Wir haben einen Spaziergang am überfluteten Rheinufer gleich bei mir die Straße runter gemacht...
Oder auch bei Youtube.
Wir haben einen Spaziergang am überfluteten Rheinufer gleich bei mir die Straße runter gemacht...
Oder auch bei Youtube.
ist ein Begriff, den wir wahrscheinlich in nächster Zeit öfter hören werden. Es ist - selbstverständlich - eine Luftblase. Es entspringt dem wunderlichen Wortschatz der politischen Wunschwelt. Das lustige Paralleluniversum, in dem die Welt flach ist und das Internet somit mit Bleistift auf Papier veröffentlicht wird oder wahlweise auch mal durch eine Ansammlung von Röhren fließt - jedenfalls irgendwie mechanisch funktioniert. Man kennt das von Kindern, die Abstraktes verdinglichen, um sie als etwas anfassbares begreifen zu können (oder auch: Gott ist ein alter Mann mit Bart).
Frau Aigner nun hat diesen "digitalen Radiergummi" heute in einem Interview mit der SZ mal etwas genauer beschrieben:
Deutsche Informatiker haben mittlerweile eine Art digitalen Radiergummi entwickelt: ein System, mit dem jeder seine Dateien und Bilder mit einem Verfallsdatum versehen kann, bevor er sie ins Internet stellt. Nach Ablauf dieser Frist kann die Datei nicht mehr aufgerufen werden. Wenn es funktioniert, käme das einem Radiergummi doch sehr nahe und ließe sich auch weltweit verkaufen. Ich freue mich, dass der Erfinder Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes, die Technologie bei einer Fachkonferenz meines Ministeriums am 11. Januar in Berlin vorstellen wird. (...)
Und man merkt sofort: Sie spricht anscheinend von DRM bzw. einer sehr naiven Vorstellung davon. Das gibt es natürlich schon sehr lange, funktioniert aber nur in in sich abgeschlossenen, zentralisierten und für den Endnutzer nur als passiver Konsument zugänglichen Systemen (siehe HD+). Im von Frau Aigner beschriebenen Umfeld, also für Dateien und Daten, die von Endnutzern ins Internet gestellt werden, kann und konnte DRM aber nie funktionieren. Die Diskussionen darüber, warum DRM scheitern musste sind allerdings schon vor Jahren zur Genüge geführt worden und gingen an den Politikern offenbar spurlos vorbei.
Immerhin ist Frau Aigner nun aber zumindest schon im richtigen Jahrtausend angekommen.
(Und wer wissen will, worüber sie da im Speziellen redet: Das erklärt Kristian hier mal eben.)
Ich wünsch mir was.
Ich mag es eigentlich nicht, mir was zu wünschen. Erstens weil ich dabei schnell ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich der irrigen aber hartnäckigen Annahme aufsitze, man müsse sich alles was man will auch irgendwie verdienen. Durch harte Arbeit und so (Ja, ich weiß. Trotzdem.). Zweitens, weil ich nicht gut mit Enttäuschungen umgehen kann und meine Strategie zur Vermeidung von Enttäuschungen seit jeher die ist, gar nicht erst so hohe Ansprüche zu stellen und zu viel zu wollen. Aber da das mit den Enttäuschungen irgendwie ja trotzdem manchmal passiert und andererseits auch immer wieder - manchmal sogar völlig unerwartet - gute Dinge passieren ist das eigentlich gar kein so großes Thema mehr. Vielleicht hab ich ja inzwischen auch besser drauf, die guten Dinge zu genießen und mit den unangenehmen Dingen zu arbeiten. Das Alter muss ja auch ein paar positive Aspekte haben... ich schweife ab.
Ich wünsch mir was für 2011.
Ich möchte doch noch dieses Buch schreiben, für das ich Anfang letzten Jahres ein Konzept und ein Probekapitel geschrieben habe, für das ich danach leider kein Feedback mehr bekam (und auch keinen Autorenvertrag). Ich würde es aber einfach gerne zu Ende bringen. Allein um zu sehen, wie es sein würde, mal sowas zu machen.
