Gestern konnte ich endlich Star Wars The Old Republic testen. Ich mach ja im Jahr bei etwa drei Betatests mit, bei denen darf man aber mormalerweise nichts öffentlich berichten (was ich für total bekloppt halte). Bei SWTOR ist das aber - zumindest seit diesem Wochenende - offiziell erlaubt. Daher hab ich mein erstes Fazit nach knapp fünf Stunden Spielzeit und den ersten sechs Levelsprüngen drüben bei kein Halma aufgeschrieben.
Ich hab grade überlegt, wo ich mal ein paar wirre Notizen irgendwo ablegen kann, die ich mir in den letzten Wochen so gemacht habe. Dann dachte ich: Eigentlich ist hier ja ein guter Ort dafür.
1. Worüber man sich gerade klar wird
- Große Teile der Infrastruktur Internet und viele seiner Dienste gehören Firmen oder Staaten bzw. werden von Firmen und Staaten betrieben. Das "Mainstream"-Internet durchläuft grade die zweite Welle der Walled Garden-Dienste und es wird ein Weilchen dauern, bis auch die Sozialen Medien diese Mauern verlassen werden - was sie am Ende aber tun werden, auch das Web 1.0 ist ja Ende der Neunziger von AOL und Co zum offenen WWW mutiert.
- Weder Firmen noch Staaten können das Internet so kontrollieren, wie sie es bei anderen Infrastrukturen können, die sie betreiben. Das führt seit vielen Jahren immer wieder zu Konflikten zwischen Firmen, Staaten und Nutzern. Nichtsdestotrotz werden jedes Jahr groteskere Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht: Momentan geht das sogar so weit, dass das letztes Jahr noch wegen Censilias Sperr-Bemühungen in Verruf gewesene EU-Parlament in den USA gegen deren neueste Sperr-Gesetze (PIPA/SOPA) protestiert.
2. Was man momentan ständig durcheinanderbringt
"Secrecy" - als Bezeichnung für die Geheimhaltung von nicht-privaten Informationen - und "Privacy" - der eigentlich grundgesetzlich geschützen Privatsphäre des einzelnen Bürgers sind eigentlich völlig unterschiedliche Dinge, werden aber ganz gerne in einen Topf geworfen. Das liegt daran, dass man in Politik und Wirtschaft gerne den Schutz von Privacy als Begründung vorschiebt, wenn es ihnen eigentlich um die Verteidigung von Secrecy geht. Behörden und Regierungen argumentieren gerne gegen Offenlegungen und "Verrat" ihrer Geheimnisse genau so wie Privatleute, die z.B. keine Vorratsdatenspeicherung wollen - und deren Bedenken ja gerne mal mit einem "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" ignoriert werden.
Es gibt hier allerdings einen entscheidenden Unterschied: Privatmenschen geht es allein um Privacy, also dem Schutz ihres Privatlebens. Daten von Behörden (oder Firmen) sind dagegen keine Privatdaten, auch wenn sie hin und wieder "geheim" sind. Insoweit wäre das Argument "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" als Entgegnung auf staatliche Secrecy-Bestrebungen - also die Geheimhaltung ihres Tuns - sogar passender, ganz im Gegensatz als zur Begründung für die vermeintliche Harmlosigkeit der Offenlegung privater Informationen im Tausch für eine lediglich gefühlte Sicherheit.
3. Es gibt diesen Konflikt zwischen Bürgern und Staat
- Meine Privacy: Firmen und Staaten wollen meine private Daten haben und möglichst genau wissen, was ich tue. Ich muss also überlegen wann und wie ich das Internet nutze und welche Diensten ich mit welchen privaten Daten versorge, um möglichst wenige davon preiszugeben.
- Deren Secrecy: Firmen und Staaten wollen dem Bürger gegenüber ihre Daten und das was sie tun möglichst verbergen. Dies ist zum größten Teil nicht im Interesse des Bürgers sondern dient internen Geschäften und Absprachen, die nur mit dem strikten Ausschluss von Parteien funktionieren, die den Machterhalt gefährden. Die Exklusivität von Zugang sichert eine möglichst ungestörte Lobbyarbeit.
