Ich bin ein großer Verfechter von Pluralismus. Viele meiner Blogeinträge handeln davon, nicht in binäre Logik zu verfallen, ein "und" statt ein "oder" zu denken und dass mehrere Lösungen erlaubt und richtig sind, weil Probleme eben viel öfter mehrere Lösungen haben als nur eine. Und wenn man weiß dass es nicht nur einen Weg zum Ziel gibt, kommt man schneller an.
Oft wird die Erkenntnis, dass Dinge mehrdeutig sind, als Belastung und als anstrengend betrachtet. "Kann denn auch mal was einfach und eindeutig sein?" hört man häufig . Bzw liest diese pseudophilosophischen Bildchen, die genau das propagieren; dass mit genug Abstand alles ganz einfach sei.
Ich meine, dass das Gegenteil der Fall ist und die vermeintliche Anstrengung nur daher kommt, weil wir hier gegen eine etablierte Konvention angehen. Es ist halt nichts einfach, selbst wenn ich alles schön schwarz-weiß male. In diesem Fall funktioniert eine Lösung nur, wenn ich 100% Zustimmung dafür bekomme oder ich so viel Macht habe, dass ich mich über die Verfechter*innen der anderen Seite hinwegsetzen kann. Das ist viel anstrengender und frustrierender (weil man in einer Welt in der es nur gewinnen oder verlieren gibt selbst bei einem Teilerfolg das Gefühl hat, gescheitert zu sein), als mir eine andere, weniger absolute Lösung zu überlegen. Dazu muss ich aber verstehen, dass es eben nicht nur zwei gibt.
Das zeigt auch auf, wieso populistische Parteien erstens niemals kompromissfähig sein werden und zweitens am Ende immer autoritär agieren müssen. Denn ihre absoluten Lösungen werden nie eine 100%ige Zustimmung bekommen, also brauchen sie so viel Macht, dass sie die Ablehnung unterdrücken können. Was an der populistischen Sicht auf Dinge so verführerisch ist: dass sie "einfache Lösungen" verspricht. Die funktionieren aber halt nicht - zB weil Ausländer eben nicht Schuld an Altersarmut sind und Populisten somit nur Hass oder Angst vor Einwanderern erzeugen, aber eben keine Lösung für Rentner*innen, wodurch die Altersarmut bleibt (oder gar steigt, denn Immigration junger Menschen würde sie ja sogar verhindern).
Ach komm, nee, so schlimm war er nicht, der Sommer bis jetzt. Dass es im Moment einfach seit ner guten Woche kalt ist und regnet ist ja für Ende Juli auch gar nicht unnormal. Aber es nervt trotzdem. Kalt, trübe, dunkel, verregnet bringt mich nun mal schneller runter als es Sonne, Wärme und Helligkeit schafft, mich wieder aufzumuntern.
Genug vom Wetter, was war los in der letzten Zeit?
Ich hab meinen neuen Job bei Fork begonnen. Ich blogge ja üblicherweise nicht viel über meinen Arbeitsplatz, daher wird das auch hier eher wenig stattfinden. Nur soviel: Es ist ein steiler Einstieg gewesen und ich bin auch noch nicht an der Stelle angekommen, an der ich am Ende sein möchte. Die Firma, das Arbeitklima, die KollegInnen und die Themen sind super. Die Gleichzeitigkeit und Menge dessen, was ich alles herausfinden muss, um in den Flow zu kommen in dem ich sein möchte ist das, was mich gerade anstrengt. Mein Eigenanspruch, der mir sagt, dass ich noch so unscharf sehe und der mich verbissen die Augen zusammenkneifen lässt obwohl ich weiß dass das nicht hilft, macht mich ungeduldig. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich nicht gebloggt habe: So lange ich dort eine Baustelle habe, gestehe ich mir an anderen Stellen nicht zu, entspannt zu sein. Als ob das eine am anderen was ändern kann. Eigentlich doof, aber das ist halt so'n Muster bei mir.
Ich habe aber natürlich nicht gar nichts gemacht. Jan und ich haben uns ein weiteres Mal zum Podcasten hingesetzt - diesmal sogar mit Plan - und darüber gesprochen, wo LARPs in Deutschland herkommen, wie das da mit Regeln und Charakteren läuft und wie man es schafft, auf LARPs Spaß zu haben, wenn man damit anfangen will. Wir sind hier allerdings vor allem bei klassischen Fantasy-LARPs geblieben. Die ganzen abgefahreneren Ansätze, die gerade entstehen, gehen wir in einer eigenen Folge durch.
