswertes Wortgefecht mit einem Zuschauer. Der entpuppte sich allerdings dann als Joshua Topolsky, Autor bei The Verge und der Dialog machte offenbar auf der Konferenz ordentlich die Runde. Topolsky schrieb natürlich einen Artikel, da er es offensichtlich geschafft hatte, öffentlich nachzuweisen, wo das Verständnisproblem bei Emanuel tatsächlich liegt:
The problem with Ari is that he doesn't know how to stop stealing when it comes to copyrighted works, and neither does the tech industry. He's just really mad and wants the problem to be fixed —and because he's a blustery guy with money on the line, he's not really worried if we do in fact rip up the roads that lead to his house.
But I am, and you should be, because this is a job that requires a scalpel, not an axe.
The next day, Google's Sundar Pichai and Susan Wojcicki took to the stage, and Mossberg put the question to them: could they stop pirating if they wanted to? "I think he was misinformed. Very misinformed." Susan said.(...)
Oder eben auch überhaupt nicht informiert. So interessant es ist, einen hochkarätigen Lobbyisten dabei zu erwischen, wie wenig es ihn eigentlich kümmert, was zum Erreichen seiner eigenen Ziele an anderen Stellen gefährdet wird, das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Denn AllthingsD veröffentlichte am selben Tag, an dem Topolsky seine Warnung vor Lobbyisten wie Emanuel postete eine Antwort von ebendiesem:
(...) I understand that the onus is not entirely Google’s, but let’s stop talking at each other and get in a room with all parties to figure this out. To be clear, I don’t want to rehash SOPA as we can all agree that was a reflection of Southern California’s arrogance, and let’s also not pretend that we’re working together on this issue because we have Youtube channels together. This is a larger conversation. It’s time for Hollywood, our government and Silicon Valley to step up and collectively resolve this problem. (...)
Er Akzeptiert seinen Irrtum und kündigt also eine Kehrtwende an. Yay? Oder? Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das so ein guter Wendepunkt ist, wie er im ersten Moment klingt. Denn er besteht aus der Aussicht, dass die US-Unterhaltungsindustrie, die Internet-Industrie und die US-Regierung das "Problem" gemeinsam lösen werden.
Der Status Quo des Internet war einigermaßen gesichert, so lange die Gegenseite nur glaubte, zu wissen, was zu zun sei, aber zum Glück keine Ahnung hatte wie es funktioniert. Jetzt beruft sich Emanuel aber darauf, mit den Know-How-Trägern der Internet-Industrie zusammenarbeitn zu wollen. Und der Regierung. Sprich: Er hat durchaus immer noch vor, seine Interessen in Gesetze und Verordnungen zu gießen. Die Frage ist, ob das dann weiterhin die praktisch nicht umsetzbaren Papiertiger ergibt wie bisher oder sie angereichert durch die Kenntnisse der IT-Wirtschaft plötzlich sehr gefährlich für dasNetz wie wir es kennen werden...
und P.S.: Am deutschen Netzjournalismus geht das ganze natürlich wieder komplett vorbei (worüber ich letztens schon einen Hint twitterte).
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