Fragebogen 2020
Der Fragebogen, zum achtzehnten mal. (Hier die vorigen: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013,
2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003)
Was soll man über 2020 sagen, was nicht eh schon alle wissen? Corona war der bestimmende Faktor und wir nehmen die Pandemie sehr Ernst: Ich habe noch nie über so lange Zeit so wenige Menschen gesehen. Seit Anfang März bestehen meine festen Sozialkontakte vor allem aus unserem kleinen Quarantänecluster von 4 Personen. Seltene Ausnahmen gab es, dann aber draußen und mit Abstand bzw. mit Menschen, die auch vernünftige Cluster gebildet haben. Und so wird es wohl auch noch 2021 für eine ganze Weile weiter gehen.
Die Beschäftigung mit mehr privaten Themen, die letztes Jahr schon dafür sorgte, dass ich nicht mehr so viel blogge als früher, hat sich dadurch natürlich auch fortgesetzt. Beruflich bin ich - unter den gegebenen Umständen, in denen ich keine Workshops mehr geben kann, die normalerweise etwa ein Drittel meiner Arbeit ausmachten - okayisch durchgekommen. Erfreulich war, dass gleich zwei Projekte, in denen ich mitarbeitete, Preise bekommen haben. Einmal der Delfin-Shitstorm für Followfisch von letztem Jahr und zum anderen die Recruitingkampagne für das Justizministerium NRW, für dessen Social Media Part ich verantwortlich gewesen bin.
Was aber das Jahr hauptsächlich hervorhebt ist eine rein private Veränderung: Seit 2003 wohne ich alleine bzw. seit 2016 mit Sohn Nummer 2. Im Sommer haben Eva, Luna und ich aber eine absolute Traumwohnung in Wuppertal gefunden, zu der wir unmöglich Nein sagen konnten. Sie ist riesig und ein bisschen wie wir auch herrlich verschroben mit ihrer Mischung aus mondäner Gründerzeit-Villa, einem "Rittersaal", einer riesigen Küche in einem Wintergarten und völlig verrückten DIY-Kram wie eine selbstgebaute Badewanne in die sich 2 Personen lang reinlegen können ohne sich zu berühren oder ein Zimmer, in das man nur über eine winzige Wendeltreppe kommt. Dazu gibt es einen tollen Garten - noch etwas, was ich schon sehr lange nicht mehr hatte.
Nun aber zum alljährlichen Fragebogen:
Zugenommen oder abgenommen? Etwas abgenommen (bin im Durchschnitt bei 75 Kilo).
Haare länger oder kürzer? Gleich kurz.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Die Kurzsichtigkeit hat ein gutes Stück verringert, die Nahsicht ist dafür schlechter geworden. Es wurde daher Zeit, dass ich mit dieses Jahr eine neue Brille besorgt habe.
Mehr bewegt oder weniger? Corona macht Unternehmungen schwer und ich saß sicher länger und öfter nur am Schreibtisch zu Hause als sonst schon, aber andererseits dürfte es durch Evas Umzug und dass die neue Wohnung und der Garten durchaus auch mehr Arbeit sind, insgesamt doch wieder gleich geblieben sein.
Mehr Kohle oder weniger? Weniger. Corona hat mich nicht so sehr erwischt wie andere, aber dass ich seit Anfang März keinen einzigen Workshop mehr hatte macht sich doch bemerkbar.
Mehr ausgegeben oder weniger? Mehr. Was natürlich mit der Antwort auf die letzte Frage ein gewisses Problem darstellt. Wobei der Bärenanteil ans Finanzamt ging.
Der hirnrissigste Plan? Das ist ja immer die Frage, bei der ich die größten Schwierigkeiten habe. Hirnrissige Pläne mache ich ja eigentlich grundsätzlich nicht und deswegen bin ich hier eh schon immer am herumtricksen. Dieses Jahr gab es aber nicht mal die Idee eines hirnrissigen Planes.
Die gefährlichste Unternehmung? Auch hier ist es so, dass ich selten eine wirklich passende Antwort habe. Klar ist eine neue Wohnung zu mieten, und das in coronazeiten, finanziell sicher ein gewisses Risiko. Aber gefährlich ist auch das nicht. Ich hätte sehr gerne überhaupt irgendeine Unnternehmung gehabt. Aber alle LARPs (ich wäre im Mai wieder in Spanien gewesen) wurden abgesagt und die re:publica fand auch nicht statt.
