re:publica 2019 - gut zu mögen
Die re:publica war sehr lange ein sehr wichtiger jährlicher Fixpunkt: Sie gab mir immer den Startschuss ins nächste Jahr und war für mich, für meine Eigenwahrnehmung und für die Bestätigung meiner ganz persönlichen Wirksamkeit eine wichtige - wenn nicht zuweilen gar die wichtigste - Messstation.
Das ist sie seit einer guten Weile nicht mehr, was allerdings nicht an der re:publica liegt, sondern daran, dass ich mich inzwischen immer mehr auf anderen Gebieten mit Kultur, Zukunft und auch Kommerz beschäftige. Ich habe versucht und werde auch weiter versuchen, diese auch auf die re:publica zu bringen. So wie ich generell gerne alles, was mich interessiert und alle Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle, zusammenbringe. Das klappt auch zuweilen mal (z.B. habe ich vor drei Jahren zum Thema LARP in der politischen Bildung referiert oder vor fünf darüber, wie wir als Gesellschaft auf den Strommarkt Einfluss nehmen können), hat aber eigentlich trotz grundsätzlichem Interesse nie lange nachgewirkt.
Warum ich das tue: Ich fühle mich der re:publica, ihrer inzwischen unbestreitbaren Kulturleistung und den Menschen dort verbunden und möchte 1. selbst daran teilhaben, aber auch 2. andere mitnehmen, die die re:publica noch nicht oder noch nicht so lange kennen und 3. den Menschen, die ich auf der re:publica kennenlerne, auch in "meine" Themen mitnehmen.
Seit letztem Jahr kümmere ich mich daher um das Thema "Tod in der Netzfamilie", das tatsächlich auch verfängt und Anklang findet - im Gegensatz zu den schon erwähnten Themen aber auch nachhaltige Teilnahme erzeugt. Das freut mich sehr und das verfolgen wir daher auch weiter. Gerade aus dem Publikum kamen viele gute Anregungen und Ideen für ganz konkrete Maßnahmen, in der Netzkultur die ihr noch weitgehend fehlende Erinnerungskompetenz zu stärken.
Meine persönliche Situation ist also die, dass ich mein Interesse an partizitativen, pluralismusfördernden Kulturkompetenzen inzwischen woanders auslebe und nur noch "auch" auf der re:publica unterbringe. Das ist allerdings wesentlich gesünder für mich persönlich als früher und daher ist das auch a good thing. Es entspannt nämlich auch mein Verhältnis zur re:publica, die für mich und meine persönliche Verfassung nicht mehr so viel leisten muss wie früher.
Entsprechend entspannter war ich in diesem Jahr auch: Ich finde es zwar immer noch ein bisschen Schade wenn ich drei Tage lang Menschen nicht treffe, die ich gerne mal wieder sehen würde, aber das trifft mich bei weitem nicht mehr so sehr wie früher. Ich habe ja inzwischen an vielen anderen Stellen Freundinnen und Freunde und andere tolle Menschen mit denen ich interessante Dinge mache - bei denen sogar inzwischen mehr konkretes herauskommt als in Berlin. Ich flanierte daher die drei Tage ein bisschen hin und her, sprach mit den Menschen die ich zufällig traf, setzte mich hin und wieder in eine der Vorträge und machte mir eine schöne Zeit.
Inhalt und Ablauf war wie immer - was nicht negativ gemeint ist: Es gab gute und nicht so gute Vorträge, die Essenssituation ist nicht wirklich super (teuer und immer noch kein bargeldloses Bezahlen), es gab nerviges wie dass ein Bundespräsident so wie er da auftauchte ein Störkörper war statt irgendwie hilfreich und es gab nostalgisches wie eine Twitterlesung. Ich hatte schöne Gespräche von denen ich hoffe dass das auch für diejenigen gilt mit denen sie stattfanden, ich hatte Spaß, es gab genug zum nachdenken und herumtheoretisieren und auch genug praktisches. Wir haben am Ende gesungen und ich war gestern irgendwann froh, wieder zu Hause zu sein. Das ist ungefähr das, was ich von der re:publica erwarte und weshalb ich sie mag. Insoweit: Sie war gut und ich bin froh dass ich da war. Nicht mehr, nicht weniger.
Noch kein Feedback
Formular wird geladen...