Warum die CSU ihre Antwort auf Rezo für einen Erfolg hält
Das CSU-Video ist ein Lehrbeispiel für Contentstrategie gone wrong: Stilmittel, Optik, Tonalitat und Formate, die den einen unterstützen, authentisch zu sein, einfach zu kopieren macht nicht den anderen automatisch auch authentisch sondern kopiert nur die Stilmittel, Optik, Tonalitat und Formate. Authentizität ist keine Äußerlichkeit.
Es fehlt völlig der Kern, der Rezos Video erfolgreich machte: Sein Zerstörungsvideo war ein massives Bombardement (zeitraubend recherchierter und transparent dokumentierter) konkreter Inhalte, die er aus seiner emotionalen persönlichen Perspektive präsentierte. Nichts davon findet sich im CSU-Pendant: Es gibt keine echten Fakten, keine Links, keine persönliche Aussage des Protagonisten (der dadurch zu einem reinen Präsentator wird, was das Format schon im Ansatz ad absurdum führt).
Es ist nur eine reine Contentsimulation.
Was die CSU damit ungewollt bewiesen hat ist, dass sie tatsächlich keinen Draht zur Jugend hat, denn dieses Video scheint ja das Ergebnis der Überlegung "Wie können wir junge Menschen erreichen." zu sein und ich lese an zig Stellen wie alte Männer es dafür feiern und tatsächlich glauben, es sei eine adäquate Antwort auf Rezo.
Das macht ein bisschen stutzig, aber auch das ist erklärbar. Erinnern wir uns mal an die Reaktionen derselben Menschen auf Rezos Video: Nach der ersten Schockstarre haben die sich gegenseitig erzählt, dass Rezo ja nur eine Frontfigur für ein Werbeunternehmen sein, das wahlweise von Linken oder Grünen für die Produktion eines (anti-)PR-Videos bezahlt worden wäre. Und exakt das haben die jetzt ihrerseits gemacht.
Um im Contentmarketing zu bleiben: Sie haben mit einer falschen Grundannahme aus ihrer Innensicht am Ende für die falsche Zielgruppe produziert. Ihr Video hat letztlich gar nicht die Jugend im Visier sondern einen selbstgebauten Strohmann. Es soll den PR-Erfolg der imaginierten Partei, die in ihrer Welt Rezos Video bezahlt hat, ausgleichen. Deswegen ist da auch kein Inhalt drin. Es reicht ja, Format, Tonalität, Optik und Stilmittel zu kopieren, um einem Ding ein Gegending hinzustellen. In ihrer Welt ist der Score jetzt ausgeglichen und man kann sich wieder schlafen legen.
P.S.: Dswegen verbergen sie auch alle Kommentare: Es geht allein um den Anschein, eine für Ihre Augen gleichwertige PR-Antwort auf eine vermeintliche PR-Aktion geschaffen zu haben und alles, was dieses Bild stört und entfernt werden kann, wird halt entfernt.
2 Kommentare
Kommentar von: Martin Klöckner [Besucher]

Kommentar von: jensscholz [Mitglied]

Ich meinte mit dem Strohmann nicht die Jugend, sondern den vermeintlichen PR-Strategen der Partei, die ihrer Meinung nach hinter dem Rezo-Video steckt. Der Strohmann ist eine Projektion und das CSU-Video ist genau das, was sie im Rezo-Video gesehen haben. Es ist das Spiegelbild ihrer Projektion, die sie so sehr glauben, dass sie ein Strohmann wurde, auf den sie glaubten, reagieren zu müssen. Alles ein kompletter Innensicht-Circlejerk. Die Jugend war nie wirklich Zielgruppe sondern wie Du sagst, sie selbst bzw. die Projektion ihrer selbst, die sie da draußen erkannt zu haben glauben.
Formular wird geladen...
Danke für diese präzise Analyse. Den Strohmann würde ich jedoch noch erweitern. Vielleicht ist das Video primär gar nicht für die Jugend, sondern für alle Parteimitglieder. Als Beweis das die CSU auch Social Media kann. Dann muss man auch in der Partei nichts ändern.