Wenn man sich in Deutschland bei Youtube die WISO-Reportage "Die Bank gewinnt immer!" vom 11.7.2011 ansehen will prangt einem folgendes entgegen:
Da stellen sich einige Fragen: Welche Regierung war das? Unsere? Wenn man das Video per Anonymizer aufruft erscheint tatsächlich der WISO-Beitrag, nicht etwa irgendwas Illegales. Oder macht Google hier irgendwas komisches so wie bei ihrem Kampf gegen die GEMA-Kosten? Hat sich irgendwer Google gegenüber als Regierung ausgegeben?
Die ersten Anfragen werden formuliert, ein Vergleich mit der knapp fünf Minuten kürzeren Version in der ZDF-Mediathek lässt erkennen, dass ein Teil herausgeschnitten wurde und wenn man von dem schließt, was fehlt, müsste die Anfrage an die Bremer Landesregierung gehen.
Hier gibts den gesperrten Beitrag (Link fixed) auch noch mal zum Downloaden.
Update: @Regsprecher schreibt: “Die Bundesregierung zensiert nicht und hat nichts gesperrt.”
Das WISO-Blog berichtet, die Meldung des Videos hat sich geändert in “This content is not available in your country due to a legal complaint.” (14:05 Uhr), was der Wahrheit - es besteht ein Rechtsstreit mit der Bremer Sparkasse - wohl eher entspricht. Generell aber kann man schon sehen, wie gut die Google-Infrastruktur auf Filter- und Löschanfragen, egal woher, eingerichtet ist.
Robin Meyer-Lucht war ein Mensch, den ich leider nie persönlich kennenlernen konnte. Ich wollte es. Letztes und dieses Jahr habe ich auf der re-publica auf eine Gelegenheit gehofft, aber bin leider immer sehr vorsichtig und möchte niemandem auf die Nerven gehen. So kann es schon mal passieren, dass ich aus lauter Respekt jede Menge kleine Schritte zu jemandem hin brauche, je interessanter jemand ist, desto mehr. Robin Meyer-Lucht fand ich enorm interessant. Ich mochte, was und wie er schrieb und wie er in Interviews sprach und sich gab.
Eine weitere Gelegenheit wird es aber nun leider nicht mehr geben, ich werde ihn nie mehr kennen lernen, denn Robin Meyer- Lucht ist tot.
Ein weiterer Mensch, den ich gerne kennengelernt hätte ist ein 55-jähriger Blogger aus Berlin. Er scheint sich durch seine Lebensumstände in einer Situation wahrgenommen zu haben, in der es in der Zukunft nichts schönes mehr gibt und ging auf eine letzte Reise nach Portugal. Der Blogeintrag zum Abschied ist beklemmend und macht traurig. Aber er erinnert uns daran, vielleicht etwas besser auf die Menschen um uns herum zu achten.
Es gibt immer etwas schönes, das noch vor einem liegt und vielleicht kann man selbst derjenige sein, der für einen anderen etwas schönes ins Leben bringt. Oder man ermahnt sich selbst, sich nicht so sehr zurückzuziehen, bin man glaubt, völlig alleine zu sein und alles nur noch mit sich selbst ausmachen zu können.
Heute ist International Talk Like A Pirate Day. Aber eigentlich war gestern ein viel besserer Piratentag und wer meiner Twittertimeline folgt, hat es vielleicht schon bemerkt: ich freue mich wie Bolle über den Erfolg der Piratenpartei in Berlin.
Ich bin aber kein genereller Freund der Piratenpartei. ich sympathisiere mit sehr vielen Ideen und Themen, in denen sich ihre Protagonisten und Mitglieder gut auskennen, hoffe aber auch darauf, dass sie sich noch Know How dazuholen, wo sie sich nicht auskennen oder gar glauben, sie täten es schon (z.B. beim Thema Urheberrechte, bei dem sie sich mit ihrer Naivität unnötig die Künstler vergrätzen oder die pubertär geprägte Ignoranz bei Genderthemen). Ich glaube aber, dass die Piraten den Druck an einer wichtigen Stelle erhöhen, indem sie eine positive, transparente, basisorientierte Demokratie vorleben und fordern. Das Prinzip beta und das Ausprobieren aus dem Internet in die versteinerte, visionsfreie das-war-schon-immer-so-Politik bringen.
