In der Verlautbarung der CDU, nach der SOPA/PIPA durchaus in die richtige Richtung weise ist mal wieder ein typischer Argumentationsfallstrick versteckt, der natürlich auch in den Medienberichten darüber immer wieder aufgegriffen wird:
Es erstaune aber "dass Wikipedia, Google, die Grünen und viele andere durch ihre Proteste gegen SOPA und PIPA auch geldgierigen Internetkriminellen wie dem Gründer von Megaupload beispringen".
Das ist natürlich dieselbe Strohmannargumentation wie zur Zensursula-Debatte damals Guttenbergs
"Es macht mich schon sehr betroffen, wenn pauschal der Eindruck entstehen sollte, dass es Menschen gibt, die sich gegen die Sperrung von kinderpornographischen Inhalten sträuben..."
Don't fall for it! Wer versucht, sich hiergegen zu rechtfertigen stellt sich automatisch völlig unnötig auf die Stelle, auf die man einen mit diesem Argumentationstrick positionieren will. Die richtige Reaktion ist, zu erklären, dass eine kausale Verbindung dieser beiden Themen allein der Ablenkung von den tatsächlichen Kritikpunkten an PIPA/SOPA dient und man sich die Gegner von SOPA/PIPA an einer ganz anderen Stelle befinden, als hier suggeriert wird.
Heute sind jede Menge us-amerikanische Webseiten schwarz, inklusive der Wikipedia und Wordpress.
Der Grund: Es sollen Gesetzespakete beschlossen werden, die es US-Behörden erlauben wird, die Internetprovider anzuweisen, Webseiten zu blockieren.
Das Prinzip kommt uns natürlich bekannt vor und mit ACTA gibt es in Europa auch eine ganz ähnliche Gesetzesinitiative. Generell kann man sagen, dass man gerade versucht, das Internet wesentlich regulierbarer zu machen, als es momentan ist und man setzt dafür an der wesentlichen Stelle an: An der freien Vermittlung von Informationen. Damit wäre das Internet allerdings auch kaputt. Was wiederum die Initiatoren der Gesetze auch nicht wirklich stören würde, nehme ich an.
Ich habe überlegt, was ich heute mache. Mitstreiken? Ich glaube nicht, dass das hilft. Der Streik zwar wichtig und richtig, aber nicht hier sondern weil die Medien in den USA kaum über die Auswirkungen von SOPA und PIPA berichten - denn die sind dort ja mit im Boot und würden davon profitieren, dass die Menschen wieder die kommerziellen Info- und Unterhaltungskanäle bräuchten, um sich zu informieren - und wahrscheinlich viele Menschen erst heute davon erfahren werden, weil sie etwas in der Wikipedia nachschlagen wollen. Mein Blog liest aber niemand, den man so drastisch auf das Problem aufmerksam machen müsste.
Also schreibe ich einen Artikel über den Streik und worum es darin geht. und vielleicht auch noch sowas wie meine eigene Einschätzung dazu: Ich denke nicht, dass solche Gesetze das Internet sofort kaputt machen. Der Aufwand, den man betreiben müsste, um auch nur eine halbwegs funktionierende Regulierung dieser Art einzuführen ist immens, die Seiteneffekte auf Wirtschaft und Gesellschaft viel zu groß und die technischen Möglichkeiten, solche Maßnahmen zu umgehen gibt es auch schon - wir erinnern uns, dass selbst das Ausschalten des gesamten Internets in Ägypten nicht verhindern konnte, dass dort Informationen raus und rein gelangen konnten. Wir haben noch lange nicht verloren, wenn es wirklich passieren sollte, dass solche Gesetze verabschiedet werden: Das Internet geht nicht so schnell kaputt, wie es mancher gerne hätte.
Wir erleben in den letzten knappen zwei Jahren ein paar interessante Einblicke in das Weltbild und die Entscheidungsmechanismen eines nicht gerade kleinen Teiles meiner Generation - also der Generation, die momentan um die vierzig Jahre alt ist.