Es entsteht somit eine immer offensichtlichere Schere zwischen dem, was Bürger wollen und was Staat, Behörden und Wirtschaft will: Bürger verlangen Transparenz, also einen Abbau staatlicher Secrecy. Behörden verlangen Transparenz vom Bürger, also den Abbau bürgerlicher Privacy. Beide weigern sich jeweils, diesen Wünschen zu entsprechen. Bürger reagieren mit Druck, wie wir ihn z.B. im Streit um Stuttgart 21 erlebt haben oder beginnen Aktivitäten wie die Occupy-Bewegung. Der Staat reagiert, indem er immer hemmungsloser die Privatheit auflöst und z.B Bewegungs- und Kommunikationsdaten aller Bürger sammelt und auswertet.
Dass Staat und Bürger gegeneinander arbeiten ist allerdings auf Dauer ein echtes Problem. Wohin dieses Problem führt wenn nicht einer von beiden klein beigibt ist gut zu sehen. Zum Bespiel in Griechenland, in Spanien und Frankreich. In Deutschland gab es letztes Jahr in Stuttgart einen ersten Vorgeschmack.
4. Was wird als nächstes passieren?
Das Internet ist ja so um das Jahr 2000 herum für kommerzielle Zwecke umgebaut worden: Der Zugang zum Internet wurde den ISPs von den Telcos abgenommen, es wurden Bezahlmechanismen eingeführt, die bis dahin internettypische Anonymität wurde immer weiter abgebaut. In den letzten zehn Jahren entwicklete sich der normale Internetnutzer vom unbekannten Wesen zum am besten durchleuchteten Individuum, denn zentrale Diensteanbieter wie Google und Facebook häufen private Datensammlungen über jede Menge Einzelpersonen an und dabei ist es oft egal, ob diese Personen den Service überhaupt nutzen.
Daher ist der logische nächste Entwicklungsschritt der, die privaten Anteile der sozialen Kommunikation den zentralen Diensten wie Facebook und Google abzunehmen und weitestgehend zu privatisieren und zu dezentralisieren oder zumindest auf viele kleinere aber im Detail besser funktionierende Dienste zu verteilen. Es wird ja gerade auch den weniger kritischen Netznutzern klar, dass der Teil des Internets, den die Wirtschaft oder der Staat kontrolliert ihre Privacy-Belange nicht im gewünschten Maße berücksichtigen und schützen. Im Gegenteil, entsprechende Machtproben werden ignoriert oder auch sanktioniert, wenn der Nutzer nicht spurt - Facebook und Google+ löschen regelmäßig ohne Vorwarnung "inappropriate Content" oder suspendieren die Accounts von Leuten, die ihrer Meinung nach nicht ihren Realnamen angeben. Gleichzeitig wird immer klarer, dass staatliche Stellen gerne und ausgiebig in den Nutzerdaten der großen Sozialen Netzwerke herumschnüffeln wollen und sich im Zweifel auch einfach die entsprechenden Gesetze dafür zurechtschnitzen.
Die guten alternativen Lösungen der nahen Zukunft werden daher dezentrale, kollaborativ entwickelte non-profit Projekte sein. Das war der Weg des Web 1.0, das wird der Weg des Sozialen Netzes sein. Ob der Layer der zentralen Mainstreamservices irgendwann so schnell verschwindet wie damals AOL, T-Online/BTX, Compuserve und so weiter oder einen Zwischenbereich darstellt, in den man die privaten Daten füllt (in Menge und Ausführlichkeit je nach Grad des Umgangs mit den Post-Privacy-Bedingungen mit denen man umgeht), die man für die Ausgestaltung seiner öffentlichen Persönlichkeit und als Puffer zwischen der Welt und seiner tatsächlichen Privatheit benötigt ist dabei gar nicht so wichtig.