Ich hätte gerne mehr von der Erkenntnis, dass die Dinge meistens nie so schlimm sind wie sie zunächst erscheinen, alles irgendwie weiter geht und man doch ziemlich viel tun kann, um Dinge die schief laufen zu fixen. Bei anderen kann ich da souverän sein, einspringen, Problemberge in abarbeitbare Häppchen einteilen... nur bei mir krieg ich das einfach nicht so hin. Da geht immer noch gerne mal die Welt unter.
Ich möchte weniger müde sein. Was bedeutet: Ich würde gerne fitter werden. Ich weiß aber, dass so Sachen wie Laufen oder Bahnen schwimmen bei mir nicht funktionieren. Hab's versucht. Werde wahnsinnig dabei. Neuer Versuch dann im Frühling. Mehr Radfahren vielleicht.
Ich hätte - immer noch - ganz gerne ein neues Klavier.
Ich will dieses Jahr mal Urlaub machen. Irgendwo hinfahren, möglichst wo ich noch nicht war, viel spazierengehen und anschauen. Vielleicht irgendwo hin, wo's auch Meer gibt aber wichtiger wäre einfach die Möglichkeit, viel zu sehen. Das letzte Mal ist viel zu lange her.
Ich hätte gerne ein Mittel dagegen, sofort Schweißausbrüche zu kriegen, wenn ich nur dran denke, meine Steuererklärung zu machen. Was dazu führt, dass ich sie ewig nicht mache und das schlechte Gewissen darüber ins unermessliche wächst.
Ich wünsche mir, dieses Jahr weniger abarbeiten zu müssen und mehr zu irgendwas hinarbeiten zu können. Das Irgendwas müsste natürlich dafür irgendwie auch noch gefunden werden damit das überhaupt hinhauen kann, nehme ich an. Immer nur Schneeschaufeln ist mir aber jedenfalls auf Dauer zu nervig.
Ich möchte mehr, oder nein: Ich möchte sehr viel mehr Zeit haben für meine Familie. Das schließt auch die erweiterte aus Partnerinnen, Freunden und all den lieben Menschen um mich herum ein. In den letzten drei Jahren hat sich da - und habe ich mich da - einfach unglaublich viel verändert und ich möchte gerne, dass das noch weiter geht weil das echt eine gute Richtung ist, in die mich das so trägt.
Was kann man tun, wenn man am Münchner Flughafen festhängt, weil der Flieger über drei Stunden Verspätung hat? Man langweilt sich zu Tode.
Oder man dreht ein Video über die kulinarischen Besonderheiten der lokalen Gastronomie. Naheliegend, oder?
Oder auch direktemang bei Youtube.
Ach ja, schon wieder ein Jahr rum. Und es war ein turbulentes, aber am Ende sehr gutes Jahr, allerdings sind die Dinge durch die Bank alle anders passiert, als ich erwartet oder gehofft hatte (hier die Rückblicke auf 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003).
Zugenommen oder abgenommen? Gleich.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Im Prinzip immer noch gleich, aber seit diesem Jahr muss ich zum nah sehen die Brille abnehmen.
Mehr ausgegeben oder weniger? Weniger, denke ich.
Der hirnrissigste Plan? Ich bin zu ängstlich für hirnrissige Pläne. Bzw. ist es wohl eher so, dass ich in dem Moment, in dem ich mir einen Plan für etwas machen will, auch einen wirklich guten Plan mache. Wie zum Beispiel mein gut durchdachter und überlegter Jobwechsel dieses Jahr. Um tatsächlich etwas hirnrissiges zu machen darf ich gerade nicht planen.
Die gefährlichste Unternehmung? Die letztjährige hab ich dieses Jahr bei weitem nicht toppen können. Vielleicht war es der Jobwechsel, der natürlich auch böse schief hätte gehen können: Ich bin aus einer relativ gemütlichen, sicheren Position, in der ich meinen Kram 100% im Griff hatte und mir den Freiraum geschaffen hatte und in Ruhe so arbeiten konnte, wie ich wollte in eine Art Startup-Situation gewechselt, die mit vielen Risiken verbunden war. Allerdings reizte mich die Offenheit und die Aussicht, beim Aufbau einer ganz neuen Vision von No-Bullshit-Consulting mitzumachen, die meinem Chef vorschwebt und bisher habe ich es beileibe nicht bereut.