Frank Schirrmacher vertritt die Meinung, dass es sich bei Wulff, wie bei Guttenberg und den anderen Doktorarbeits-Betrügern und bei den vielen anderen Klientel- und Seilschaftspolitikern wie Schröder, Wester… - ach was, eigentlich der kompletten FDP deren Protagonisten irgendwie ja schon geradezu einem Idealtypus dieses Menschentyps entsprechen - nicht um irgendwie moralgestörten Einzelfälle handelt sondern um Vertreter eines durchaus etablierten Politikertyps mit einem festen Selbstverständnis, das ihre Handlungen vor ihnen rechtfertigt. Denn bei den Mauscheleien, bei denen man sie erwischt, handelt es sich schlicht um den logisch dazugehörigen Politiksstil. Ich finde ja, er hat Recht, ich glaube aber auch, dass er da noch ein bisschen zu kurz gesprungen ist. Ich denke, das ist nicht nur ein Politikstil, sondern ein ganzer Lebensstil. Der wiederum ist Ausdruck eines kompletten Weltbildes, innerhalb dessen diese Leute genau den Mechanismen und Regeln folgen, von denen sie überzeugt sind, dass diese sie in ihrer Welt am erfolgreichsten werden lässt.
Wir anderen aus dieser Generation kenne die schon länger. Wir kennen die schon aus unserer Schulzeit und die waren genau die Mitschüler, die sich immer mit dem System gut gestellt haben. Die genau hingeschaut haben, wer ihnen nutzen kann und die immer versucht haben, sich mit denen zu verbrüdern, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben und Referaten helfen oder besser, sie ihnen gleich fertig erstellen im Tausch mit meistens materiellen Vorteilen und Gefallen. Insgesamt kamen diese Mitschüler relativ konservativ rüber, allerdings täuschte das - Konservativ waren nur ihre Ansichten zu Frauen und Beziehungen (denn wenn man Frauen aus der Karrieregleichung lässt hat man gleich schon viel weniger Konkurrenz) und ihre Ablehnung von jeder und jedem anderen, der auch nur den Ansatz einer Nonkonformität zu ihrem recht einfachen Wertekanon zeigte.
Die Einfachheit des Kanons war aber wichtig, denn sie war Grundlage für ihren Lebensentwurf. Der Mittelpunkt dieses Lebensentwurfes bildete und bildet die "Karriere". Wir hatten damals in unserer Klasse nur sehr wenige dieser Spezies, aber schon in der nach uns und vor allem dann in der nochmals drunter rannten sie herum: Die Hemdträger, die mit Aktenkoffer in die Schule kamen und ihre Sozialkontakte nach den Chancen für die Verbesserung ihres Status auswählten. Die, deren Ellenbogen man spürte, wenn man in eine Konkurrenzsituation mit ihnen geriet und deren vordergründiger Konservatismus sich schnell als Blendwerk herausstellte unter der sie die Skrupellosigkeit verbargen, mit der sie jeden Vorteil nutzen, egal wem er zum Nachteil gereichte. Bis hin zum Abschreiben, Stehlen der Arbeit anderer, Mobbing und völlig offen zur Schau gestellter generellen Rücksichtslosigkeit - Rücksicht bringt einen ja nicht "an die Spitze" und da wollten sie alle hin.
Was in unserem Weltbild also Methoden der Korruption sind, sind in ihrem Weltbild logische und legitime Mittel und Methoden zum Zweck. Der Karriereplan sieht eine Richtung vor - an die Spitze. Dazu benötigen sie: Ein BWL-Studium, einen Doktor und eine Seilschaft (sie nennen es Netzwerk oder gerne auch Freundschaften) von anderen Leuten, mit denen Abhängigkeiten einzugehen es sich für sie lohnt und Leuten, die sie von sich abhängig machen. Je schneller sie das alles erreichen desto schneller wandern sie auch Posten für Posten die Karriereleiter nach oben. Woran man diese Karrieristen gut erkennen kann ist, dass sie nie eine wirklich erkennbare Qualifikation für diese Posten haben - das würde ja auch die Optionen schmälern. Wie kann ein Gesundheitsminister denn auch sonst direkt Finanzminister werden? Oder ein Privatier Finanzminister? Oder ein Finanzminister Verteidigungsminister? Oder wie kann sonst ein unglaublich teuerer Bahnhof gebaut werden, der offensichtlich jeder Vernunft widerspricht, ausgenommen der der Gewinnmaximierung derjeniger Personen, die die Entscheidung, diesen Bahnhof zu bauen durch alle Instanzen getrickst haben? Aber wie gesagt, das ist nicht nur Politik. Es gibt Vorstandskarrieren, bei denen es ja inzwischen auch völlig egal ist, ob die Firma unter ihnen Autos herstellt oder Putzmittel oder Bücher. Mit dem eigentlichen Thema muss sich anscheinend keiner auskennen und nach zwei Jahren macht man eh wieder was anderes.