Ärgert euch das eigentlich auch so, wenn Polizei und Politik so überrascht davon ist, dass Nazis tatsächlich gefährliche Mörder sind? Ich meine, wie irre ist das denn? 12 Jahre töten Nazis in diesem Land ungestört Menschen, weil die Polizei diejenigen überwacht, die ihre Arbeit machen und gegen Nazis recherchieren und demonstrieren.
Das ist doch ein einziger Hohn - seit Jahren will man uns irgendwelchen linken oder islamistischen Terror als reale Gefahr verkaufen und gleichzeitig ignoriert oder spielt man jede Warnung vor diesen Nazi-Ärschen herunter. Ich haben mich noch nie von linken oder islamistischen Terroristen bedroht gefühlt. Tatsächliche Drohungen sahen für Leute die ich kenne und für mich selbst bisher immer nur so aus:
Die Frage die sich jetzt stellt ist, ob man nun wirklich abwarten will, bis die Menschen nach dem Vertrauen in die Politik auch das in die Polizei verlieren. Oder beginnt man dann vielleicht doch endlich mal damit, statt den eingebildeten Terroristen mal die tatsächlich vorhandenen Verbrechen aufzuklären?
Ansonsten fasst @haekelschwein die Wahrnehmung perfekt zusammen: "Um als Terrorist zu gelten, müssen Rechte 13 Jahre bomben und morden, Linke ein Auto demolieren und Muslime eine Casio-Uhr tragen."
Gestern waren Daniel und ich endlich bei Meister Jarre im Konzert - nachdem ich schon Anfang des Jahres keine Karten mehr bekam und ich daher fürchtete, ihn zu verpassen. Ich war zwar vor ein paar Jahren mal bei seiner Oxygene-Tour, aber die war ja weniger "typisch" - keine Laser, keine neueren Stücke - und ich wollte unbedingt auch mal ein "richtiges" Jarre-Konzert sehen.
Zum Glück hatte Daniel aber eine Karte übrig und am Ende wurde diese auch noch mein Geburtstagsgeschenk von den Kollegen. Somit wurde also alles gut und wir haben begeistert diesen dreiundsechzigjährigen(!) Franzosen ohne eine Pause über zwei Stunden lang zwischen Lasern und zig unterschiedlichen Synthesizern aus den letzten 50 Jahren auf der Bühne herumspringen und toben und einmal quer durch sein gesamtes Werk fräsen sehen. Was ich vor drei Jahren schon schrieb galt gestern noch viel mehr: Die Energie, die dieser Mensch hat und ausstrahlt ist einfach unglaublich.
Ein bisschen was gefilmt hab ich auch, das ist ja bei Jarre ausdrücklich erlaubt - ich glaube, er ist auch der einzige Künstler, der konsequent seine eigenen Konzerte "selfpirated" oder livestreamed:
Auch dieses Wochenende gab es wieder eine Demo. Allerdings hat man sich diesmal nicht irgendwo im Kiez versteckt sondern einen Zug vom Dom bis zum Rudolfplatz organisiert, was trotz etwas weniger Beteiligung als letzte Woche (laut Polizei 1200 Menschen) sicherlich erheblich mehr aufgefallen sein dürfte.
Was mir aufgefallen ist: Die Dominanz der "üblichen Verdächtigen" im Kölner Demogeschäft. Mir fiel schon sehr auf, dass die Flugblattverteiler sich viel weniger mit den Leuten beschäftigten, die den Demozug von außen beobachteten als vielmehr den Leute, die mitliefen ihre Pamphlete, Zeitungen und Prospekte in die Hand drücken wollten. Ich habe immer wieder verwirrt abgelehnt, weil ich mich fragte was die von mir wollen: Ich lauf doch schon mit. Angesichts dessen ist es im Nachhinein eventuell doch nicht so ein Zufall gewesen, dass mir das letzte Woche schon als eine Art Insiderveranstaltung vorkam. Wir machten jedenfalls irgendwann unsere Witze darüber, ob uns die judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa gleich den nächsten Zettel vor die Nase halten wird (die Menge der "sozialistischen" Irgendwasse jedenfalls ist enorm).
