Ten Years After
Dieses Blog - also das Blog unter der URL hier - ist seit ein paar Tagen zehn Jahre alt. Der Untertitel hat sich seitdem nie geändert, er war das Erste, über das ich länger nachdenken musste, als ich mein Blog damals bei blogger.com angelegt habe und lautet auch jetzt noch "personal news in undefinierter dringlichkeit, wichtigkeit oder thematik - ein subjektives log als experiment, wie lange dinge, die wichtig erscheinen, es in wirklichkeit bleiben." Genau das wollte ich haben und das habe ich bis heute. Ich habe seitdem nie wieder darüber nachgedacht, ob ich daran etwas ändern sollte.
Veränderungen gab es dennoch immer wieder. Eingewoben in die Zeit, manches bleibend wie die Kommentare, die anfangs wirklich nur ein nettes Gimmick und über ein externes Script mehr schlecht als recht eingebunden wurden und lange Zeit auch gar nicht unbedingt zu einem ordentlichen Blog gehörten, manches kommend und gehend, weils nur für eine bestimmte Dauer interessant war, wie zum Beispiel diese Spielerei mit der Pencam.
Wenn ich mich durch die Archive wühle stelle ich fest, dass tatsächlich das meiste, was ich aufgeschrieben habe, nur für eine gewisse Weile relevant war - das ein oder andere durchaus mal länger, anderes wäre wahrscheinlich inzwischen komplett vergessen, stünde es nicht da. Ein Thema, was längere Zeit Relevanz hatte war zum Beispiel meine Beschäftigung mit Herrn Möllemann damals. Sein Fallschirmabsturz sorgte dann für ein Ende des allgemeinen und auch meines Interesses. Das erste Thema, das mich über mehrere Tage und Wochen beschäftigte war der Erfurter Amoklauf und die Hysterie der Presse und der Politiker, die sich in diese peinliche Killerspieldebatte versteift haben. Ob populistische Politiker oder die Verteufelung von Jugendkultur: Letztendlich sind zwar die konkreten Anlässe tatsächlich nicht mehr relevant, aber die übergeordneten Themen sind es offensichtlich doch. Ich schreibe heute vielleicht nicht mehr über Möllemanns plumpen Antisemitismus (bzw. hier), sondern eben über Sarazzins dummen Rassismus.
Was sich auch geändert hat: Die generelle Art der Inhalte haben sich ein wenig ausdifferenziert. Es gab doch früher ziemlich viele reine Spaßmeldungen, Anmerkungen, Fragespiele wie die Friday Five oder die sogenannten "Stöckchen" und einfach mal einen Link über den man so gestolpert ist, generell in allen und auch in meinem Blog. Diese Dinge werden aber heute - auch von mir - fast komplett über andere Plattformen wie Facebook und Twitter abgewickelt. Weils auch viel sinnvoller ist, denn die ganzen Links und eingebundenen Bildchen aus Fragespielen funktionieren natürlich heute überhaupt nicht mehr. Dass es dafür inzwischen dafür viel passendere, weil "vergesslichere" Medien gibt stellt aber nur einen Teil der Gründe, dass sich die Inhalte veränderten. Es kamen in den Jahren natürlich auch Dienste dazu, die einem ganz neue Möglichkeiten eröffneten, wie zum Beispiel Youtube, auf das ich zum ersten mal im Sommer 2006 ein eigenes Video hochgeladen habe.
Auch verändert hat sich die Menge der persönlichen Postings. Ich schreibe viel weniger über mich, was keine bewusste Entscheidung ist, sondern sich irgendwie ergeben hat. Wahrscheinlich zum Teil ebenfalls dadurch, dass sich das in etwas abgeschlosseneren Services abspielt, aber das öffentliche Schreiben über sich gehörte ja auch irgendwie immer dazu. Ich glaube weniger, dass sich das wegen der sozialen Netzwerke aus dem Blog geschlichen hat. Das hat eher damit zu tun, dass hier einfach inzwischen sehr viel mehr Menschen mitlesen als in den ersten Jahren. Spätestesn seit dem ersten Vierteljahr 2006, als recht kurz hintereinander die Geschichte um die Klowände des Internet und die Euroweb-Abmahnung direkt gefolgt von der Tranparency-Geschichte um Moni meinem Blog ziemlich große Aufmerksamkeit bescherten und ich beobachtete, dass sich seitdem die Leserzahlen trotzdem ich danach eher nicht mehr auf solche Scoops aus war (mit der Ausnahme des Zensurartikels, für dessen Verbreitung ich bewusst alle Möglichkeiten ausprobierte, die einem als einfachem Blogger zur Verfügung stehen und der noch immer der bei weitem am häufigsten aufgerufene Artikel meines Blogs ist) immer noch pro Jahr fast verdoppelten. Das war mir dann für diese kleinen privaten Dinge doch zu viel, vor allem für Texte, in denen ich nicht über mich alleine hätte schreiben wollen. Diese Geschichten sind daher inzwischen in kleine andere Blogs umgezogen, wo die Leserzahl wieder sehr überschaubar ist.
Was mir auch auffällt, wo ich so ein paar Archivseiten durchschaue: Ich bin mit den Zeiten nicht immer klar. will sagen: Bei einigen Ereignissen denke ich mir "Wie bitte, das ist schon so lange her?" weil ich sie, hätte ich raten müssen wann das war, locker ein paar Jahre später einsortiert hätte. Bei anderen ist es umgekehrt und ich habe das Gefühl, das ist schon eine Ewigkeit her. Und dann finde ich das vielleicht in 2007 oder so.
Jedenfalls bin ich ganz froh, dass meine ursprüngliche Motivation, nämlich einfach mal so lange wie möglich all die Sachen aufzuschreiben, die mich umtreiben um irgendwann mal eine richtig lange, durchgehende Chronik zu erhalten, wirklich dafür gesorgt hat, dass genau das passiert ist: Ich kann auf zehn Jahre zurückblicken, in denen sich das Internet veränderte und entwickelte, ich mich - zum Teil sogar sehr stark - veränderte und in denen sich letztendlich wirklich herauskristallisierte, welche Themen für mich auch langfristig die relevanten sind.
In diesem Sinne, auf die nächsten zehn Jahre.
2 Kommentare
Kommentar von: Thomas Nephew [Besucher]
Congratulations on the tenth anniversary of your consistently interesting and worthwhile blog! It’s been a pleasure reading it and getting to know you a little over the years. Here’s to 10 more!
Formular wird geladen...
Herzlichen Glückwunsch!
Deine persönliche Historie kenn ich gut ;-) Vor allem die beschriebene Entwicklung. Auch wenn ich “erst” 5 Jahre blogge; die Themen ändern sich auf den ersten Blick, der Tenor bleibt.
Auf die nächsten zehn…