Der beste Sex? Ich hatte dieses Jahr ganz wunderbaren Sex, danke der Nachfrage. Okay, dann halt ausnahmsweise ein paar mehr Worte dazu: Neu dazu gekommen ist der Schritt in eine wahrscheinlich "echte" Polybeziehung (ich benenne das allerdings lieber gar nicht) und lustiges Experimentieren im Fetishbereich. Gut, das muss reichen (und ist nicht Thema in diesem Blog).
Die teuerste Anschaffung? Wie schon im letzten Jahr habe ich auch dieses Jahr nicht wirklich viel Geld ausgegeben, da ich noch immer in der Phase bin, meinen Dispo langsam aber sicher auszugleichen (auch dafür war der Jobwechsel gut). Daher war die teuerste Anschaffung ein Mantel. Allerdings auch ein sehr toller Mantel, den ich so spontan gekauft habe wie schon lange nichts mehr.
Das leckerste Essen? Habe ich selbst gekocht und das gab es auf meiner kleinen, gemütlichen Geburtstagsfeier.
Das beeindruckenste Buch? Dieses Jahr hab ich tatsächlich nicht wirklich viel gelesen, was ich unbedingt wieder ändern muss. Beeindruckt hat mich von dem wenigen auch nichts. Ich mochte allerdings Murakamis "Tanz mit dem Schafsmann" sehr, weil er das Motto für dieses Jahr vorgeben hat: "Tanzen. Immer weitertanzen, solange die Musik spielt. Dann wird sich die Starre lösen."
Der ergreifendste Film? Der war nicht im Kino sondern auf DVD: "Wo die Wilden Kerle wohnen". Im Kino hab ich nicht viel gesehen, was "ergreifend" sein könnte. Aber "Machete" war zumindest mal sehr lustig.
Die beste CD? Ich muss das "CD" mal irgendwie ändern, weil ich ja seit Jahren keine CDs mehr kaufe. Das beste Album, das ich dieses Jahr als Download gekauft habe war "Gown" von Jo Hamilton.
Das schönste Konzert? Leicht (weil's das einzige war)! Das war Gogol Bordello letzte Woche in Köln. Es war Astrids und mein diesjähriges Traditionskonzert (wurde echt knapp diesmal und war zum Glück auch richtig super).
Die meiste Zeit verbracht mit...? Mir und dem Job. Danach die Kinder. Danach meine Lieben.
Die schönste Zeit verbracht damit...? mich zu wundern, dass irgendwie alles einen Sinn ergibt, obwohl so viele Dinge im ersten Moment schwierig, traurig oder kompliziert waren (oder auch gleich alles zusammen).
Vorherrschendes Gefühl 2010? Überraschung. In allen Facetten. nachdem das letzte Jahr auf halber Strecke etwas in der Luft hängen geblieben war kamen plötzlich ganz viele Themen aus allen Ecken, die sämtlich unerwartet waren. Sowohl im Guten als auch im Schlechten. Dass ich auf der re:publica mit drei tollen Menschen eine lustige Session machen würde war ebenso wenig geplant wie die Chance auf einen wirklich guten Jobwechsel. Ebenfalls völlig überrascht hat mich das Ende einer Beziehung und kurze Zeit darauf, dass das nicht das Ende eines gemeinsamen Weges bedeuten muss. Weiterhin überraschend - dafür aber wieder sehr angenehm - war für mich eine Begegnung, die Anlass für die Andeutungen in Sachen Beziehungsformen ist.
2010 zum ersten Mal getan? Auf Fetishparties gegangen. Spaßig, aber tatsächlich weniger spannend als es sich anhört.
2010 nach langer Zeit wieder getan? Puh, weiß ich gar nicht. Der letzte Jobwechsel war jetzt nicht soo lange her und eigentlich haben sich die Dinge dieses Jahr vor allem weiterentwickelt, nicht wiederholt. Vielleicht fällt mir ja später noch was ein, dann trag ich das nach.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Die verpennte Lustlosigkeit zu Bloggen, die dieses Jahr wirklich spürbar war und mich auch wirklich ärgerte, weil ich viele Themen dringend ansprechen wollte, aber dann zu faul war, um mich hinzusetzen und sie aufzuschreiben. Dann diese wirklich schrecklichen zwei Wochen in einem sehr tiefen Loch diesen Sommer, in dem ich wirklich gar nicht mehr wusste, was ich glauben sollte und mich fragte ob ich mir nicht was vorgemacht habe (hatte ich dann aber zum Glück nicht) uns aus denen ich mit einem Selbstbewusstsein rausgekommen bin, das mich immer noch selbst total verwundert. Und zuletzt diese neuen Alterszipperlein die geballt dieses Jahr ankamen und die mich wirklich nerven, weil ich weiss, dass sie nicht mehr weggehen sondern schlimmer werden.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass ich sehr gut weiß, was ich will, was ich tue und wozu ich fähig bin (und das bezieht sich nicht nur auf den Job).