Eine interessante Frage ist natürlich, wie sich ein solches System trägt. Die Antworten darauf: Weil es natürlich dennoch die Leute gibt, die wirklich qualifiziert sind. Weil es die Leute gibt, die solidarisch sind und die denen die Themen wichtig sind, die für eine funktionierende Gesellschaft unabdingbar sind. Weil die tragenden Teile eines Ausbeutungssystems "alternativlos" gemacht werden, indem man alle vorhandenen Voraussetzungen für Alternativen abschafft. Auch weil nicht alle Hierarchien komplett mit Karrieristen kontaminiert sind sondern weil es auch Entscheidungsträger gibt, die ihre Aufgabe ernst- und wahrnehmen. Und weil die Karrieristen mit ihrem minimalistischen Weltbild und ihren allein auf das persönliche Fortkommen optimierten (sie würden es "gestreamlined" nennen) und dadurch leider sehr effizienten Methoden bei weitem nicht die Mehrheit sind. Sie hatten aber leider längere Zeit freie Bahn und dadurch nun einen ordentlichen Vorsprung.
Dieser Vorsprung schmilzt aber gerade in den letzten zwei Jahren sehr stark dahin, denn es passiert gerade etwas, was bislang nur so selten geschehen ist, dass es das System nicht bedrohte: Ihre Korruption fliegt auf. Nicht nur bei Einzelpersonen - das gabs früher schon und war meistens auch Systeminhärent, denn auch die Intrige und das "Abschießen" von anderen Karrieren gehört zu den Methoden dieser Generation Kohl. Sich gegen seinen "Abschuss" zu wehren gibt es auch Methoden: Am bekanntesten sichtlich das von Kohl gelernte Aussitzen. Das macht uns die Politik gerade im Falle des Staatstrojaners vor, der auf Grund seiner technischen Sperrigkeit schwer zu erklären ist und somit prädestiniert dafür ist, sich einfach nicht dazu zu äußern. Dann kennen wir die Salamitaktik - scheibchenweise und langwierig nur das zuzugeben, was man nicht mehr abstreiten kann und hoffen, dabei so viel Zeit zu gewinnen, dass das Interesse nachlässt so lange man noch im Sessel sitzt. Guttenberg hats damit versucht, Wulff versucht es gerade auch damit.
Vor 15 Jahren hätte das funktioniert. Heute nicht. Was hat sich also geändert? Das kann man an Guttenberg erklären, denn das interessante an diesem Fall ist ja, dass es nicht funktioniert hat - sogar im Gegenteil. Der erste Grund: Nicht eine andere Seilschaft hat ihn gefällt, sondern "wir" waren das. Er verstand zwar, was da passierte aber nicht durch wen und so verwechselte er uns - in seiner Welt existieren wir ja nicht, zumindest nicht als diejenigen, die Macht ausüben. In seiner Welt sind wir diejenigen, die gelenkt werden von denen wie ihm. Seine Verteidigungsmaschinerie bot also alles auf, was sich gegen politische Gegner in Stellung bringen lassen konnte und das waren Maßnahmen, die die öffentliche Meinung auf seine Seite bringen sollten: Die Bildzeitung schrieb wochenlang Jubelartikel über ihn, er inszenierte staatstragende Pressekonferenzen, er stellte sich als Verfolgter und als Opfer hin. Vor uns. Dummerweise waren wir aber diejenigen, die ihn angeklagt hatten, nicht irgendein anderes Karrierenetzwerk. Das führte natürlich dazu, dass jeder statt einem guten Politiker vorgeführt bekam, wie Korruption aussah und wie sie sich verhielt.
