Fragen an Herrn Spitzer, die ich gerne hören würde...
Liebe Talkshowgäste, die mit dem sehr lustigen Herrn Spitzer konfrontiert werden, der momentan Sarrazin-like durch die Talkshows tingelt, um sein populistisches Buch über die angebliche "Digitale Demenz" zu vermarkten: Ich würde mich freuen, wenn Sie sich den Scherz erlauben würden, keinen Meter weit auf die... naja, Argumente will man sowas ja kaum nennen... seltsamen Thesen des Herrn Spitzer einzugehen und ihn stattdessen auf sein Geschäftsmodell anzusprechen. Ich hab schon mal ein paar Fragen formuliert:
- "Ist es eigentlich schwierig, Statistiken so umzudeuten, dass sie auf Ihre Behauptungen passen?"
- "Wie genau haben Sie sich an Sarrazins Erfolgskriterien für ein populistisches Buch gehalten?"
- "Wie haben Sie Ihre Zielgruppe - also die Leute, die Ihren Quatsch nicht nachprüfen können und auch keine eigene Erfahrung haben, um drauf zu kommen dass Sie einfach nur Unsinn verzapfen - ausgewählt?"
- "Haben Sie diese Taktik 'Einfach immer lauter und länger reden als alle anderen' eigentlich von einem Coach oder sind sie selbst drauf gekommen?"
- "Sie beachten ja konsequent die wichtigsten Regeln des Populismus: Verallgemeinern von Extremen, indem Sie weite Teile der Realität ignorieren und Ihr Problemfeld zur Normalität erklären und konsequent Ihre Meinung als Fakten und alle dem entgegenstehenden Fakten als - gerne lobbybeauftragte - Meinung umdeuten. Gibt es dafür einen pathologischen Begriff?"
Grundsätzlich gilt ja: Man darf sich bei Populisten nicht auf deren Feld begeben: Sie werden aus ihrer vereinfachten Weltsicht heraus immer eine Möglichkeit finden, warum das, was man an Argumenten anführt, nicht gilt. Dass das nicht schwer ist, findet man selbst leicht heraus, wenn man sich einfach mal in sein Weltbild hineinversetzt. Der Grund ist ja, dass es völlig unproblematisch ist, den Teil der Realität zu ignorieren oder zu negieren, den anzuerkennen Vorraussetzung wäre, um sich überhaupt irgendwie mit dem Argument ernsthaft auseinandersetzen zu können (was er natürlich auch gar nicht will).
Daher müsste man sein eigenes Thema eröffnen und was wäre besser als: Wie schreibt man denn so ein Buch, dass es zum Bestseller wird? Man könnte ja auch mal versuchen, der nächste Christian Pfeiffer, Thilo Sarrazin oder eben MAnfred Spitzer zu werden. Vielleicht zum Thema "Die Hirnforschung macht uns alle zu Zombies."
(Wobei ich jeden verstehen kann, der sich diesen Schreihals und den Medienmechanismus der seinesgleichen promotet von vorneherei nicht wirklich antun will.)
Gerne erweitere ich die Frageliste mit weiteren Vorschlägen...
3 Kommentare
Zur Kritik am Allwissenheitsgefühl der Hirnforscher war im letzten SZ-Magazin ein interessanter Artikel.
Kommentar von: ClaudiaHeike [Besucher]
Aber gelesen haben Sie dieses oder ein anderes Opus des Herrn Spitzer nicht, nehme ich an?
Wie komm ich da jetzt bloß drauf…?
Formular wird geladen...
Meine Frage wäre, was seine Definition des Begriffs “Medienkompetenz” ist. Mir kommt es so vor, als verstünde er darunter etwas ganz anderes als ich.