Fragebogen 2015
Dieses Jahr kann ich mich nicht darüber beklagen, dass nichts passiert ist oder dass es zäh war oder dass es so aufhört wie es angefangen hat. Es ist viel passiert. Zuerst anderen, dann mir. Das große Rad hat sich nicht nur ein mal bewegt sondern gleich mal richtig zugelangt, wenn es schon mal dabei war.
Aber von vorn:
Das Jahr begann tatsächlich ein wenig zäh. Alles wie immer. Ich war im Job gerade in meinem neuen Team angekommen und fühlte mich halbwegs etabliert. Die ersten beiden Monate waren zwar ziemlich lau, weil ein Kunde sich nicht entscheiden konnte und der andere auch nur langsam in die Pötte kam, aber ab Ende März lief dann alles seinen normalen Gang. Ich kam als Concept Lead auf ein schönes, großes Projekt (ich mag große Projekte), das mich dann auch bis Oktober beschäftigen sollte - sprich: Das Jahr war eigentlich gesettlet und ich war ein bisschen genervt davon, dass es wahrscheinlich nicht dazu führen wird, dass sich etwas verändert.
Ostern herum waren wir mit erweiterter Familie im Urlaub in Edinburgh. Wir hatten das beste Frühlingswetter und Astrid fand einen winzigen Pub, in dem jeden Abend irgendwelche Menschen Livemusik machten. Es war mein erster richtiger Urlaub seit Ewigkeiten. Dann war re:publica und die war nett wie immer. Das Jahr lief also seine ganz okaye Bahn.
Dann änderte sich alles. Zwei Anrufe - am selben Tag: Ein plötzlicher Todesfall in der Familie meiner Freundin und ein eskalierter Krankheitsfall in der Familie. Letzterer sorgte dafür, dass ich mich knapp drei Monate um ziemlich viel Organisation kümmern und vor allem, eine gewisse Stabilität vorhalten musste. Ich habe also gearbeitet, mich um Familie und Freundin gekümmert und bei allem dafür gesorgt, dass jeder sehen kann, dass ich in Ruhe die Stellung halte. Auch als Ende Juli auch noch klar war, dass sich unsere Abteilung auflösen wird und ich zum November den Job aufhören würde.
Jetzt ist Dezember und das Leben läuft in eine derart andere Richtung, als ich mir je hätte vorstellen können: Ich bin gerade dabei, mich selbständig zu machen und habe schon Aufträge bis April. Ich werde Anfang 2016 in eine größere Wohnung ziehen und Lewin wird bei mir wohnen. Die beiden großen Krisen um mich herum sind soweit überstanden und zusätzlich hat meine liebste Freundin, bei der ich Trauzeuge sein durfte, jetzt ein wunderbares Baby. Alles ist jetzt anders, aber wirklich schlimm ist nichts mehr davon, im Gegenteil.
(Und natürlich vorab auch wieder die Rückblicke auf 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003)
Zugenommen oder abgenommen? Gleich geblieben, nachdem ich letztes Jahr ein paar Kilo weniger hatte. Ich hatte ja einiges zu tun und da verbrenne ich immer gut. Konzentration macht bei mir ungefähr dasselbe wie regelmäßiger Sport.
Haare länger oder kürzer? Seit gestern so kurz wie seit 26 Jahren nicht mehr. Weil ich es gerne habe, dass man große Veränderungen auch von Außen sieht.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Da ich dieses Jahr endlich mal wieder die Augen neu gemessen habe kann ich das genau beantworten: Die Kurzsichtigkeit ist etwas weniger. Aber ich habe jetzt Gleitsichtgläser fürs nah sehen und die Hornhautverkrümmung ist ein gutes Stück schlechter geworden.
Mehr bewegt oder weniger? Mal so, mal so. Es gab so viel zu tun, dass ich darauf nicht achten konnte. Ich hab aber zumindest versucht, zu Fuß zu gehen sobald es möglich war. Unfit bin ich aber immer noch, aber ich hab zwischendurch mal wochenweise gezielt Sport getrieben. So richtig durchhalten mit regelmäßiger Bewegung ist aber einfach nicht meins oder es war auch einfach nicht möglich.
Mehr ausgegeben oder weniger? Mehr als letztes Jahr, weil es (endlich mal) ging. Nicht wahnsinnig viel mehr, aber zum Beispiel habe ich mir ein LARP auf einem Segelschoner geleistet und auch einiges für das Outfit ausgegeben, was ich die letzten Jahre nicht einfach mal so gemacht hätte. Wobei ich nicht vorhabe, mehr Geld auszugeben oder zu verdienen, jetzt wo ich selbständig bin: Ich möchte stattdessen mehr Zeit, die ist nämlich wertvoller und knapper.
Der hirnrissigste Plan? Bis Mai fiel mir nichts ein und ab Mai war nichts mehr zu planen (und daher bis September auch nichts mehr zu bloggen).