Der zweite Grund: Das Internet. Oder genauer gesagt, dass das Internet uns eine Vernetzung ermöglicht und einen ungelenkten Wissens- und Informationsaustausch, der nicht mehr von Gatekeepern kontrolliert wird. Die Vernetzung verwenden wir allerdings nicht dazu, geheime Korruptions-Seilschaften zu bilden sondern in Verbindung mit Hilfe des freien Flusses und Austausches von Informationen, um Transparenz zu erzeugen.
Offensichtlich sind die Privilegien, die sich diese Generation selbst geschaffen hat, in der Transparenz nicht belastbar. Offensichtlich haben wir es satt, diesen Leuten zu erlauben, uns ihre Weltsicht aufzudrücken, in der sie die wertvollen Menschen sind und wir die anderen. Der erste Schritt ist, zu bemerken, dass man Ihre Karrieremodelle nicht mehr tragen will und ihr Spiel nicht mehr mitspielen mag, das vielen Menschen vorgaukelte, es gäbe lediglich die zwei Möglichkeiten entweder vor ihnen beiseite zu treten oder ihre Ellenbogen zu spüren. Vielleicht merken gerade sehr viele Menschen, dass wir die nicht brauchen. Vielleicht erkennen wir, dass wir nicht mit der Hilfe der richtigen Beziehungen, dem Aufbau und Ausnutzen von Abhängigkeiten. Intrigen und Mobbing und des Austausches von materiellen Gefälligkeiten weiterkommen sondern dass wir ja echte Qualifikationen haben und sinvoll anwendbare Fähigkeiten und dazu Ziele, an deren obersten Stelle nicht irgendeine "Karriere" steht aus der wir unser Selbstwertgefühl schöpfen. Und dass unsere Methoden die besseren sind.
Vielleicht erleben wir also tatsächlich gerade den Beginn vom Ende dieser elenden Ellenbogen-Generation und vielleicht reicht die Zeit sogar, bis die nächste wieder funktionierende Methoden findet, um vorher doch mal ein paar Dinge in Ordnung bringen zu können.
Kurz doch noch was zu Bild und Wulff: Vielleicht wird ja klar, warum mir egal ist, ob Bild "es schafft, Wulff aus dem Amt zu schreiben" oder nicht. Wenn er zurücktritt, dann tut er das nicht wegen der Bild-Zeitung, auch wenn die sich das vielleicht einbilden wird. Das ist eh nur die Revange für die ungeliebten Islam-Äußerungen.
Ein anstrengendes Jahr ist vorbei. Beruflich so fordernd wie lange nicht, aber auch mit entsprechenden Erfolgen am Ende. Das Privatleben war deshalb für meinen Geschmack viel zu knapp, aber ich fühlte auch weniger getrieben und hatte mehr das Gefühl, die Dinge in der Hand zu haben. Insgesamt bin ich zufrieden: Es hat viel geklappt, leider weniger durch Glück als durch Hartnäckigkeit, was für wenig Spaß dabei sorgte. Und das Alter machte sich bemerkbarer als mir lieb war.
(Hier auch wieder die Rückblicke auf 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003).
Zugenommen oder abgenommen? Etwas zugenommen, glaube ich (ich hab immer noch keine Waage).
Haare länger oder kürzer? Die meiste Zeit des Jahres auf jeden Fall kürzer. Und ich muss mir langsam überlegen, was ich mit all den grauen Stellen machen soll.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Altersbedingt sehe ich nun nicht mehr so gut nah. Fing letztes Jahr an, dieses Jahr wurds schlimmer und zusätzlich sehe ich im Dunkeln auch schlechter.
Mehr bewegt oder weniger? Weniger. Also mich selbst. Was ich leider sehr bemerke. An mehr Kopfschmerzen, fehlender genereller Fitness, schnellerer Ermüdung, weniger guter Konzentration.