Deswegen freue ich mich über den Erfolg in Berlin.
Eine der treffenderen Analysen kommt von Stefan Plöchinger gibt es heute in der SZ (trotzdem er nicht ohne "digitale Wutbürger" und "Markenkern" auskommt):
Wer mit der digital manifestierten Demokratie fremdelt, soll nicht die Zukunft dieser Medienrevolution bestimmen dürfen: So erklärt sich Berlins Protestwahl. Und natürlich dadurch, dass im Jahr 2011 immer noch platteste Thesen die deutsche Debatte über das Internet bestimmen...
Und ich kann Lorenz nur beipflichten, der den Piraten ein paar wirklich gute Ratschläge mitgibt.
Meine eigene Partei (ja, ich bin PARTEI-Mitglied der ersten Stunde) betätigte sich derweil ebenfalls als Piraten und enterte stilgerecht die FDP-Party.
Seit dem letztem Wochenende bin ich alt. Oder sagen wir's anders: Seit dem letzten Wochenende ist mir bewusst geworden, dass ich älter bin als ich mich bisher fühlte. Keine Sorge, das wird kein Gejammer darüber, dass man weiß, man ist über Vierzig, wenn der Arzt schmerzende Schultern nicht mehr behandelt sondern nur sagt "Das ist halt so in Ihrem Alter, da lohnt ja auch keine Reparatur mehr.". Es geht vielmehr darum, dass mir vor Augen geführt wurde, dass hinter mir eine wesentlich längere Strecke liegt als sie mir bisher vorkam.
Der Anlass: Ich war am Wochende auf zwei Partys, die mich beide ziemlich ins Grübeln brachten.
Auf der einen feierte ein Paar 15 Jahre verheiratet sein (ach, das geht nicht in kryptisch, Isa und Axel halt). Wir kennen uns schon lange vor dem Internet - also seit nicht ganz 20 Jahren, weil wir in Heidelberg zusammen in einer WG gelebt haben und die Hochzeit vor 15 Jahren war dann auch so ungefähr der Moment, an dem wirklich alle in alle Himmelsrichtungen verschwanden, um mit diesem 'Leben nach dem Studium' zu beginnen.
Viele gerieten mir in den Jahren aus den Augen, Isas und meine liebste WG-Genossin und so viele dieser Menschen, mit denen ich in einer Zeit zu tun hatte, in der ich noch keine echte Vorstellung davon hatte, wie echtes Leben funktioniert (und ich nehme an, den anderen gings damals nicht so viel anders) - alles lag ja noch vor uns. Und jetzt traf man sich wieder und stellte fest: Da ist viel passiert. Jeder von uns hat eine immense Strecke zurückgelegt, die schwer bis gar nicht in fünfzehn bis zwanzig Minuten erzählt werden kann. Sohn Nummer zwei, den wir dabei hatten, kannte keiner, weil er ja 'erst' 13 ist. Sohn Nummer eins, den sie als WG-Baby kannten, war nicht dabei, weil er die Leute nicht kennt und als 18-jähriger das jetzt auch nicht dringend nachholen muss.
Der Unterschied 'mitte Zwanzig' - 'um die Vierzig' wurde mir so offensichtlich wie nie zuvor. Und auch sehr unvorbereitet, was mich im Nachhinein zusätzlich wundert. Der Abstand im Blick zurück, den man sonst gerne mal mit "das war ja so gesehen alles erst gestern", ist außer jeder Reichweite. So wie ich vor einigen Jahren den Kontakt zu der Person verlor, die ich in der Schule war, so wenig greifbar ist mir nun auch meine Studienzeit geworden. Mein Leben ist inzwischen ein komplett anderes in wirklich jedem Detail. So wie es das offensichtlich auch für die anderen so ist, mit denen ich gesprochen habe.