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Geschenke gab's nicht so viele, dieses Jahr. Aber das geht in Ordnung.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? Es gab dieses Jahr ganz viele schöne Sätze, die viele Menschen zu mir gesagt haben. Ich kann mich nicht auf einen festlegen und bin auch sehr froh darüber.
2010 war mit 1 Wort...? Überraschend.
Es wird eine denkwürdige Woche für die Bedeutung, die Netzpolitik in den Parteien hat: Zum ersten Mal wird ein netzpolitisches Gesetz gescheitert sein, bevor es verabschiedet wurde. Das ist kein Zufall, sondern der momentane Stand eines laufenden Prozesses.
Wie ich das meine? Ich liste mal ne Auswahl an Gesetzen, den Grad der wahrnehmbaren Gegenwehr und was damit passiert ist auf (es gibt noch einige Gesetze mehr in den letzten Jahren. Ich denke aber, das Bild wird deutlich):
vor 2006 - Diverse Überwachungsgesetze ("Otto-Katalog", Schäubles Terror-Gesetze, Bankdatenfreigabe an Ämter,...): Werden im Netz kritisiert, aber kein öffentlich sichtbarer Protest - werden sämtlich verabschiedet.
2007 - E-Perso (Speicherung biom. Daten, Funkchip): Netz protestiert - Gesetz wird verabschiedet.
2007 - Vorratsdatenspeicherung: Netz kritisiert - Gesetz wird verabschiedet (ausgesetzt durch BVG-Urteil).
2008 - Online-Überwachung ("Staatstrojaner"): Netz protestiert - Gesetz wird verabschiedet.
2009 - Netzsperren (Zensursula): Netz protestiert, erfolgreiche Petition - Gesetz wird verabschiedet, aber nicht angewendet
2010 - JMStV: Netz protestiert - Gesetz wird in letzter Minute von NRW-Parteien abgelehnt.
2011 - Wird Netzpolitik endlich ein Kompetenzfeld statt Verhandlungsmasse für Parteigeschacher? Die Zeichen stehen doch ganz gut finde ich ...
Eiwei, da geht mal wieder die Welt unter wegen eines Gesetzes bzw. genauer gesagt eines Staatsvertrages, der den Jugendschutz in den Medien regeln soll, stattdessen aber offensichtlich wahnsinnig viel anderes tut. Mir persönlich ist das Werk ziemlich Wumpe. Natürlich wäre es besser (weil wesentlich weniger peinlich für unsere Politikerkaste), würde er nicht in Kraft treten aber da wahrscheinlich ist, dass ers tut - warum sollten unsere Gesetzgeber auch einen jahrelangen Lauf an sinnlosen Gesetzesverabschiedungen unterbrechen - schreib ich hier mal meine (durchaus laienhafte und somit gewährfreien) Ansichten darüber auf, was dieser seltsame Vertrag ist und was nicht:
Er ist
- zuallererst ein mal der Beweis für die seit langem gehegte Vermutung, dass es viel zu viele Politiker und Juristen gibt, die nicht den geringsten Schimmer haben, wie das Internet eigentlich funktioniert.
- daher im Prinzip auf das meiste, was im Internet passiert, wie man dort veröffentlicht und wie man die veröffentlichten Inhalte rezipiert überhaupt nicht anwendbar.
- wenn überhaupt für irgendjemanden umsetzbar, dann für "klassische" Publikationsformen (sprich: Medien aus dem letzten Jahrhundert) und Internet-Publikationen, die wie klassische Publikationen aussehen, nur eben im Internet (TV-Mediatheken, Magazine und all der Schmampf, der seinerseits das, was das Internet ausmacht, nicht wirklich verstanden hat).