Die einzigen Flugblätter die in Massen an Passanten gingen waren die der Anonymous-Leute und es war beileibe nicht so, dass man ihnen die aufdrängen musste. Aber so ist das vielleicht, wenn man so ein wenig dem eigenen Mikrokosmos verhaftet ist.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat war der Zwischenstop auf dem Hohenzollernring, wo tatsächlich eine Weile dieses #occupy-Feeling aufkam. Es sprachen dort vor allem auch ein paar jüngere Demonstranten über das Recht auf Bildung, das Problem mit der Bequemlichkeit, die z.B. einem Bankenwechsel zu einer Bank ohne Zocker entgegensteht oder den Wunsch redeten, eine lebenswerte Welt für alle zu erreichen und nicht nur für die, die sich genug Geld dafür zurücklegen können. All das kam erfreulich unideologisiert und authentisch rüber.
Dennoch: Ich bin mir nicht sicher, ob diese Demos in Köln für mich eine Zukunft haben. Ein paar Stunden in der Gegend rumzulaufen während man sich beim Anhören von Achtziger-Jahre Sprechchören ein wenig fremdschämt entspricht nicht meinen Vorstellungen von sinnvoller Teilnahme an der Gesellschaft. Was das vielleicht illustriert: Dieses Bild von mir zeigt nicht etwa meinen Protest gegen soziale Ungerechtigkeit. Ich rufe da gerade "LANGWEILIG!" nach vorne zu den Leuten die zum x-ten Mal "Wir sind hier. Wir sind Laut..." skandieren und fast alle Leute, die um mich herum liefen haben gelacht weil sie wußten was ich meine ...
Der Oktoberfest-Attentäter von 1980 hatte eine stärkere Verbindung zum Neonazi-Milieu als wohl bisher offiziell bekannt gewesen ist. Demnach wollte der Attentäter mit dem Bombenanschlag Franz-Josef Strauß zum Wahlerfolg verhelfen. Soweit, so interessant. Dann wird aber eine Verbindung zur CSU eröffnet:
Nach Auswertung von 46.000 Blatt bislang unter Verschluss gehaltener Akten berichtet der Spiegel, dass Köhler vor allem in seinem Studienort Tübingen in einem Milieu militanter Neonazis verwurzelt war, die ihrerseits teils intensive Kontakte zu CSU-Funktionären pflegten.
Was bedeutet denn "intensive Kontakte zu CSU-Funktionären"? So opportun eine Verbindung von CSU und Attentäter im ersten Moment zu sein scheint, ich denke dass man hier genauer wissen muss, wie diese Kontakte konkret aussahen - ansonsten hat das nicht viel mehr Substanz wie Amokläufern Counterstrike auf dem PC nachzuweisen sondern ist eine billige Abduktion.
Noch dazu, wenn die Verbindung übers Eck geht. Davon dass CSU-Funktionäre Kontakt mit Neonazis hatten, die wiederum Kontakt zum Attentäter hatten lässt sich ja nicht mal deduktiv schließen, dass überhaupt ein Kontakt zwischen CSU-Funktionären und Attentätern bestand.
Bevor also behauptet werden kann (und dieser Schluss wird ja transportiert), dass CSU-Funktionäre für die Idee eines Attentats mitverantwortlich seien braucht es wesentlich mehr Informationen, auf Basis derer man einen entsprechenden gültigen Schluss konstruieren kann. So lange das nicht geht ist alles eine Hypothese und wer da eine Beweisführung draus macht tut dies, weil er Grund und Korrelat verwechselt.
Die Kurzfassung: Köln hat sich recht wacker geschlagen. Je nach dem, wen man fragt waren zwischen 1500 und 2000 Demonstranten am Chlodwigplatz und es war ein recht interessant anzusehendes Aufeinandertreffen von altgedienten Protestlern und den people from teh internets.