Die gefährlichste Unternehmung? Mich selbständig zu machen, nehme ich an. Fühlte sich jedenfalls immer wieder gefährlich an, so sehr dass ich auch immer wieder ins Zweifeln kam und zwischendurch doch wieder ein Vorstellungsgespräch führte. Wobei ich danach jedes mal direkt wieder lieber selbsständig sein wollte bis es am Ende dabei blieb und ich das jetzt mache und es sich meistens großartig anfühlt.
Der beste Sex? Ich denke, ich war dieses Jahr sehr oft nicht in Stimmung, ich hatte ja ständig den Kopf belegt. Aber ich habe so wunderbare Menschen in meinem Leben, die mich auch im Schneckenhausmodus gern haben.
Die teuerste Anschaffung? Meine neue Brille. Bzw vor allem die Gläser meiner neuen Brille.
Das leckerste Essen? Oh, es gab jede Menge gutes Essen. Mein ehemaliger Chef liebt es, zu gutem Essen einzuladen und wir waren sehr oft in sehr guten Restaurants und haben geschlemmt. Mein Abschiedessen im Oktober war aber das Highlight, das war in München bei Sushi + Soul.
Das beeindruckenste Buch? Ich kam dieses Jahr tatsächlich nicht dazu, auch nur ein einziges Buch zu lesen.
Der ergreifendste Film? Mad Max Fury Road. So unerreichbar weit vor allem anderen, was lief. Abgesehen von Star Wars, den ich heute gesehen habe und ganz wunderbar war.
Die beste CD? Indila, Mini World. Und der Soundtrack zu Maleficent von James Newton Howard (ich mag ja so cheesy Bombast).
Das schönste Konzert? Leider haben Astrid und ich es dieses Jahr zum ersten Mal seit sehr langer Zeit nicht auf ein Konzert geschafft, die anderen Dinge waren einfach wichtiger. Für nächstes Jahr liegen die Karten für Tanita Tikaram aber schon auf dem Regal.
Die meiste Zeit verbracht mit...? Schnee schaufeln. Einen Schritt nach dem anderen gehen. Stabilität erzeugen.
Die schönste Zeit verbracht damit...? ...1. Endlich mal wieder in den Urlaub zu fliegen. 2. Mit Frauke Serien zu gucken. 3. Das LARP auf dem Schiff im November (trotz anfänglicher Seekrankheit). Das waren vier Tage, die mich so sehr aus dem Alltag geholt haben, dass es sich anfühlte als wäre ich zwei Wochen weggewesen.
Vorherrschendes Gefühl 2015? Tagsüber Konzentration und Entschlossenheit. Abends und Morgens Zweifel und Ängste. Ich war fast ein halbes Jahr lang immer froh, wenn ich nicht zu viel Zeit zum Grübeln hatte sondern einfach gut funktionieren musste.
2015 zum ersten Mal getan? Sehr bewusst darüber nachzudenken, was ich tun will und die Entscheidung getroffen, keinen Kompromiss einzugehen (Kompromisse sind gut, ich mag die. Aber ich will jetzt auch mal eine Weile ganz meiner Vorstellung folgen).
2015 nach langer Zeit wieder getan? Urlaub! Richtigen Urlaub! Mit wegfliegen und wandern und shoppen und Sachen gucken und abends in den Pub bei Musik absacken! Ach, und Trauzeuge sein, das letzte Mal ist ja auch schon wieder gut 15 Jahre her.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Dass alles auf einmal kommt. Ja, am Ende war alles gut und hat auch dafür gesorgt, dass sich viel geändert hat. Aber es waren dennoch schwere Krisen für Menschen die ich sehr liebe und natürlich wäre es besser gewesen, wenn es die nicht gegeben hätte. 2. Die Erfahrung, dass unprofessionelle Menschen viel Geschirr zerdeppern, wenn sie dennoch viel zu sagen haben. 3. Mit der Arbeitsagentur zu tun zu haben. Alles nette Menschen da, aber es ist halt am Ende dieser gruselig technokratische Apparat und das fühlt sich immer beängstigend an.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass ich uneingeschränkt da bin, wenn man mich braucht.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Vertrauen. Alle haben mir vertraut (und nicht allein privat, auch beruflich). Das ist für mich so wichtig gewesen, dass es wahrscheinlich ausschlaggebend dafür gewesen ist, dass ich so viel Selbstvertrauen aufbauen konnte, um mich endlich auch zu verändern.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? "Du bist für mich immer Familie."
2015 war mit 1 Wort...? Schicksalshaft.
3 Kommentare
Kommentar von: jensscholz [Mitglied]

Kommentar von: CD [Mitglied]

Bestanden ;)
Kommentar von: Jens [Besucher]

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