Mehr ausgegeben oder weniger? Mehr. Es waren viele Ausgaben dabei, die weh taten. Am blödesten eine teure Autoreparatur, die mich meinen Sommerurlaub kostete.
Der hirnrissigste Plan? Mal wieder richtig Urlaub machen zu wollen. Klappte nicht. Siehe letzte Frage.
Die gefährlichste Unternehmung? Mit Vollgas in den Job zu gehen. Gefährlich, weil ich weiß, dass ich keine natürliche Bremse habe sondern einfach ganz langsam geradeaus in die körperliche Totalerschöpfung marschiere, wenn ich nicht bewusst meine Grenzen setze und beachte. Der Grund ist meine wenig ausgeprägte Fähigkeit, meine eigene Leistung anzuerkennen und immer zu glauben, ich sei nicht gut genug. Bin aber halbwegs gut durch alle Stresszeiten gekommen. Nur der Sommer war mal eine Zeit lang schwer an der Grenze, aber ich habe zum Glück immer Menschen um mich herum - privat und inder Firma - die ein Auge auf mich haben.
Der beste Sex? Ein sehr schöner, langer und experimenteller Abend.
Die teuerste Anschaffung? Ich habe dieses Jahr einige ziemlich teure Dinge gekauft, aber nur für andere. Wenn ich die Autoreparatur nicht mitzähle, die auf jeden Fall die teuerste Ausgabe des Jahres war müsste es mein neuer Fernseher sein, den ich mir Anfang des Jahres gegönnt habe und mit dem ich mein altes über 10 Jahre altes Gerät ersetzt habe. Den größten Luxus, den ich mir erlaubt habe und der mich sehr glücklich gemacht habe war, dass ich mein Klavier stimmen ließ.
Das leckerste Essen? Ist tatsächlich erst eine Woche her: Wir haben als Weihnachtsfeier in der Kantine unseres Münchener Büros ein unglaublich leckeres Menu selbst gekocht und ich bin immer noch völlig hin und weg von der herrlichen Rotweinsoße.
Das beeindruckenste Buch? Auch dieses Jahr hab ich es nicht geschafft, eine nennenswerte Anzahl Bücher zu lesen. es war schlicht zu viel los und unter Stress kann ich einfach nicht lesen.
Der ergreifendste Film? Puh. Ich war ja dieses Jahr tatsächlich doch ein paar mal im Kino, auch wenn ich wieder viel verpasst habe. Letztlich warens aber fast nur Abschaltfilme wie Tron oder Thor. Da ist natürlich nicht viel ergreifendes bei. Allerdings habe ich dieses Jahr mein neu entdecktesFaible für Doctor Who weiterpflegen können und mit "Community" eine der besten Serien kennengelernt, die es momentan zu sehen gibt.
Die beste CD? "New Blood" von Peter Gabriel. Auch wenns alte Songs sind, aber diese orchestralen Neuinterpretationen sind schlichtweg genial. Knapp dahinter kommt Kate Bush, "50 Words For Snow" wegen des Pianoleads.
Das schönste Konzert? Jean Michel Jarre in Köln.
Die meiste Zeit verbracht mit...? Mir und dem Job. Danach Lewin. Danach meine Liebsten.
Die schönste Zeit verbracht damit...? spontan zu sein. Zu selten noch immer, aber wenn, dann hat es sich immer gelohnt. Ob eine Fahrt ans Meer oder ohne mich groß darüber nachzudenken in Abenteuer zu stürzen - so viele interessante Dinge sind nur dadurch passiert, dass ich mich einfach drauf eingelassen habe ohne mir zuvor viele Gedanken zu machen.
Vorherrschendes Gefühl 2011? Zufriedenheit nach viel harter und kontinuierlicher Arbeit. Nicht nur im Beruf. Ich habe mir dieses Jahr sehr viel erarbeitet, worauf ich weiter aufbauen kann. Auch gute Freundschaften und andere mir sehr wichtige Verbindungen. Ich glaube, ich habe mich nie erwachsener gefühlt als dieses Jahr - auf eine gute Weise.
2011 zum ersten Mal getan? Eine Führungsposition eingenommen (ich sagte ja schon, dieses Jahr stand der Beruf sehr im Vordergrund).
