re:publica mon amour
Die Sauna wars. Ganz klar. Die Sauna. Die Antwort auf die Frage, was mein Highlight gewesen ist, dieses Jahr auf der re:publica.
Nicht, weil sie irgendwie schräg war oder irgendwie gar nicht reinpasste oder ein gelungener Gag. War sie nämlich nicht: Sie passte so genau und harmonisch in mein Bild, in meine Beziehung zur re:publica, in meine Liebe zur re:publica wie nichts anderes dort. Denn es war eine echte Sauna, kein Fake, keine Sauna light, kein Marketinggag vor dem man ein Foto macht, die aber in Wirklichkeit nur Staffage ist. Man musste sich drauf einlassen, um sie zu genießen: Zwei Durchgänge, 95 Grad, Aufgüsse, kalte Dusche dauerten eine Stunde, in der man schwitzte, sich gut unterhielt, ausruhte, die Hektik vergaß und den Party-Abend einleitete.
Und wie das Abschlusssingen wünscht man sich sofort, dass sie ab jetzt für immer da ist. Wie konnte man nur so lange ohne Sauna re:publica machen? Selbst wenn 7950 Menschen vielleicht sogar bis zum Ende gar nicht bemerkten, dass es sie überhaupt gab. Diese Sauna war für mich das, was die re:publica von allen anderen Konferenzen unterscheidet, denn sie stand einfach nur im Hof, mit netten Menschen dabei, unaufdringlich, authentisch im eigentlichsten Sinne des Wortes. Nichts für alle, aber für alle die sich darauf einließen.
Und die Verbindung zu den wichtigen Themen liegen auf der Hand: Privatsphäre, Entblößung in der Öffentlichkeit, Echtes und Unechtes, soziale Interaktion ohne Kleidung an und ob das wohl gut geht? Wir twitterten Jeff Jarvis Fotos und machten ihn neidisch. Es lag so nahe, denn 2010 war er in Berlin und erzählte, wie er in der Deutschen Sauna saß und sich über die Deutsche Offenherzigkeit wunderte, wo man hier doch so seltsam heftig auf Privatsphäre poche. So schließt sich der Kreis, oder besser: So hängt alles irgendwie zusammen.
Meine Liebe zur re:publica ist leicht zu erklären, denn sie funktioniert so, wie Liebe nun mal funktioniert. Erst ist man verknallt und wenn es nach den Funken warm bleibt, geht man eine echte, tiefe Beziehung ein. Man freut sich, wenn sie Erfolg hat, als wäre es der eigene Erfolg. Man sieht die Fehler und Unzulänglichkeiten, erkennt sie aber als Charaktereigenschaften an. Man schimpft mit ihr und klatscht sich an die Stirn, wenn sie sich mal dumm benimmt und ist erleichtert, wenn sie eine ehrliche Entschuldigung ausspricht (Stichwort #cheesegate). Und man lässt sie machen, denn sie gehört einem nicht. Ich vertraue darauf, dass sie - auch wenn sie sich von dubiosen Konzernen sponsoren lässt oder fünf mal den eigentlich selben Vortrag ins Programm nimmt - am Ende immer doch das tut, was sie für richtig hält, denn das ist ja das, wofür man sich in jemanden verliebt hat.
(Foto: FIT)
Und die Sauna zeigt mir stellvertretend für so vieles andere über das ich eventuell auch noch mal schreibe, dass sie - obwohl sie inzwischen so erfolgreich, groß und wichtig geworden ist - immer noch sie selbst ist und an mich denkt (Ok, und weil ich dieses Jahr wieder über ein vermeintlich totales Nerd-Thema reden durfte.).
Dafür, meine liebe re:publica, dass Du Dich ständig änderst, aber nie anders wirst. Dafür, dass Du inzwischen so ein stabiler Fixpunkt bist, der mir jedes Jahr Glück und Energie bringt. Dafür dass ich ein kleiner Teil deiner munter wachsenden Familie sein darf, danke ich Dir.
Dein treuer Freund.
1 Kommentar
Kommentar von: Franziska [Besucher]
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