- keine neue Gefahr für Communities, Blogger, Twitterer, private Meinungsäußerungen, politische Arbeit und Kommunikation im Netz. Also für Leute, die das Netz so verwenden, wie es nun mal heutzutage funktioniert. Wenn man sich durchliest, wie man sich die praktische Anwendung der neuen Regelungen vorstellt, wird schnell offensichtlich, dass wir Internetbenutzer hier überhaupt nicht gemeint sind (selbst wenn wir gemeint gewesen sein sollten).
- ansonsten ne nette Gelddruckerei für Jugendschutzfilter-Hersteller, die den Leuten, die das Internet auch weiterhin nicht verstehen wollen, ihr Internet zu nem weiteren Fernsehsender machen.
Er ist freilich nicht
- im mindesten dazu geeignet, die Jugend vor irgendwas zu schützen. Die kennt sich im Netz ohnehin viel besser aus, weiß um die tatsächlichen Gefahren dort, die auch ein JMStV nicht verhindert und werden im Zweifelsfall nie irgendetwas von diesen Regelungen mitbekommen, so lange sie nicht Internetseiten ansurfen, die wie klassische Publikationen funktionieren. Allerdings nur deutsche: Wenn bei GameOne der Trailer eines Ballerspiels ab 18 erst nach 23 Uhr zu sehen ist, schaut man ihn sich halt einfach auf irgendeiner internationalen Spieleseite an.
- das Ende der freien Rede oder sowas wie die Einführung von Netzsperren durch die Hintertür. Ja klar, man sollte protestieren, Politiker überzeugen, dem Blödsinn lieber doch nicht zuzustimmen und all das. Aber nicht etwa, weil man sonst aufhören müsste zu bloggen sondern weil wir wirklich nicht noch ein weltfremdes Gesetz mehr brauchen, das jeden verwirrt, niemanden nutzt und letztendlich auch nie wirklich zur Anwendung kommen wird.
- ein Freibrief für neue Abmahnwellen. Die einzigen, die sich nun gegenseitig die Anwälte auf den Hals hetzen werden sind die schon öfter genannten Internet-Inhalteanbieter die wie Medien aus dem letzten Jahrhundert funktionieren. Da sag ich aber: Von mir aus, viel Spaß.
Daher ist es
- natürlich richtig, sich über diesen JMStV aufzuregen und dagegen zu protestieren. Nämlich weil er so strunzdumm ist. Und weil er nicht die Jugend schützt. Und weil er ein Beweis für die Unfähigkeit unserer Politiker ist. Und weil er zeigt, wie wenig man in den Gremien unseres Landes, die eigentlich vorausdenken können müssten, immer noch versteht, was das Internet eigentlich ist und wo man es vor allem als Gefahrenquelle betrachtet anstatt endlich auch mal zu erkennen, welche großartigen Möglichkeiten es uns bietet. Da muss erst ein Heiner Geißler kommen und erklären, warum Proklamationspolitik in Zukunft nicht mehr funktionieren wird und selbst dann kapiert es keiner von denen, nicht mal die Grünen.
- völlig unnötig, jetzt Blogs zu schließen, Kommentare zu sperren, sich zu anonymisieren oder seinen Webserver in ein Land zu verlegen, das bei Regierungsvertretern und Justiz als für Strafverfolgung unerreichbar gilt - Indien zum Beispiel. Ich will die Leute, die das tun oder ankündigen zu tun aber beileibe nicht davon abhalten, im Prinzip ist das ja auch eine Protestform und grade hab ich ja gesagt, es ist richtig, gegen den JMStV zu protestieren. Aber andererseits hat niemand je verlangt, dass Blogs geschlossen werden sollten. Die Gefahr für uns, eine Abmahnung für etwas zu bekommen, was wir ins Internet schreiben ist kein bisschen gestiegen - beleidige nen blöden Promi oder schimpfe über eine Firma oder ein Produkt und die Wahrscheinlichkeit von Anwaltspost steigt realistisch. Die Gefahr, die vom JMStV ausgeht ist dagegen nicht mal hypothetisch höher als der Anteil von medizinischen Wirkstoffen in Globuli. Ein wenig erinnert mich die Hysterie, mit der hier hantiert wird an die unserer Terrorwarnminister der letzten Wochen.
Oder in Twitterkürze: So lange ein 10-jähriges Kind die Bildzeitung mit dem Tittenfoto vornedrauf kaufen kann dürfte der #jmstv 99% der Blogs nicht betreffen.