Die etwas längere Fassung: Ich kam etwa viertel nach elf am Chlodwigplatz an und war positiv überrascht, daß der Platz doch recht gut gefüllt war. Denn da die Kölner Veranstaltung erst relativ spät angesetzt wurde und im Netz ziemlich lange hin und her überlegt wurde, ob man sich überhaupt auch in Köln treffen soll anstatt gleich lieber nach Düsseldorf oder Frankfurt zu fahren rechnete ich ehrlicherweise mit vielleicht 300 Menschen und wenns gut läuft mit doppelt so vielen. Als die Demonstration einen Zug um den Block unternahm waren es dann aber tatsächlich gute 2000 Menschen, was für Kölner verhältnisse viele sein sollen, wie mir versichtert wurde.
Diese meine positive Verwunderung wurde lediglich von zwei Überlegungen getrübt: Die eine war die, wieso man sich zum Demonstrieren eigentlich so schön selbst in einen Kiez ein Veedel weggeräumt hat, wo man total unter sich blieb und niemanden beim Samstagseinkauf behinderte? Am und um den Chlodwigplatz gibts ein paar kleinere Läden, ne Apotheke, ne Bäckerei und ein paar kleine Bankfilialen - in denen garantiert keine Spekulantenverträge abgeschlossen werden. Was will man da? Warum ist man nicht am Dom, am Heumarkt, irgendwo, wo auch Leute sind, die die Demo wahrnehmen können?
Die zweite: Warum ist es so kalt und warum läuft der Demozug immer dorthin, wo grade Schatten ist? Okay, der zweite Gedanke war nicht so wichtig, aber ich hab zwischendurch schon ordentlich gefroren.
Die Demo schien so gegen zwei Uhr zuende zu sein. Der Platz war zwar noch recht voll, aber irgendwie war rumstehen und den üblichen Verdächtigen auf etwas altbackene links-alt86er-weise Proteste skandieren zuhören nicht so ganz unsere Sache. Inzwischen waren wir auch gut fünfzehn Leute und wir beschlossen, dass es vielleicht doch eine gute Idee wäre, mal etwas weiter in die Einkaufsmeile vorzustoßen. So machten sich also vor allem die Herren und Damen Fawkes mit unserer Begleitung auf den Weg in die Schildergasse und zum Neumarkt und taten, was Leute aus teh Internets so tun: Lulz erzeugen und Massen an Anonymous-Flugblättern verteilen.
Einige machten dann auch noch den Domplatz unsicher, uns war aber dann doch irgendwann zu kalt und wir machten uns gegen fünf wieder zum Chlodwigplatz zurück, wo gerade aufgeräumt wurde, indem man eine Kehrmaschine kreuz und quer über den Platz heizen ließ, was ein wenig bizarr anmutete.
Ich hab mich gefreut, die Jungs und Mädels Anonymous kennengelernt zu haben, es war mir ein Fest, mal wieder Max über den Weg zu laufen und tatsächlich auch Leute aus Pforzheim hier zu treffen, die ich irgendwann mal bei Mario kennengelernt hab, der seinerseits mit Sven in Frankfurt demonstrierte.
Ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht an Stellen spalten lassen, an denen wir eigentlich gemeinsam besser weiter kommen. Die Grenzen sind zu einfach gelegt, wenn wir "uns Bürger" ständig gegen "die Politik" oder "die Polizei" abgrenzen. Es ist natürlich wichtig, politische Exzesse wie die Geschichte um den Bundestrojaner momentan oder die erschreckende Story aus Rosenheim öffentlich zu machen. Aber die Lösung kann nicht sein, generell Politik und Polizei zur Ursache zu machen und somit zum Gegner zu erklären.
Ich glaube, dass die Mehrheit der Politiker, Polizisten, Steuerbeamte und Mitarbeiter in Arbeitsagenturen genauso ticken wir wir: Nämlich normal. Ich kenne Polizisten, Anwälte, Leute die in und mit Gerichten arbeiten, Politiker, Mitarbeiter in NGOs. Dassind alles vernünftige Menschen, die genau dieselben Probleme sehen wie wir: Zu wenig Fachwissen, zu komplizierte und technokratische Prozesse, zu viel Verwaltung und zu wenig Vision, zu viel Angst vor Veränderung und zu wenig Mut, dennoch etwas zu ändern.
