Auch dieses Wochenende gab es wieder eine Demo. Allerdings hat man sich diesmal nicht irgendwo im Kiez versteckt sondern einen Zug vom Dom bis zum Rudolfplatz organisiert, was trotz etwas weniger Beteiligung als letzte Woche (laut Polizei 1200 Menschen) sicherlich erheblich mehr aufgefallen sein dürfte.
Was mir aufgefallen ist: Die Dominanz der "üblichen Verdächtigen" im Kölner Demogeschäft. Mir fiel schon sehr auf, dass die Flugblattverteiler sich viel weniger mit den Leuten beschäftigten, die den Demozug von außen beobachteten als vielmehr den Leute, die mitliefen ihre Pamphlete, Zeitungen und Prospekte in die Hand drücken wollten. Ich habe immer wieder verwirrt abgelehnt, weil ich mich fragte was die von mir wollen: Ich lauf doch schon mit. Angesichts dessen ist es im Nachhinein eventuell doch nicht so ein Zufall gewesen, dass mir das letzte Woche schon als eine Art Insiderveranstaltung vorkam. Wir machten jedenfalls irgendwann unsere Witze darüber, ob uns die judäische Volksfront oder die Volksfront von Judäa gleich den nächsten Zettel vor die Nase halten wird (die Menge der "sozialistischen" Irgendwasse jedenfalls ist enorm).
Die einzigen Flugblätter die in Massen an Passanten gingen waren die der Anonymous-Leute und es war beileibe nicht so, dass man ihnen die aufdrängen musste. Aber so ist das vielleicht, wenn man so ein wenig dem eigenen Mikrokosmos verhaftet ist.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat war der Zwischenstop auf dem Hohenzollernring, wo tatsächlich eine Weile dieses #occupy-Feeling aufkam. Es sprachen dort vor allem auch ein paar jüngere Demonstranten über das Recht auf Bildung, das Problem mit der Bequemlichkeit, die z.B. einem Bankenwechsel zu einer Bank ohne Zocker entgegensteht oder den Wunsch redeten, eine lebenswerte Welt für alle zu erreichen und nicht nur für die, die sich genug Geld dafür zurücklegen können. All das kam erfreulich unideologisiert und authentisch rüber.
Dennoch: Ich bin mir nicht sicher, ob diese Demos in Köln für mich eine Zukunft haben. Ein paar Stunden in der Gegend rumzulaufen während man sich beim Anhören von Achtziger-Jahre Sprechchören ein wenig fremdschämt entspricht nicht meinen Vorstellungen von sinnvoller Teilnahme an der Gesellschaft. Was das vielleicht illustriert: Dieses Bild von mir zeigt nicht etwa meinen Protest gegen soziale Ungerechtigkeit. Ich rufe da gerade "LANGWEILIG!" nach vorne zu den Leuten die zum x-ten Mal "Wir sind hier. Wir sind Laut..." skandieren und fast alle Leute, die um mich herum liefen haben gelacht weil sie wußten was ich meine ...