Update: So wie sich das liest, bestätigt Udo Vetter hier meine Laiensicht vollumfänglich.
Ich bin ja eigentlich vom Studium her - was das einzige ist, was man bei mir als Ausbildung bezeichnen kann - Linguist. Im speziellen für semitische Sprachen (und so ein paar drumherum). Daher fühle ich mich von diesem herzigen Video in einer bizarren Weise angezogen. Hätte ich wirklich was aus meinem Studium gemacht wäre ich jetzt wohl einer von ihnen...
Und wenn wir grade schon bei hübschen Versionen eines schrecklichen Liedes sind - diese hier ist wirklich großartig. Und Kurt Russel ist definitiv Gott:
Es kann echt nicht so weitergehen mit Dir: Warum musst du bei jeder Terrorwarnung so schrecklich peinlich sein und dir so unsouverän in die Hose machen? Du willst doch eigentlich groß und stark sein, oder? Dann benimm Dich endlich mal nicht mehr wie ein schisseriges Weichei und nimm dir mal ein Beispiel an erwachsenen Menschen: Die müssen zum Beispiel jeden Morgen aufstehen und gehen arbeiten, obwohl sie wissen, dass sie jederzeit von einem Bus überfahren werden könnten.
Verlangen die deswegen, dass Busse abgeschafft werden? Rennen die wie panische Hühner durch die Gegend und schreien lauthals herum "Oh mein Gott! Ein Bus! Da kommt ein Bus! Wir müssen jetzt alle ruhig und besonnen bleiben!" (selbst wenn sie irgendwo wohnen, wo es gar keine Busse gibt) und sind es genau nicht? Also, ruhig und besonnen?
(Das Bild ist Satire, okay? Und ich weiß dass Körting nur Berliner Innensenator ist, aber er schaut so schön verzweifelt...)
Es ist nicht in Ordnung, wenn wir das Gefühl haben müssen, unserem Staat und unseren Politikern erklären zu müssen, dass die Welt nicht immer sicher ist, dass schlimme Dinge passieren können und dass man das aushalten muss. Es ist wirklich beschämend, euch dabei zusehen zu müssen, wie ihr euch mit schwerbewaffneter Polizei in Innenstädten und Forderungen nach noch mehr Überwachung und sogar Denunziation aufplustert: Wisst ihr nicht, dass das Angst- und Trotzreaktionen sind, die euch als ein Haufen hysterische, unsouveräne Maulhelden erscheinen lässt?
Souverän geht anders. Vielleicht schaut ihr euch dazu mal an, wie es "der Souverän", also dein Volk, macht. Die stehen einerseits zu ihrer Angst und andererseits ihren Mann. Bzw. ihre Frau, wie z.B. Ines hier:
... Ich habe Angst, wenn die Menschen, die ich liebe, in den nächsten Tagen Flugzeuge besteigen werden. Ich habe Angst, wenn ich mit der U-Bahn in die Arbeit fahre. Münchner Innenstadt. Rush Hour. Christkindlmarkt. Ich habe plötzlich sogar ein bisschen Angst vor Männern mit Turban. Meine Angst ist völlig irrational. Ich weiß, dass meine Angst die Macht derer schürt, welche sie auslösen. (...)
[Aber] ich bin dagegen, dass man meine Angst vor Terror und Krieg schürt und ausnutzt um meine Grundrechte aus den Angeln zu heben und sie zu verändern, um das Bürgertum besser überwachen zu können. (...) Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem man die Panik schürt, vor der man gerade noch gewarnt hat, nur um die eigenen Interessen durchzubringen. Ich möchte nicht von Menschen regiert werden, die in mir Vorurteile gegen Minderheiten aufflammen lassen. Ich will meiner Regierung ihre nackte Panik nicht an ihren unüberlegten Handlungen ansehen.
So geht souverän und so geht erwachsen sein und mit einem Problem bewusst umzugehen. Nimm dir mal ein Beispiel dran, Staat. Und hör auf zu flennen! Das sieht so Scheiße aus! Oder müssen wir dir erst alle links und rechts eine runterhauen, damit Du wieder zur Besinnung kommst?
Mann, ey. Alle zwei Jahre derselbe Scheiß mit dir!
Update: Wir haben keine Angst.