Das ist alles gar nicht tragisch - ich hab es inzwischen einigermaßen geschafft, herauszufinden wie ich leben möchte und wie nicht -, aber es macht wehmütig, weil ich mich offenbar von so einigem, das sich schleichend aus meinem Leben entfernt hat nicht wirklich verabschieden konnte.
Das zweite Fest war gleich am nächsten Tag. Ein Familienfest, auf dem ich ein sehr privates Gespräch geführt habe, das mich sehr berührte. Es ist nicht wichtig, über den Inhalt zu schreiben, was bemerkenswert war, war der Umstand, dass ich die Person an diesem Fest erst kennen gelernt habe und er mir dennoch sehr persönliche Dinge anvertraute. Auch darüber warum das so ist grüble ich inzwischen schon eine ganze Woche.
Und wie es so ist: Dieser Eintrag hat kein fertiges Fazit. Ich habe keine Krise und keine Zukunftsangst, habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben und finde es höchstens ein wenig erschreckend, nicht bemerkt zu haben, über wie vieles ich inzwischen ganz gut Bescheid weiß, wovon ich vor zwanzig Jahren noch keinen Schimmer hatte. Ich konnte recht schnell für mich klären, dass ich mir inzwischen ganz gut zurechtgeschnitzt habe, wie ich leben möchte und dass es auch leidlich gut funktioniert. Ich bin aber noch nicht durch mit allem Ich denke immer noch nach und merke, dass sich da noch etwas wichtiges ereignet hat, was sicher zu ein paar Veränderung führen wird. Ich weiß aber absolut noch nicht, was.
Es kann einem nicht immer gut gehen. Das ist meine Angst, wenn es mir gut geht und früher habe ich verbissen darauf reagiert und mich vorsichtshalber auf vieles Gute nicht wirklich eingelassen allein, um die Fallhöhe zu verringern zum Moment an dem es wieder vorbei sein wird. Dumm. Mach ich nicht mehr, ich kann inzwischen meistens wirklich den Moment genießen, mich zurücklehnen, alles vergessen was gerade nicht dazu gehört.
Es kann einem aber auch nicht immer schlecht gehen. Wenn es etwas gibt, was ich an meinem Alter gut finde (und da ist im Moment nicht so viel dabei) dann die Erfahrung, dass es mir schon mal schlecht oder auch viel schlechter ging und dass es auch in den Zeiten, in denen man sich durchs Leben schleppt irgendwann wieder den Moment gibt, ab dem die leeren Akkus sich doch wieder auffüllen und das Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird.
Das letzte Wochenende war so ein Moment und der Moment war erfreulich lang, aber von vorn:
Mein Urlaub von zwei Wochen war ziemlich verkorkst: Die erste Woche habe ich mich doch noch fast jeden Tag mit einem Problem auf der Arbeit beschäftigen müssen, das Urlaubsgeld wurde direkt mal von einer sehr teuren Autoreparatur aufgefressen und das Wetter war alles andere als sommerlich, so dass ich zu verzweifelten Maßnahmen greifen musste da ich ohne Sonne in Depressionen verfalle. Trotz liebem Besuch, Gamescom und bewussten Abhängens zumindest in der zweiten Woche (und einem perfekten Tag als Urlaubsausklang) fand ich mich nach diesem Urlaub alles andere als gut gelaunt in der Arbeitstretmühle wieder - und da war es dann auch direkt mal alles andere als entspannt.
Aber ich schreibe hier nicht über meine Arbeit, es geht um das Wochenende.