2011 nach langer Zeit wieder getan? Die Steuererklärung vermasselt. Hat mich sehr geärgert, weils doch die letzten jahre gut geklappt hat und dann sowas... ach, und ich hab das Klavier stimmen lassen, was eine großartige Idee gewesen ist.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Besagtes Vermasseln der Steuererklärung. Ich will auch gar nicht mehr weiter drüber nachdenken. Dann zweitens die auch schon erwähnte Autoreparatur, die mein gesamtes Sommerurlaubsbudget aufgefressen hat. Und drittens ist wie letztes Jahr: Dass ich mein Alter inzwischen körperlich spüre.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass ich richtig gut sein kann.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Vertrauen.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? Ich weiß das nicht mehr im Wortlaut, aber viele Menschen, die mir wichtig sind oder gern habe waren dieses Jahr wohl Stolz auf mich und haben mir das gesagt, was mich sehr rührt und zufrieden macht. auch wenn ich sowas in dem jeweiligen Augenblick schlecht annehmen kann.
2011 war mit 1 Wort...? Nachhaltig.
Ein Zitat, das ich gerne aufheben möchte und zu dem Post hier passt:
Auch private Unternehmen wie Google oder Facebook sammeln die Daten ihrer Nutzer – für Juli Zeh ist das aber etwas grundsätzlich anderes als die staatliche Datennutzung: "Vielleicht wissen die mehr über uns als der Verfassungsschutz, aber man muss unterscheiden – nicht Google fährt im Zweifel mit einem Auto vor und verhaftet einen. Sondern der Staat."
Gestern konnte ich endlich Star Wars The Old Republic testen. Ich mach ja im Jahr bei etwa drei Betatests mit, bei denen darf man aber mormalerweise nichts öffentlich berichten (was ich für total bekloppt halte). Bei SWTOR ist das aber - zumindest seit diesem Wochenende - offiziell erlaubt. Daher hab ich mein erstes Fazit nach knapp fünf Stunden Spielzeit und den ersten sechs Levelsprüngen drüben bei kein Halma aufgeschrieben.
Ich hab grade überlegt, wo ich mal ein paar wirre Notizen irgendwo ablegen kann, die ich mir in den letzten Wochen so gemacht habe. Dann dachte ich: Eigentlich ist hier ja ein guter Ort dafür.
1. Worüber man sich gerade klar wird
- Große Teile der Infrastruktur Internet und viele seiner Dienste gehören Firmen oder Staaten bzw. werden von Firmen und Staaten betrieben. Das "Mainstream"-Internet durchläuft grade die zweite Welle der Walled Garden-Dienste und es wird ein Weilchen dauern, bis auch die Sozialen Medien diese Mauern verlassen werden - was sie am Ende aber tun werden, auch das Web 1.0 ist ja Ende der Neunziger von AOL und Co zum offenen WWW mutiert.
- Weder Firmen noch Staaten können das Internet so kontrollieren, wie sie es bei anderen Infrastrukturen können, die sie betreiben. Das führt seit vielen Jahren immer wieder zu Konflikten zwischen Firmen, Staaten und Nutzern. Nichtsdestotrotz werden jedes Jahr groteskere Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht: Momentan geht das sogar so weit, dass das letztes Jahr noch wegen Censilias Sperr-Bemühungen in Verruf gewesene EU-Parlament in den USA gegen deren neueste Sperr-Gesetze (PIPA/SOPA) protestiert.
2. Was man momentan ständig durcheinanderbringt
"Secrecy" - als Bezeichnung für die Geheimhaltung von nicht-privaten Informationen - und "Privacy" - der eigentlich grundgesetzlich geschützen Privatsphäre des einzelnen Bürgers sind eigentlich völlig unterschiedliche Dinge, werden aber ganz gerne in einen Topf geworfen. Das liegt daran, dass man in Politik und Wirtschaft gerne den Schutz von Privacy als Begründung vorschiebt, wenn es ihnen eigentlich um die Verteidigung von Secrecy geht. Behörden und Regierungen argumentieren gerne gegen Offenlegungen und "Verrat" ihrer Geheimnisse genau so wie Privatleute, die z.B. keine Vorratsdatenspeicherung wollen - und deren Bedenken ja gerne mal mit einem "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" ignoriert werden.