Daher wäre mein Vorschlag: Wir könnten ja, anstatt immer nur auf die Bösen zu schlagen auch zusätzlich nicht vergessen, die Guten zu unterstützen, indem wir ihnen sagen, dass wir wissen, dass es sie gibt und dass wir nicht "die Politiker" scheiße finden sondern das, was dieser eine bestimmte Politiker tut. Oder dem Polizisten sagen, dass wir durchaus auch ihre Probleme sehen.
Ich kopier mal was, was ich vor nem guten Jahr geschrieben habe:
Polizisten machen einen echt harten Knochenjob, für den sie meiner Meinung nach eigentlich so gut bezahlt und versorgt gehören, damit sie motiviert und gut ausgebildet ihre Arbeit machen können. Ich möchte eine Polizei haben, die ich wertschätzen kann und der ich vertraue, weil sie mir keinen Scheiß erzählt. Ich möchte eine Polizei, die korrekt und neutral bleibt und nicht zum Handlanger von Politik- und Machtgeklüngel wird. Ich möchte eine Polizei, die ihrerseits mir als Bürger zunächst darin vertraut, dass ich nichts böses oder verbotenes tue. Ich möchte eine Polizei, die ich achten kann und die mich achtet. Ich möchte eine Polizei, die so gefestigt und selbstbewusst ist, dass sie auch die achtet, die sie nicht achten.
Ich hab ja schon öfter darüber darüber geschrieben, dass ich gerne Ballerspiele spiele und dass ich erfreulich finde, dass die inzwischen auch gute Geschichten erzählen. Auf der anderen Seite hab ich ja tatsächlich Jahrzehnte gebraucht, um mit Rollenspielen am PC zurecht zu kommen. Die waren mir immer zu langweilig, einerseits wegen der immer gleichen Fantasygeschichten die man einfach früher oder später über hat (und bei mir wars früher), andererseits weil ein Spiel für mich in dem Moment uninteressant wird, wenn ich hinter die Matrix blicken kann, was mir gerade bei Rollenspielen sehr schnell passiert.
Allerdings scheint man da inzwischen dazugelernt zu haben. Denn es gibt inzwischen RPGs, die zum einen mal weg vom Einheitssetting gehen, mit viel Aufwand eine dichte Geschichte erzählen und zum anderen die Atmosphäre halten können, weil die ganze RPG-Mechanik weit im Hintergrund bleibt, wo sie auch sein soll. Ein solches Game, das mir im Moment erstaunlich gut reinläuft, ist auch Borderlands. Hat alles, wasich an Ballerspielen liebe, ein schönes Setting (Endzeit, aber auf einem anderen Planeten - oder eventuell auch irgendwas anderes, das man noch herausfinden muss) mit dichter Atmosphäre, einer guten Portion schwarzem Humor (etwas was ich bei Spielen generell mag und weshalb mich diese ganzen bierernsten Militärshooter langweilen) und es funktioniert in seiner Eigenschaft als RPG erstaunlich gut.
Allerdings ist die Story offener als zum Beispiel die von Mass Effect. Das bedeutet, dass ich eigentlich jetzt schon sagen kann, dass ich Borderlands höchstwahrscheinlich nicht zu Ende spielen werde. Vielleicht schau ich mir irgendwo in einem Wiki an, wie die Geschichte ausgeht, aber da die nicht klar im Vordergrund steht und - auch RPG-typisch - viel zu viele Nebenquests die Haupthandlung nur sehr langsam vorankommen lassen weiß ich schon jetzt, dass mich die Lust, der Rahmenhandlung zu folgen, auf Dauer verlassen wird, egal wie interessant der Ansatz eigentlich ist. Das ist so ein bisschen wie bei Fernsehserien, in denen eine übergreifende Story nur am Beginn und am Ende einer Staffel weitergeführt werden.
Dennoch: Im Moment macht's Spaß und ich springe gern mal auf ein paar Schießereien in das übrigens ganz hervorragend im Comicstil erscheinende Pandora.