Blogparade “Digitaler Nachlass”
Ich hab noch nie eine Blogparade mitgemacht. Nicht, weil ich das Prinzip nicht mag, sondern weil mich bisher kein Thema so angesprochen hat, dass ich dazu dringend etwas beitragen wollte (oder weil ich zu wenig Ahnung darüber habe und die Teilnehmer schon alles viel besser aufgeschrieben haben, was ich hätte beitragen können). Nun aber gibt es eine, die ich unterstützen möchte und die mir persönlich sehr wichtig ist, aus Gründen, die ich vor einer Weile beschrieben habe.
Volker König hatte diese Idee und schreibt folgendes:
Auch, wenn wir es meist verdrängen: Wir alle werden sterben. Irgendwann, aber dass wir sterben ist sicher.
Testamente und gesetzliche Regelungen zur Verwaltung des physischen Nachlasses gibt es reichlich, aber was ist mit unserem digitalen Nachlass? Mit Blogs, Facebook- und Twitterprofilen oder dem Instagramstream? Sogar die Bundesregierung empfiehlt, Vorsorge zu treffen, aber wie sollen Angehörige oder Erben mit unserem Nachlass umgehen – und wie ermögliche ich ihnen das?
Was für Konventionen bei Todesfällen wünschen wir uns überhaupt? Welche Mechanismen sollen oder sollten Soziale Netzwerke zur Verfügung stellen?
Auf Digital Danach existiert bereits ein Blog zum Thema und auf der re:publica haben Jens Scholz und Wibke Ladwig spontan eine Aktion “re:member” ins Leben gerufen.
Das Digitale Leben nach dem physischen Tod ist ein Thema, bei dem viele Fragen noch gar nicht gestellt sind.
Aber nicht nur die Frage, wie wir digital mit unserem eigenen Tod umgehen, ist wichtig. Es sterben ja auch Verwandte, Freunde, Bekannte. Wie funktioniert digitales Gedenken für die Hinterbliebenen?
Wir – das sind Jens Scholz und ich – laden Euch ein, über Eure Wünsche, Gedanken, Ängste und Erlebnisse zum Thema “Tod und Soziale Medien” zu bloggen und auf diese Weise eine Sammlung von Texten zu verlinken.
Ich würde mich sehr freuen, wenn hier viele Beiträge zusammenkämen. Ich habe vor, nächstes Jahr auf der re:publica ein paar Ideen und Konzepte vorzustellen, wie wir mit Tod und Trauer umgehen können, sei es digital oder auf Veranstaltungen, in denen sich jedes Jahr Menschen treffen, die bemerken, dass einige von ihnen nicht mehr da sind. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam ein paar gute Impulse zusammenbekommen, wie wir das anfangen können.
1 Kommentar

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“Anhaftungen sind es, die Leiden schaffen” lehrte einst Buddha.
Er erkannte, daß das Leben uns erst frei von Leiden sein lässt, wenn wir uns nur um das Jetzt, den Augenblick, kümmern. So hinterlassen wir zwar Spuren auf dem dem einzigartigen Weg, der “unser Weg” ist, doch was mit diesen Spuren geschieht, sollte uns nicht kümmern. Er und die Patriarchen seiner Lehre haben ihre Spuren in Form von Lehrgesprächen hinterlassen, an die wir nicht rühren, sie werden seit zweieinhalbtausend Jahren bewahrt und weitergegeben.
Die digitale Welt - viel zu oft fälschlich als virtuelle Welt bezeichnet - bietet uns allen die einzigartige Möglichkeit, Spuren als Vermächtnis zu hinterlassen, die sonst nur den “Großen” vorbehalten war. Jeder, der das möchte, kann sich diese Spuren ansehen, ihnen vielleicht ein Stück weit folgen - oder aber sie fliehen, weil sie ins Verderben führen.
Diese Spuren sind ein Vermächtnis, ein Geschenk an die Welt. Darum sollten sich Manipulationen daran von vornherein verbieten.
Jeder Eingriff in “den digitalen Nachlass” wäre ein Angriff auf die Würde desjenigen, der ihn hinterlassen hat. Ja ich weiß, manchmal schreibt man etwas dahin, was man möglicherweise bereut, doch wenn der Autor es später nicht gelöscht oder korrigiert hat, steht es uns, seinen Nachfolgern nicht zu, daran etwas zu verändern - oder etwa sein ganzes digitales Sein auszulöschen.
Wir werden noch lernen müssen, auch das zu ertragen, was uns nicht “richtig", unschön oder kränkend erscheint. Wir werden lernen müssen, den digitalen Nachlass genauso zu achten und zu schätzen, wie die Person, die ihn hinterließ.
Das ist eine neue Situation, mit der der Umgang noch nicht eingeübt ist, denn die Möglichkeit, sich der ganzen Welt auf digitalem Wege mitzuteilen steckt ja noch in den Kinderschuhen. Wir stehen erst am Anfang dieser großartigen und urdemokratischen Möglichkeit, unsere Gedanken, unser Leben, unser ganzes Sein mit der Welt zu teilen. Und das eben nicht nur für Denker, Dichter, Politiker - sondern für jeden Einzelnen. Ein jeder Mensch ist heute in der Lage, sein Sein auf digitale Weise zu hinterlassen und zu verschenken.
Wir sollten dies achten und nicht daran rühren - genau wie wir den Leichnam des Menschen achten und ihn nicht beschädigen.