Der beste Sex? Ja.
Die teuerste Anschaffung? Ein neuer Rechner, der sicher die nächsten 5 Jahre problemlos mithalten kann. Nachdem ich den alten immer mal wieder mit Grafikkarten, mehr RAM oder einer schnelleren Festplatte versorgt hatte, war der jetzt nicht mehr wirklich aufrüstbar. Und wenn ich mir ein komplett neues System zusammenbaue, muss es sich auch wirklich lohnen.
Das leckerste Essen? Das tollste daran, eine neue Wohnung zu haben und nicht mehr nur für mich zu kochen ist, dass ich endlich wieder "richtig" kochen kann. Das machen wir auch ausgiebig, so dass ich seit dem Sommer wirklich gut esse und das auch sehr genieße.
Das beeindruckendste Buch? Man sollte denken, dass man in einer Pandemie mehr liest. Tatsächlich ist lesen aber etwas, für das ich in einer anderen Stimmung sein muss, als immer im Halbalarm. Ich lese halt nicht, um mich abzulenken. Dafür funktionieren Serien gucken und Computerspiele besser.
Der ergreifendste Film? Dieses Jahr hab ich zwar wenig gelesen, dafür aber viele Filme geschaut - vor allem solche, die ich im Kino verpasst habe. "A Wonderful Day in the Neighbourhood" war der letzte davon. Der war schon ergreifend. Aber als Tip möchte ich gerne "Dispatches from Elsewhere" loswerden. Ist zwar kein Film, sondern eine kleine Serie (10 Folgen), aber ich finde trotzdem, das sollte man gesehen haben.
Die beste Musik? Selbstgemachte. Ich hab meine Klavierskills inzwischen an einer Stelle, an der es mir wirklich Spaß macht, meine eigene Musik zu hören.
Das schönste Konzert? Wenig verwunderlich gabs dieses Jahr keine Konzerte. Am nächsten dran war die Skald TV Stream Launch Party am Tag, als eigentlich das Conquest gestartet wäre, das dieses Jahr wie alles andere leider ausfiel.
Die meiste Zeit verbracht mit...? ...meinem Cluster: Eva, Luna, Lewin und in den letzten Monaten Alex. In den letzten Jahren waren die Antworten auf diese Frage ja immer ein bisschen getrickst, weil ich natürlich eher was rausgepickt hatte, womit ich mich mehr beschäftigt hatte als sonst. Dieses Jahr ist es tatsächlich so, dass ich die Frage wörtlich nehmen kann.
Die schönste Zeit verbracht damit...? ...Dinge in und mit der neuen Wohnung und im Garten zu machen. Ich hab ja immer mehr so praktisch (oder eher faul) gewohnt. Jetzt ist es zum ersten mal so, dass wir eine Wohnung deswegen genommen haben, weil sie perfekt zu uns als Menschen passt, nicht nur zur Situation.
Vorherrschendes Gefühl 2020? Das ist echt nicht einfach zu beantworten, weil es so viele unterschiedliche und gegensätzliche sind. Da ist so viel Freude und Aufregung über den neuen Lebensabschnitt, wie schon lange nicht mehr. Dann bin ich traurig, weil ich seit März nicht mehr mir liebe Menschen besuchen kann, Anspannung und Erleichterung weils mit der Kohle grade so hingehauen hat, Sorge wegen der engen Auftragslage und so weiter... wo die Welt um uns zum Stillstand gekommen ist, sind die Emotionen in diesem Jahr in ständiger Bewegung.
2020 zum ersten Mal getan? Livestreams aus Gerichtssälen mitgemacht.
2020 nach langer Zeit wieder getan? Gartenarbeit.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Dass die Post meinen Steuerbescheid einen Monat lang verschlampt hat und ich deswegen echt Stress bekam. 2. Frauke nicht besuchen zu können. 3. Dass unsere Landesregierungen zu blöd sind und vor allem wegen dieser aus rein ideologischen Gründen aufrecht erhaltenen Schulpräsenzpflicht den Pandemieherbst derart vermasselt haben.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass wir die Wohnung unbedingt haben wollen. Hat geklappt.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Die Überzeugung, dass man gut mit mir zusammenleben kann.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? Na, dann machen wir doch jetzt direkt den Mietvertrag.
2020 war mit 1 Wort...? Ausnahmesituation.
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