Und a propos LARP: Ich war auch wieder auf einem und nachdem es uns beim letzten Mal in den Dreißigjährigen Krieg verschlagen hat, landeten wir diesmal in der Zukuft. Genauer gesagt in der Zukunft, die die Fernsehserie Defiance erzählt, die mir damals sehr gut gefiel und weswegen ich natürlich auch sofort interessiert war, als die Ankündigung kam.
Auch diesmal gab es neben dem Spiel selbst einiges zu beobachten, denn es gab einerseits viele Fraktionen mit eigenen sozialen Regeln und andererseits jede Menge Einzelpersonen mit eigener Agenda und das wiederum in einer Situation, in der die ganze Gruppe irgendwann gemeinsam auf der Flucht war.
Was ich diesbezüglich am interessantesten fand war, wie sich die politische Führung - das City Council, das dadurch, dass es ein demokratisch legitimiertes Gremium war, ja eigentlich gut begründet die Führungsrolle der Flüchtenden beanspruchen hätte können - sich selbst immer mehr schwächte. Zuletzt dergestalt, dass als sie feststellten, dass die verschiedenen Alien-Gruppen zusammenrücken, die Menschen sich aber immer mehr entzweien, sie quasi eigenmächtig aus jeder Aliengruppe eine Person ins Council beriefen und dabei darauf achteten, dass es die möglichst schwächste oder niederste Person ist. Anstatt auf die Gruppen zuzugehen und diese darum zu bitten, jeweils einen Vertreter zu bestimmen und sich damit zu legitimieren und zu stärken. Die Angst vor dem Machtverlust führte somit zum tatsächlichen Machtverlust. Und das wiederum führte dann sehr schnell zum Ruf nach der einen Person, die sagt wo es lang gehen soll. Auf meine Frage, wann denn diese Ausnahmezustand-Diktatur beendet sein soll, kam nur die Antwort "Sobald alle wieder sicher sind".
Für mein persönliches Spiel habe ich mich auf den Teil meines vorgegebenen Charakters konzentriert, der sich möglichst aus jeder Verantwortung heraushält - etwas, was mir im echten Leben sehr schwer fällt. Da meine Figur aber durch ein Unglück in der Vergangenheit alles verloren hatte und ich so den Charakter dergestalt aufbauen konnte, dass ich die Vergangenheit nicht loslassen will (ich war insgeheim auf der Suche nach dem Verursacher dieses Unglücks) und dadurch auch einen Neuanfang verweigere, fand ich darin einen guten Weg, mich nicht mehr an Commitments zu binden. Natürlich entstanden daraus dann ganz interessante Konflikte, als andere versuchten, mich in Verantwortung zu nehmen und ich stellte fest, das diese "Ich hab eh nichts zu verlieren"-Einstellung auch zu einer gewissen Risikobereitschaft führt, die in meinem Fall dazu führte, dass ich mich - mit mehr Vernunft bertrachtet völlig unnötig - mit einem Earth Republic Offizier angelegt habe, was natürlich ziemlich eskalierte, als die Earth Republic Truppen am Ende des Spiels die Stadt und uns als Bewohner übernahmen. Im Nachhinein und von meiner persönlichen Warte betrachtet, wusste ich durchaus die ganze Zeit insgeheim, dass mein Charakter da ganz klar eine Situation provozierte, die zu einen tödlichen Ausgang entweder für ihn oder den Offizier führen sollte und beides wäre für ihn akzeptabel gewesen.
Ich kann wirklich nur immer wieder empfehlen, LARPs zu spielen, man findet viel über sich, über andere Menschen in deren Rolle man sich begibt und über wichtige Gruppendynamiken heraus. Man wird aufmerksamer, empathischer, verständnisvoller. Man kann mal in Emotions- und Gefühlsräume gehen, in die man sich eigentlich nie hineintraut und man findet durch völlig veränderte Kontexte Verhaltensweisen und Seiten an sich, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt.
Daher am Ende noch ein Tip: In Berlin findet das nächste ifoL statt - ein Minilarp-Festival, das ich wärmstens empfehlen kann. Minilarps sollten sich alle anschauen, die an immersiven Narrationstechniken und viel Spaß und Drama interessiert sind. Das schöne daran ist, dass sie sehr zugänglich sind: Man braucht eigentlich keinerlei Vorkenntnisse und es wird sich meistens auch nicht wirklich verkleidet. Wem unsere IfoLs auf dem Lande bisher zu weit weg waren, sollte sich schnellstens anmelden.
Am Freitag war ich fleißig und habe gleich zwei Webseiten und zwei Facebook-Pages veröffentlicht. Der Launch der Webseite für das Zeitgeist-LARP war tatsächlich auch geplant. Die Deadline, die wir uns vorletzte Woche für die Veröffentlichung des Teasers gesetzt hatten, war der 1.Oktober und Deadlines einzuhalten ist etwas, das mir sehr viel Befriedigung verschafft.