Es gibt hier allerdings einen entscheidenden Unterschied: Privatmenschen geht es allein um Privacy, also dem Schutz ihres Privatlebens. Daten von Behörden (oder Firmen) sind dagegen keine Privatdaten, auch wenn sie hin und wieder "geheim" sind. Insoweit wäre das Argument "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" als Entgegnung auf staatliche Secrecy-Bestrebungen - also die Geheimhaltung ihres Tuns - sogar passender, ganz im Gegensatz als zur Begründung für die vermeintliche Harmlosigkeit der Offenlegung privater Informationen im Tausch für eine lediglich gefühlte Sicherheit.
3. Es gibt diesen Konflikt zwischen Bürgern und Staat
- Meine Privacy: Firmen und Staaten wollen meine private Daten haben und möglichst genau wissen, was ich tue. Ich muss also überlegen wann und wie ich das Internet nutze und welche Diensten ich mit welchen privaten Daten versorge, um möglichst wenige davon preiszugeben.
- Deren Secrecy: Firmen und Staaten wollen dem Bürger gegenüber ihre Daten und das was sie tun möglichst verbergen. Dies ist zum größten Teil nicht im Interesse des Bürgers sondern dient internen Geschäften und Absprachen, die nur mit dem strikten Ausschluss von Parteien funktionieren, die den Machterhalt gefährden. Die Exklusivität von Zugang sichert eine möglichst ungestörte Lobbyarbeit.
Es entsteht somit eine immer offensichtlichere Schere zwischen dem, was Bürger wollen und was Staat, Behörden und Wirtschaft will: Bürger verlangen Transparenz, also einen Abbau staatlicher Secrecy. Behörden verlangen Transparenz vom Bürger, also den Abbau bürgerlicher Privacy. Beide weigern sich jeweils, diesen Wünschen zu entsprechen. Bürger reagieren mit Druck, wie wir ihn z.B. im Streit um Stuttgart 21 erlebt haben oder beginnen Aktivitäten wie die Occupy-Bewegung. Der Staat reagiert, indem er immer hemmungsloser die Privatheit auflöst und z.B Bewegungs- und Kommunikationsdaten aller Bürger sammelt und auswertet.
Dass Staat und Bürger gegeneinander arbeiten ist allerdings auf Dauer ein echtes Problem. Wohin dieses Problem führt wenn nicht einer von beiden klein beigibt ist gut zu sehen. Zum Bespiel in Griechenland, in Spanien und Frankreich. In Deutschland gab es letztes Jahr in Stuttgart einen ersten Vorgeschmack.
4. Was wird als nächstes passieren?
Das Internet ist ja so um das Jahr 2000 herum für kommerzielle Zwecke umgebaut worden: Der Zugang zum Internet wurde den ISPs von den Telcos abgenommen, es wurden Bezahlmechanismen eingeführt, die bis dahin internettypische Anonymität wurde immer weiter abgebaut. In den letzten zehn Jahren entwicklete sich der normale Internetnutzer vom unbekannten Wesen zum am besten durchleuchteten Individuum, denn zentrale Diensteanbieter wie Google und Facebook häufen private Datensammlungen über jede Menge Einzelpersonen an und dabei ist es oft egal, ob diese Personen den Service überhaupt nutzen.
Daher ist der logische nächste Entwicklungsschritt der, die privaten Anteile der sozialen Kommunikation den zentralen Diensten wie Facebook und Google abzunehmen und weitestgehend zu privatisieren und zu dezentralisieren oder zumindest auf viele kleinere aber im Detail besser funktionierende Dienste zu verteilen. Es wird ja gerade auch den weniger kritischen Netznutzern klar, dass der Teil des Internets, den die Wirtschaft oder der Staat kontrolliert ihre Privacy-Belange nicht im gewünschten Maße berücksichtigen und schützen. Im Gegenteil, entsprechende Machtproben werden ignoriert oder auch sanktioniert, wenn der Nutzer nicht spurt - Facebook und Google+ löschen regelmäßig ohne Vorwarnung "inappropriate Content" oder suspendieren die Accounts von Leuten, die ihrer Meinung nach nicht ihren Realnamen angeben. Gleichzeitig wird immer klarer, dass staatliche Stellen gerne und ausgiebig in den Nutzerdaten der großen Sozialen Netzwerke herumschnüffeln wollen und sich im Zweifel auch einfach die entsprechenden Gesetze dafür zurechtschnitzen.