Auf eine Idee von Eva, Dave und Larson hin trafen sich 33 Menschen, die ich von gut bis wenig bis gar nicht kenne und ich uns in einem kleinen Seminarhaus irgendwo in der Pampa östlich von Köln und zelebrierten ein Wochenende, an dem wir alles taten, was gut tut und Spaß macht: Es gab Mini-LARPS, eine finnische Sauna - sehr heiß, mit singen und Alkohol - inklusive kleinem und mittlerem Saunaschein (klein: einmal nackt ums Haus laufen, mittel: Einmal nackt zur Bushaltestelle und zurück laufen), einem Raufen-Workshop, dem ich zwei blaue Zehen zu verdanken hatte (die schwerste Verletzung war ne gebrochene Rippe) und vielen anderen tollen Aktivitäten. Es gab unglaublich gutes Essen, eine Cocktailparty und überhaupt jede Menge Gesang und Musik. Und es war genau so großartig wie sich das anhört. Mein eigentlicher Urlaub, würde ich sagen und es hat mich wirklich gerettet.
Ich bin auch jetzt noch sehr unfit, was sicherlich nicht nur daran liegt, dass mir diesen Sommer das Licht gefehlt hat. Man erkennt das immer ganz gut daran, dass meine Wohnung grade wieder schrecklich aussieht. Aber ich bin fest entschlossen, dieses Wochenende ein paar Dinge zu erledigen, die mir helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn meine Bude dananch aufgeräumt und wieder vorzeigbar ist weiß ich, dass ich es geschafft hab. Drückt mir die Daumen.
(oder so)
Und daher setzen wir uns gestern Vormittag ins Auto und fuhren Richtung Westen, so lange bis der Himmel wolkenlos war und das Meer auftauchte.
Von Köln bis zum Strand von Katwijk fährt man nicht ganz drei Stunden. Das ist für einen Tagesausflug völlig in Ordnung und wird - als nun erprobte Fluchtoption für frustige Wochenenden - auf jeden Fall wiederholt.
Als kleinen Beitrag und als Antwort auf die momentan offensichtlichen verschiedenen Versuche, Anonymität und Pseudonyme im Internet politisch zu diffamieren und das Recht auf anonyme Meinungsäußerung aus wirtschaftlichen Interessen zu untergraben hab ich ein Tumblr-Blog namens Fuck Yeah Pseudonyms! eingerichtet, in das egal wer - selbstverständlich auch anonym oder unter Pseudonym - reinschreiben kann, warum die Möglichkeit, im Internet anonym oder unter Pseudonym zu publizieren wichtig ist.
Inspiriert wurde ich übrigens von dem Projekt my.name.is, das allerdings vor allem nach Statements von "bekannten" Namen und Aktivisten sucht. Ich denke aber, was das Internet ausmacht ist, dass jeder sich äußern kann. Darum bitte ich euch darum, mitzumachen und vielleicht eure ganz persönliche Erfahrung und Begründung einzubringen, warum ihr Pseudonyme verwendet oder warum - wenn ihr es nicht tut - es dennoch für wichtig erachtet, dass es andere tun können.
Es haben auch schon einige mitgemacht und es gibt einen Twitter-Stream, über den es Updates bei neuen Beiträgen gibt.
Ich frag mich ja, ob eigentlich jemand mal auf die Idee kommt, einen kleinen Webservice zu programmieren mit dem man sich alle möglichen Ausweise, Bescheinigungen, Kontoauszüge usw. so selbst zusammenfaken kann, dass sie als Scan oder Fax durchgehen?
Das würde im Falle einer ID so funktionieren, dass man sich erst ein Ausweistemplate aus einem beliebigen Land aussucht, dann ein Foto dazu hochlädt und ein paar Angaben wie Name und Geburtstag eingibt. Zeugs wie Ausweisnummern und sowas würden dann randomized (am besten wäre natürlich den Algorithmus nachzubilden, mit dem diese Nummern erstellt werden) hinzugesteuert und raus kommt dann ein Ausweis-Ausdruck, den man zum Beispiel allzu neugierigen Online-Diensten zuschicken kann, die glauben, Ausweise von ihren Nutzern verlangen zu können.
Das stell ich mir technisch überhaupt nicht kompliziert vor. Und wenn man das gleich auf englisch und so generisch baut, dass findige Menschen Templates auch direkt klonen und verbessern oder ganz neue Templates hochladen können würde wahrscheinlich sehr schnell eine erkleckliche Anzahl Dokumente zusammen...
So was ist natürlich reine Spekulation. Ich denk nur laut...