Befriedigung ist etwas, was mich sehr mutig macht. So in der Art "wenn das so gut hingehauen hat, dann könnte ich ja auch noch um was anderes kümmern, das ich bisher immer wieder aufgeschoben habe". Also habe ich mit Sven auch noch einen Podcast aufgenommen, die Webseite dafür hingestellt und den Podcast am selben Abend veröffentlicht.
Zunächst aber mal zum Larp. Das wird nämlich was größeres: Wir werden im Sommer 2017 eine sehr aufwändige Veranstaltung auf die Beine stellen und das wird nichts geringeres sein, als das erste internationale - sprich englischsprachige - Larp in Deutschland, das auf einer völlig neuen und eigenständigen Idee von Tina Leipold und Larson Kasper basiert. Das ganze wird in den Achziger Jahren spielen und behandelt die damals relevanten Themen: Politisch sind das zum Beispiel der kalte Krieg, Chernobyl und die Ausbeutung der dritten Welt. Von der Handlung her bedienen wir uns aus der Popkultur, man spielt zum Beispiel abenteuerlustige ArchäologInnen und Teams, die Geister jagen.
Wenn man den Teaser sieht (für den Sven Design und Musik umgesetzt hat), sollte man erkennen, wo es hingeht:
Wir sind mit einem Kernteam von neun Personen dran und rechnen mit etwa 30 Personen, die am Ende an der Veranstaltung mitarbeiten. Wir werden aufwändige Props und Kulissen haben, überlegen uns schon jede Menge technische Tricks und es wird vorab sehr viele schöne Aktionen geben, um die Mitspieler richtig gut einzustimmen. Aber dazu mehr, wenn es soweit ist. Spätestens am 1.Dezember wird man sich verbindlich anmelden können (um das nicht zu verpassen, gibts schon mal einen Facebook-Termin zum abonnieren) und auch mehr darüber erfahren, was einen erwartet.
Wie gesagt, ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert und dass Trailer, Webseite und Facebook-Page pünktlich online waren, befriedigte mich ungemein und wenn ich zufrieden bin, werde ich motiviert. Da ich während der Arbeit daran ohnehin schon mit Sven im Austausch war, habe ich also erwähnt, dass ich eigentlich auch endlich mal das Thema Podcast in Angriff nehmen könnte, jetzt wo es gerade so schön läuft. Da ich das seit fast drei Jahren versuche und auch schon zwei mal erfolglos angesetzt hatte, würde es auch Zeit, dass das endlich mal klappt. Meine Idee ist vor drei Jahren die gewesen, mich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu unterhalten, die ich so kenne. Menschen, die tolle Sachen machen und sich mit interessanten Themen beschäftigen. Das kann eigentlich nur toll werden und das soll auch eher wirklich sich unterhalten sein, nicht interviewen. Das Problem war aber bei den vorherigen Versuchen, dass einfach zu viel Zeit ins Land geht, bis so ein Gespräch organisatorisch zustande kommt.
Was bislang gefehlt hat, war einfach eine Person, mit der ich eine Regelmäßigkeit erreichen kann, ohne dass das Aufwand macht und eigentlich bin ich bescheuert, dass ich nicht früher drauf gekommen bin, einfach meinen Bruder zu fragen, mit dem ich ohnehin mindestens ein mal die Woche einen Abend wegtelefoniere. Und so gibt es nun auch - endlich - den Podcast namens "We Know Kung Fu".
Die erste Ausgabe ist sicher kein echtes Highlight, weil wir noch mit Technik kämpfen (zB das leichte Dröhnen in den letzten 15 Minuten meiner Spur, das einfach so plötzlich einsetzte obwohl es das die vorangegangenen eineinhalb Stunden nicht gab) und durch die Spontaneität der Aufnahme auch keine Vorbereitung stattfand. Aber das macht ja auch nichts, so viele Leute werden das ja noch nicht hören und bis sich das Publikum mal entsprechend vergrößert hat sind wir ja auch routinierter geworden, nehme ich an.
Aber wir haben gemerkt, dass uns das Plaudern liegt und wir das definitiv jetzt öfter machen werden. Allein bei diesem eher improvisierten Podcast, in dem es vor allem über die Diskussionskultur im Netz geht, sind uns schon drei oder vier weitere Themen eingefallen, die wir bereden können (Zum Beispiel, wie es in einem von katholischen Mönchsorden geführten Jungeninternat so zugeht).