Die guten alternativen Lösungen der nahen Zukunft werden daher dezentrale, kollaborativ entwickelte non-profit Projekte sein. Das war der Weg des Web 1.0, das wird der Weg des Sozialen Netzes sein. Ob der Layer der zentralen Mainstreamservices irgendwann so schnell verschwindet wie damals AOL, T-Online/BTX, Compuserve und so weiter oder einen Zwischenbereich darstellt, in den man die privaten Daten füllt (in Menge und Ausführlichkeit je nach Grad des Umgangs mit den Post-Privacy-Bedingungen mit denen man umgeht), die man für die Ausgestaltung seiner öffentlichen Persönlichkeit und als Puffer zwischen der Welt und seiner tatsächlichen Privatheit benötigt ist dabei gar nicht so wichtig.
Ärgert euch das eigentlich auch so, wenn Polizei und Politik so überrascht davon ist, dass Nazis tatsächlich gefährliche Mörder sind? Ich meine, wie irre ist das denn? 12 Jahre töten Nazis in diesem Land ungestört Menschen, weil die Polizei diejenigen überwacht, die ihre Arbeit machen und gegen Nazis recherchieren und demonstrieren.
Das ist doch ein einziger Hohn - seit Jahren will man uns irgendwelchen linken oder islamistischen Terror als reale Gefahr verkaufen und gleichzeitig ignoriert oder spielt man jede Warnung vor diesen Nazi-Ärschen herunter. Ich haben mich noch nie von linken oder islamistischen Terroristen bedroht gefühlt. Tatsächliche Drohungen sahen für Leute die ich kenne und für mich selbst bisher immer nur so aus:
Die Frage die sich jetzt stellt ist, ob man nun wirklich abwarten will, bis die Menschen nach dem Vertrauen in die Politik auch das in die Polizei verlieren. Oder beginnt man dann vielleicht doch endlich mal damit, statt den eingebildeten Terroristen mal die tatsächlich vorhandenen Verbrechen aufzuklären?
Ansonsten fasst @haekelschwein die Wahrnehmung perfekt zusammen: "Um als Terrorist zu gelten, müssen Rechte 13 Jahre bomben und morden, Linke ein Auto demolieren und Muslime eine Casio-Uhr tragen."
Gestern waren Daniel und ich endlich bei Meister Jarre im Konzert - nachdem ich schon Anfang des Jahres keine Karten mehr bekam und ich daher fürchtete, ihn zu verpassen. Ich war zwar vor ein paar Jahren mal bei seiner Oxygene-Tour, aber die war ja weniger "typisch" - keine Laser, keine neueren Stücke - und ich wollte unbedingt auch mal ein "richtiges" Jarre-Konzert sehen.
Zum Glück hatte Daniel aber eine Karte übrig und am Ende wurde diese auch noch mein Geburtstagsgeschenk von den Kollegen. Somit wurde also alles gut und wir haben begeistert diesen dreiundsechzigjährigen(!) Franzosen ohne eine Pause über zwei Stunden lang zwischen Lasern und zig unterschiedlichen Synthesizern aus den letzten 50 Jahren auf der Bühne herumspringen und toben und einmal quer durch sein gesamtes Werk fräsen sehen. Was ich vor drei Jahren schon schrieb galt gestern noch viel mehr: Die Energie, die dieser Mensch hat und ausstrahlt ist einfach unglaublich.
Ein bisschen was gefilmt hab ich auch, das ist ja bei Jarre ausdrücklich erlaubt - ich glaube, er ist auch der einzige Künstler, der konsequent seine eigenen Konzerte "selfpirated" oder livestreamed: