Es gibt Menschen, die nicht ständig unter Menschen sind. Nicht weil sie dazu nie Lust haben, sondern weil sie nach Zeiten, in denen sie mit anderen interagieren, erst eine Zeit lang ausruhen müssen. Zu denen gehöre ich. Ich würde zB gerne auf 10 LARPs im Jahr gehen, mehr als 2 schaffe ich aber nie.
Ich arbeite in der Beratung, führe also Workshops durch, mache Coaching und arbeite in ständig neuen Firmen und wechselnden Teams. Das macht mir Spaß, aber auch da suche ich mir inzwischen sehr genau aus, mit und für wen ich arbeite. Kriterien sind zB, dass wenn es nicht grade einen Workshop gibt oder einen anderen sehr guten Grund, vor Ort zu sein, ich zu Hause arbeiten kann. Für Firmen/Agenturen, die verlangen, dass ich selbst zur Erstellung eines Konzeptes oder eines Strategiepapieres vor Ort sein muss, sage ich üblicherweise ab.
Als ich mich 2015 selbständig machte habe ich nicht geahnt, wie sehr mich das entlastet, nicht mehr täglich in ein Büro fahren zu müssen.
Diese Situation - dass soziale Interaktionen mich sehr anstrengen und ich sie daher dort konzentriere, wo ich wirklich Spaß oder Sinn finde - hat auch Vorteile: Ich werde sehr selten richtig krank (mein niedriger Blutdruck und zuwenig Bewegung führt öfter mal zu Wetterkopfschmerzen - but that's quite it) und es ist auch so, dass ich oft darauf angesprochen werde.
Eine Erklärung dafür hab ich heute hier gefunden (via @luca) und ich kann das so nur bestätigen. Demnach verringert schon ein viertel weniger Kontakt gut 60% des Infektionsrisikos. Daher: Hört auf eure Introverts. Die wissen, wie "social distancing" funktioniert.
Ich bin ein großer Verfechter von Pluralismus. Viele meiner Blogeinträge handeln davon, nicht in binäre Logik zu verfallen, ein "und" statt ein "oder" zu denken und dass mehrere Lösungen erlaubt und richtig sind, weil Probleme eben viel öfter mehrere Lösungen haben als nur eine. Und wenn man weiß dass es nicht nur einen Weg zum Ziel gibt, kommt man schneller an.
Oft wird die Erkenntnis, dass Dinge mehrdeutig sind, als Belastung und als anstrengend betrachtet. "Kann denn auch mal was einfach und eindeutig sein?" hört man durchaus häufiger in letzter Zeit. Bzw liest diese pseudophilosophischen Bildchen, die genau das propagieren; dass mit genug Abstand alles ganz einfach sei.
Ich meine, dass das Gegenteil der Fall ist und die vermeintliche Anstrengung nur daher kommt, weil wir hier gegen eine etablierte Konvention angehen. Es ist halt nichts einfach, selbst wenn ich alles schön schwarz-weiß male. In diesem Fall funktioniert eine Lösung nur, wenn ich 100% Zustimmung dafür bekomme oder ich so viel Macht habe, dass ich mich über die Verfechter*innen der anderen Seite hinwegsetzen kann. Das ist viel anstrengender und frustrierender (weil man in einer Welt in der es nur gewinnen oder verlieren gibt selbst bei einem Teilerfolg das Gefühl hat, gescheitert zu sein), als mir eine andere, weniger absolute Lösung zu überlegen. Dazu muss ich aber verstehen, dass es eben nicht nur zwei gibt.
Das zeigt auch auf, wieso populistische Parteien erstens niemals kompromissfähig sein werden und zweitens am Ende immer autoritär agieren müssen. Denn ihre absoluten Lösungen werden nie eine 100%ige Zustimmung bekommen, also brauchen sie so viel Macht, dass sie die Ablehnung unterdrücken können. Was an der populistischen Sicht auf Dinge so verführerisch ist: dass sie "einfache Lösungen" verspricht. Die funktionieren aber halt nicht - zB weil Ausländer eben nicht Schuld an Altersarmut sind und Populisten somit nur Hass oder Angst vor Einwanderern erzeugen, aber eben keine Lösung für Rentner*innen, wodurch die Altersarmut bleibt (oder gar steigt, denn Immigration junger Menschen würde sie ja sogar verhindern).
Ich hatte 2018 ja damit abgeschlossen, dass ich festgestellt habe, dass es sich zäh und anstrengend anfühlte, es mich aber auf einen guten Startpunkt für 2019 gebracht hat. Der Rückblick nun zeigt, dieser Eindruck war richtig. 2019 war vor allem eins: Erfreulich stabil. Es gab keinen Zeitpunkt, an dem ich berechtigt nervös gewesen bin. Ich hab sogar ein Büro gemietet, das ich zusätzlich unterhalten kann - wenngleich es allerdings nicht klappte, es in der Geschwindigkeit auszubauen, die wir vorhatten.
Ich hatte einen tollen LARP-Urlaub über den ich hier eher aus Versehen nichts geschrieben habe. Ich habe sehr viel mit und für meine Liebsten gemacht, worüber ich hier auch nicht schreibe, allerdings mit Absicht. Überhaupt scheine ich - wenn ich grade so auf dieses Jahr zurück blicke - viel gemacht zu haben, was als Themen für meine digitale Persona hier nicht groß ins Gewicht fällt, für mich als Mensch aber sehr wichtig gewesen ist.
Nun aber zum alljährlichen Fragebogen:
Zugenommen oder abgenommen? Ich musste erst 51 werden, um meine erste eigene Waage zu besitzen. Daher kann ich diese Frage nächstes Jahr endlich genau beantworten. Dieses Jahr dürfte sich nichts verändert haben. ich schwanke derzeit zwischen 75 und 78 Kilo.
Haare länger oder kürzer? Gleich kurz.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Ich denke, dass die Kurzsichtigkeit weiter zurückgegangen ist, aber die Lesestärke nicht mehr passt. Ich muss mir daher Anfang 2020 wohl mal eine neue Brille machen lassen.
Mehr bewegt oder weniger? Ich fürchte insgesamt weniger. Allerdings gab es gegnüber letztem Jahr mehr Aktivitäten, bei denen ich mich in dann der gegebenen Zeit jeweils viel mehr bewegt habe.
Mehr Kohle oder weniger? Mehr. Das letzte Jahr hatte ja auftragsmäßig einige Hänger, dieses war - wie gesagt - sehr stabil und ich konnte die Löcher wieder ganz gut stopfen, die die Jahre 2017 und 2018 in meinen Rücklagen erzeugt hatten. Jetzt hoffe ich mal, dass 2020 das Jahr wird, in dem ich endlich auch einfach mal Geld zum Ausgeben habe.
Mehr ausgegeben oder weniger? Ich glaube, halbwegs gleich, allerdings gefühlt mehr. Grund ist einmal das Büro und die Renovierung und dass ich dieses Jahr keine fünfstellige Summe fürs Finanzamt ausgeben musste (dass 2017 finanziell so mäßig war zahlte sich hier wenigstens aus). Außerdem hatte ich ja mal wieder eine echte Urlaubsreise gemacht.
Der hirnrissigste Plan? Nicht mehr rauchen. Ok, ich hab ja nie Zigaretten geraucht, aber ich habe festgestellt, dass die Zigarillos die ich rauchte - selbst wenn es nur drei am Tag sind - mich schlapp und müde machen. So vor drei, vier Jahren (und ich denke 2015 hatte da maßgeblich mit zu tun) ist mein Konsum von "hin und wieder einen gemütlichen Zigarillo, wenn der Anlass passte" zu "viel zu regelmäßig, um noch als Gelegenheit zu gelten" umgeschlagen. Dieses Jahr hab ich mehrere Male für ein zwei Wochen pausiert und festgestellt, dass es mir dann körperlich durchaus besser ging. Ich finde den Plan allerdings nicht wirklich hirnrissig.
Die gefährlichste Unternehmung? Ich mache ja nichts, was "gefährlich" ist. Zumindest kommt es mir nicht gefährlich vor, weil ich je nachdem um was es geht entweder alles gut durchdacht habe, meine Erfahrung mir die nötige Sicherheit gibt oder ich sehr genau auf mein Gefühl für etwas achte. Daher kann ich auf ein LARP nach Spanien fahren, in dem es um Satanismus, Rausch, Sexualität und Nacktheit geht, ich kann Deutschlands größten Shitstorm des Jahres auf eine Weise vorbereiten, dass er nicht aus dem Ruder läuft und die Message am Ende im Vordergrund steht und ich stelle keine Bedingungen für Menschen auf, die mich lieben und die ich liebe weil ich darauf vertraue, dass alles gut und richtig ist (u.a. deshalb, weil wir miteinander sprechen). Viele dieser Dinge können von außen betrachtet "gefährlich" sein. Ich glaube, wenn man weiß wer man ist und was man kann und wenn man ehrlich mit sich und seinen Gefühlen ist, gibt es keine wirklich gefährlichen Unternehmungen.
Der beste Sex? Och ja, doch. Alles gut :)
Die teuerste Anschaffung? Das dürfte ne Smartwatch gewesen sein. Ich mag ja Gadgets, aber in den letzten zwei drei Jahren hab ich mir da nichts mehr angeschafft und bei VR warte ich noch immer auf das richtige Gerät (kann jetzt eigentlich nicht mehr lange dauern). So ne Uhr wollte ich vor einiger Zeit aber schon mal und dieses Jahr hab ich dann halt mal zugeschlagen.
Das leckerste Essen? Auf dem Walpurgis-LARP in Spanien gab es am letzten Abend ein unglaubliches Schlemmer-Bankett, dessen Höhepunkt eine Ente war, die mit einem Tintenfisch gefüllt wurde. Optisch war das ein wirklich gruseliges, chtulhuiles Monster. Es hat aber wunderbar geschmeckt. Leider ist ausgerechnet das Foto davon nichts geworden.
Das beeindruckendste Buch? Ich hab grade mit Murakamis "Die Ermordung des Commendadore" begonnen und denke schon jetzt, das wird es werden. Liegt aber auch daran, dass Murakami irgendwie immer genau in mein Leben passt, wenn ich ihn lese.
Der ergreifendste Film? Haha, alsoStar Wars wars dieses mal schon mal nicht. So viele ergreifende Filme hab ich nicht gesehen dieses Jahr. Vielleicht "Nachtzug nach Lissabon", den wir uns auf Netflix angesehen haben. Ich mochte das Buch sehr und wollte den Film eigentlich schon längst gesehen haben. Er ist zum Glück wirklich toll - allein schon deswegen, weil ich zu Lissabon eine gute Verbindung habe. Aber auch sonst mag ich diese Geschichte eines älteren Menschen, der nur dadurch, dass er einer ihm zufällig in den Schoß gefallenen Geschichte folgt, vielen Menschen hilft, mit ihrer Vergangenheit Frieden zu schließen. Schade fand ich nur, dass der Schluss anders ist als im Buch.
Die meiste Zeit verbracht mit...? ...mir lieben Menschen und guten Gedanken und guten Gesprächen. "Gut" heißt hier natürlich nicht grundsätzlich "angenehm" oder "harmonisch". Es geht darum, dass ich Zeit hatte, mich auf Menschen einzulassen und Situationen. Sicher war das nicht "die meiste Zeit" - das wäre am Ende ja immer dieselbe Antwort - aber ich hatte zumindest in den letzten zwei Jahren nicht mehr so viel Zeit für mich und andere und diese Zeit konnte ich schon lange nicht mehr dazu nutzen, dass es darum geht, bewusst längere gemeinsame Wege zu gehen. Eine meiner Ziele der Selbständigkeit ist es ja, mehr Zeit zu haben und dieses Jahr war es zum ersten mal so, dass ich die Vorteile daraus, grundsätzlich mehr Zeit zu haben und die auch noch selbst aufteilen zu können, ganz bewusst wahrgenommen habe. Das ist noch nicht an der Stelle, an die ich möchte, aber es ist genug, um zu wissen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Die schönste Zeit verbracht damit...? ...die Dinge zu tun, die im Blog nicht groß auftauchen.
Vorherrschendes Gefühl 2019? ...ist schwer zu beschreiben, weil es was neues ist. Also nicht brandneu, sondern eine Weiterntwicklung eines Gefühls der Verbundenheit, des zusammengehörens. Das auf verschiedenen Ebenen mit verschiedenen Menschen. Ein bisschen, als wenn ich es geschafft hätte, mehr Fenster und Durchgänge in meine Wände zu bekommen, durch die ich raus und andere reinschauen können und je mehr "Löcher" die Wand bekommt, desto stabiler, heller und belebter wird das Haus.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Das ständige Gefühl, die Zeit vergeht zu schnell. 2. Schnell körperlich unfit und energielos zu sein. 3. Den dritten Star Wars Film (will sagen: hätten sie ihn doch ein Jahr verschoben und die Zeit genutzt, einen wirklich guten Film zu drehen statt eines mittelguten Flickenteppichs, der sich zwar durchaus gut anfühlt, aber am Ende vor lauter auf-Nummer-sicher-gehen belanglos ist).
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Ich glaube, ich hab in den letzten fünf Jahren alles beweisen können, was ich beweisen wollte: Dass ich mich um mir liebe Menschen kümmere, sie nie im Stich lasse und immer da bin, wenn ich gebraucht werde. Dass ich in dem was ich kann so gut bin und dass ich technisch und kommunikativ so viel Erfahrung habe, um mit Präzision und Sicherheit die ganz großen Räder bewegen zu können. Dass die besten Ergebnisse dann kommen, wenn man mich machen lässt... ich glaube nicht, dass das irgendwer noch bezweifelt. Ich habe dieses Jahr nur einen von etwas überzeugen wollen und das war ich selbst, und zwar davon, dass ich mich nicht verstecken muss, dass ich mehr als ausreiche und dass ich schon lange gut genug in allem bin, in was ich gut sein will. Andere waren da schon viel früher und viel mehr von mir überzeugt als ich. Das war eine wichtige Erkenntnis.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Ein Herz. Ich habe ein Herz geschenkt bekommen.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? Mir fällt tatsächlich kein konkreter Satz ein. Aber dieses Jahr haben mir liebe Menschen mir so viel schönes gesagt, daher ist das auch gar nicht schlimm.
Wundert ihr euch auch, warum immer noch auf diese "schwarze Null" gepocht wird, obwohl Austeritätspolitik schon längst als Rechenfehler entlarvt wurde? Da gehts ja darum, dass der Staat nicht noch "mehr Schulden" machen darf. Schulden sind schlimm und gefährlich, erzeugen Unsicherheit und Ängste und die Gefahren eines Defizits sind leicht vermittelbar. Allerdings vor allem denen, die Schulden kennen.
"Wir dürfen nicht über unsere Verhältnisse leben, sonst ist unser Wohlstand in Gefahr" verstehen viele Menschen als Analogie zu ihrer persönlichen Erfahrung: Das scheint dasselbe zu sein, was sie jedes Monatsende erleben, wenn es darum geht, dass genug für die Miete übrig ist.
Das Ding ist nur: Staatsschulden sind was völlig anderes als private Schulden. Ein Staatshaushalt funktioniert völlig anders als ein privater Haushalt. Die Analogie ist völlig falsch, aber leider naheliegend und m.E. auch gewollt, denn sie sorgt für die Zustimmung der Menschen, die am meisten unter den Auswirkungen der Politik leiden, die mit der "schwarzen Null" begründet wird. Diese Politik sorgt nämlich vor allem für immer neuen Einschränkungen in sozialen Bereichen von Nothilfe über Bildung zu Gesundheit und Rente.
Schauen wir aber doch mal an, wer diese Idee der "schwarze Null" eigentlich propagiert: Das sind Leute ohne Schulden (wobei sie manchmal schon Schulden machen, dann aber mit Absicht, um zu investieren, damit sie später Gewinne erwirtschaften). Leute, die eigentlich wissen, dass private Schulden und Staatsschulden nicht dasselbe sind. Die wissen dass der Staat seine Schulden sehr leicht durch neue/andere Steuern und Abgaben ausgleichen kann - das man sich nämlich bei denen holen könnte, wo das Geld herumliegt, statt bei denen, die eh keins haben - oder indem Subventionen umgeschichtet werden, von denen aber halt einflussreiche Konzerne schon lange Zeit profitieren, wenn das doch mal nötig wäre. Stattdessen "spart" er im Zweifel wo? Na, bei denen, die nichts haben.
Es geht bei der schwarzen Null also um einen echt perfiden Strohmann zur Projektion von Existenzängsten armer Menschen auf den Staat - der aber wie gesagt ein System ist, das gar nicht vergleichbar mit ihrer Situation ist -, dessen wichtigste Aufgabe es ist, zu vermeiden, dass der Staat für arme Menschen an die Gewinne und das Vermögen der Wohlhabenden geht, die sich keine Sorgen um Schulden machen müssen. Das manifestiert ein System zu Gunsten Wohlhabender auf Kosten derer, denen mit einer falschen Metapher ihrer eigenen Situation jeder Weg verbaut wird, jemals aus ihren Schulden zu kommen.
Das CSU-Video ist ein Lehrbeispiel für Contentstrategie gone wrong: Stilmittel, Optik, Tonalitat und Formate, die den einen unterstützen, authentisch zu sein, einfach zu kopieren macht nicht den anderen automatisch auch authentisch sondern kopiert nur die Stilmittel, Optik, Tonalitat und Formate. Authentizität ist keine Äußerlichkeit.
Es fehlt völlig der Kern, der Rezos Video erfolgreich machte: Sein Zerstörungsvideo war ein massives Bombardement (zeitraubend recherchierter und transparent dokumentierter) konkreter Inhalte, die er aus seiner emotionalen persönlichen Perspektive präsentierte. Nichts davon findet sich im CSU-Pendant: Es gibt keine echten Fakten, keine Links, keine persönliche Aussage des Protagonisten (der dadurch zu einem reinen Präsentator wird, was das Format schon im Ansatz ad absurdum führt).
Es ist nur eine reine Contentsimulation.
Was die CSU damit ungewollt bewiesen hat ist, dass sie tatsächlich keinen Draht zur Jugend hat, denn dieses Video scheint ja das Ergebnis der Überlegung "Wie können wir junge Menschen erreichen." zu sein und ich lese an zig Stellen wie alte Männer es dafür feiern und tatsächlich glauben, es sei eine adäquate Antwort auf Rezo.
Das macht ein bisschen stutzig, aber auch das ist erklärbar. Erinnern wir uns mal an die Reaktionen derselben Menschen auf Rezos Video: Nach der ersten Schockstarre haben die sich gegenseitig erzählt, dass Rezo ja nur eine Frontfigur für ein Werbeunternehmen sein, das wahlweise von Linken oder Grünen für die Produktion eines (anti-)PR-Videos bezahlt worden wäre. Und exakt das haben die jetzt ihrerseits gemacht.
Um im Contentmarketing zu bleiben: Sie haben mit einer falschen Grundannahme aus ihrer Innensicht am Ende für die falsche Zielgruppe produziert. Ihr Video hat letztlich gar nicht die Jugend im Visier sondern einen selbstgebauten Strohmann. Es soll den PR-Erfolg der imaginierten Partei, die in ihrer Welt Rezos Video bezahlt hat, ausgleichen. Deswegen ist da auch kein Inhalt drin. Es reicht ja, Format, Tonalität, Optik und Stilmittel zu kopieren, um einem Ding ein Gegending hinzustellen. In ihrer Welt ist der Score jetzt ausgeglichen und man kann sich wieder schlafen legen.
P.S.: Dswegen verbergen sie auch alle Kommentare: Es geht allein um den Anschein, eine für Ihre Augen gleichwertige PR-Antwort auf eine vermeintliche PR-Aktion geschaffen zu haben und alles, was dieses Bild stört und entfernt werden kann, wird halt entfernt.
Ich glaube, wir kennen uns ungefähr seit 2004, als die Blogs grade anfingen das große Ding zu werden und ich Dich und Deine wunderbaren Düsseldorf-Fotos aus allen möglichen Jahrzehnten auf twoday entdeckte.
Dazu kam die lakonische Art, wie Du darüber schriebst, was Du so erlebst und was Du erlebt hast (und wofür Du zwar durchaus, aber lange nicht genug geehrt wurdest) - das Wort Chronist fällt ja häufiger und ist auch total angebracht - und hin und wieder streutest Du mal ein bisschen Verschwörungstheorien ein, die ich aber immer als Deine Art gesehen habe, den Kopf in Bewegung zu halten.
Ich habe Deine Fotobücher (sogar das über die Toten Hosen) im Schrank und halte sie in Ehren. Das hier ist mein Lieblingsfoto von Dir, das nicht Du gemacht hast (hast Du je Selfies gemacht? So uneitel wie Du warst kann ich mir das gar nicht vorstellen).
Die re:publica war sehr lange ein sehr wichtiger jährlicher Fixpunkt: Sie gab mir immer den Startschuss ins nächste Jahr und war für mich, für meine Eigenwahrnehmung und für die Bestätigung meiner ganz persönlichen Wirksamkeit eine wichtige - wenn nicht zuweilen gar die wichtigste - Messstation.
Das ist sie seit einer guten Weile nicht mehr, was allerdings nicht an der re:publica liegt, sondern daran, dass ich mich inzwischen immer mehr auf anderen Gebieten mit Kultur, Zukunft und auch Kommerz beschäftige. Ich habe versucht und werde auch weiter versuchen, diese auch auf die re:publica zu bringen. So wie ich generell gerne alles, was mich interessiert und alle Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle, zusammenbringe. Das klappt auch zuweilen mal (z.B. habe ich vor drei Jahren zum Thema LARP in der politischen Bildung referiert oder vor fünf darüber, wie wir als Gesellschaft auf den Strommarkt Einfluss nehmen können), hat aber eigentlich trotz grundsätzlichem Interesse nie lange nachgewirkt.
Warum ich das tue: Ich fühle mich der re:publica, ihrer inzwischen unbestreitbaren Kulturleistung und den Menschen dort verbunden und möchte 1. selbst daran teilhaben, aber auch 2. andere mitnehmen, die die re:publica noch nicht oder noch nicht so lange kennen und 3. den Menschen, die ich auf der re:publica kennenlerne, auch in "meine" Themen mitnehmen.
Seit letztem Jahr kümmere ich mich daher um das Thema "Tod in der Netzfamilie", das tatsächlich auch verfängt und Anklang findet - im Gegensatz zu den schon erwähnten Themen aber auch nachhaltige Teilnahme erzeugt. Das freut mich sehr und das verfolgen wir daher auch weiter. Gerade aus dem Publikum kamen viele gute Anregungen und Ideen für ganz konkrete Maßnahmen, in der Netzkultur die ihr noch weitgehend fehlende Erinnerungskompetenz zu stärken.
Meine persönliche Situation ist also die, dass ich mein Interesse an partizitativen, pluralismusfördernden Kulturkompetenzen inzwischen woanders auslebe und nur noch "auch" auf der re:publica unterbringe. Das ist allerdings wesentlich gesünder für mich persönlich als früher und daher ist das auch a good thing. Es entspannt nämlich auch mein Verhältnis zur re:publica, die für mich und meine persönliche Verfassung nicht mehr so viel leisten muss wie früher.
Entsprechend entspannter war ich in diesem Jahr auch: Ich finde es zwar immer noch ein bisschen Schade wenn ich drei Tage lang Menschen nicht treffe, die ich gerne mal wieder sehen würde, aber das trifft mich bei weitem nicht mehr so sehr wie früher. Ich habe ja inzwischen an vielen anderen Stellen Freundinnen und Freunde und andere tolle Menschen mit denen ich interessante Dinge mache - bei denen sogar inzwischen mehr konkretes herauskommt als in Berlin. Ich flanierte daher die drei Tage ein bisschen hin und her, sprach mit den Menschen die ich zufällig traf, setzte mich hin und wieder in eine der Vorträge und machte mir eine schöne Zeit.
Inhalt und Ablauf war wie immer - was nicht negativ gemeint ist: Es gab gute und nicht so gute Vorträge, die Essenssituation ist nicht wirklich super (teuer und immer noch kein bargeldloses Bezahlen), es gab nerviges wie dass ein Bundespräsident so wie er da auftauchte ein Störkörper war statt irgendwie hilfreich und es gab nostalgisches wie eine Twitterlesung. Ich hatte schöne Gespräche von denen ich hoffe dass das auch für diejenigen gilt mit denen sie stattfanden, ich hatte Spaß, es gab genug zum nachdenken und herumtheoretisieren und auch genug praktisches. Wir haben am Ende gesungen und ich war gestern irgendwann froh, wieder zu Hause zu sein. Das ist ungefähr das, was ich von der re:publica erwarte und weshalb ich sie mag. Insoweit: Sie war gut und ich bin froh dass ich da war. Nicht mehr, nicht weniger.
Meine These zur neuen Urheberrechtsgesetzgebung und deren Artikel 11 und 13 ist ja, dass die gesamte Novelle vor allem ein Versuch ist, das Internet so umzugestalten, dass es zu einem, - sagen wir mal - konservativerem Verständnis davon, wie Medien funktionieren, passt. Wir hören ja grade sehr oft "die haben das Internet nicht verstanden". Das halte ich für eine Fehleinschätzung. Die Leute, die zb Axel Voss selbiges vorwerfen haben sein Konzept von Medien, Urhebern und Konsumenten nicht verstanden.
Hier hat jemand eine Stunde lang mit Axel Voss telefoniert und ich finde, dass das meine Vemutung bestätigt. Es geht in der Novelle um die Festlegung der Vorstellung, dass Nutzer nie Urheber sondern immer Konsumenten sind, Urheber ist man nur, wenn man einen Verlag hat und Plattformen sollen Verlegern keine Konkurrenz machen. Letzteres ist wichtig, da Plattformen mit der Verbreitung von Nutzerinhalten quasi wie Verleger agieren und Nutzer damit zu Urhebern machen.
Es geht um die Festlegung eines Status Quo. Einer Konstruktion wie Medien- und Contentdistribution funktioniert, die nun auch im Netz gelten soll, nämlich dass Nutzer nie Urheber sondern immer Konsumenten sind und man nur Urheber ist, wenn man einen Verlag hat. Plattformen sollen Verlegern also keine Konkurrenz machen. Letzteres ist wichtig, da Plattformen mit der Verbreitung von Nutzerinhalten quasi wie Verleger agieren und Nutzer damit de facto auch zu Urhebern machen.
Es geht darum, den Verlagen die Hoheit über die Verwertung von medialen Inhalten zu bewahren. Der Zweck der Ziffern 1 und 2 Artikel 13, der sagt, dass Plattformen quasi pauschal Lizenzen abschließen sollen ist nicht, dass Verlage irgendwie von Plattformen noch ein bisschen Geld einkassieren können (auch wenn dieser nette Nebeneffekt sicher nicht schmerzt), sondern dass Plattformen eine ganz klare und eindeutige Position in der Medien-Struktur zugeteilt wird und zwar die, die sich Verlage wünschen: Die der Hersteller von Musikkassetten in den Siebzigern, die eine Pauschalabgabe in den Verkaufspreis auferlegt bekamen, weil man damit copyrightgeschütztes Material vervielfältigen konnte.
Auch der wenig besprochene Artikel 12 belegt das: Da geht es darum, dass Verlage sogar an den Ausschüttungen beteiligt werden, die für Urheber gedacht sind. Etwas, was vor ein paar Jahren abgestellt wurde und nun über diese Bande wieder eingeführt wird. Dass Verlage und Verwerter sich regelmäßig selbst als "Urheber" bezeichnen, stützt deren Anspruchshaltung, Ausschüttungen zu erhalten, die den eigentlichen Kreativen vorbehalten sind.
Aber, und das haben Leute wie Voss übersehen und deswegen ist der Protest so groß: Das betrifft eben nicht nur die Plattformen, sondern auch ganz massiv die Nutzer*innen, die die Plattformen inzwischen schon lange nutzen, um so selbst Urheber*innen zu sein, ohne von Gatekeeper-Verlagen abhängig zu sein. Das ist, was "die nicht verstanden haben". Und auch die junge Generation, die für die Medienstruktur auf die Straße geht, hat das nicht verstanden weil für sie die "alte" Struktur fast ebenso gar nicht existiert, wie für die Verteidiger der alten Gatekeeping-Struktur die "neue".
Deswegen halte ich auch die Überraschung der Konservativen über die Mobilisierung der Nutzer*innen für echt. Natürlich müssen die glauben, dass das "Bots" sind oder dass die Plattformen ihre Nutzer*innen "steuern". In Wirklichkeit lassen sich die Politiker*innen aber von Verlagen steuern, denn die wissen sehr genau, dass diese neue Struktur existiert und sie wollen sie los werden.
Zum sechzehnten mal der Fragebogen, wie immer kurz vor Weihnachten.
Nachdem ich vorletztes Jahr eigentlich schon auf dem richtigen Weg war, hatte ich mich 2017 ja dummerweise im Job vertan und mich dadurch wieder ein ganzes Jahr zurückgesetzt. Und es gibt nichts frustrierendes für mich, etwas, was ich eigentlich schon gemacht habe, noch mal machen zu müssen, daher ist die Grundstimmung dieses Jahres ein bisschen unfair gegenüber dem Erreichten.
Ich hab meine Selbständigkeit nämlich inzwischen durchaus wieder genau da wo ich sie haben will: die Kohle reicht - obwohl ich durch einen auftragsmäßig schlechten Sommer hindurch musste und eine unglaubliche Menge Steuern fällig waren (2016 war ja nun mal ein gutes Jahr) -, ich habe am Ende des Jahres viele wirklich interessante Aufträge und ich bin sogar insgesamt ein gutes Stück weiter, als ich dieses Jahr kommen wollte. Es ist also eigentlich alles gut, wenn nicht sogar super. Der Weg hier hin fühlt sich aber zäh und langsam an, weil drei Viertel davon aus dem Aufholen des Rückstands bestand, den ich letztes Jahr verursacht habe und dabei immer die nächste Zahlungsdeadline drohte. Das letzte Quartal allerdings war, als ob sich die Bremsen gelöst hätten - was sie auch waren, denn die Rückstände sind aufgeholt und die Rechnungen bezahlt - und ich fahre grade mit ordentlich Rückenwind und ohne Ballast ins nächste Jahr hinein, daher bin ich mit 2018 wirklich viel zufriedener als es sich im Moment noch anfühlt.
Zugenommen oder abgenommen? Etwas abgenommen, meine ich.
Haare länger oder kürzer? Erst wieder etwas länger, inzwischen aber wieder kurz.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Gleich geblieben.
Mehr bewegt oder weniger? Ich denke mal, mehr. Es ist aber nicht wirklich so, dass ich irgendwas tue, was man als "Sport bezeichnen könnte Ich gehe einfach nur möglichst alle Strecken zu Fuß, die unter vier Kilometer sind.
Mehr Kohle oder weniger? Eigentlich mehr. Aber der größte Teil des Jahres war ein ständiger Wettlauf mit dem Finanzamt.
Mehr ausgegeben oder weniger? Kommt drauf an, was man als Ausgabe bezeichnet. Wenn man eine mittlere fünfstellige Summe für Steuern und Vorausszahlungen dazurechnet, wars wesentlich mehr. Wenn nicht: Wesentlich weniger, denn ich hatte echt kein Geld übrig für Firlefanz. Oh, und da ich Anfang des Jahres das Auto abgeschafft habe hab ich auf jeden Fall einiges gespart. Die Karre fehlt mir auch nicht. Ich hab dieses Jahr nur ein eiziges mal ein Auto gebraucht und da hab ich mir eben eins per Flinkster geholt.
Der hirnrissigste Plan? Dieses Jahr hab ich mich vor hirnrissigen Plänen gehütet. Es hat keine Stelle gegeben, an der ich ein Risiko hätte eingehen können.
Die gefährlichste Unternehmung? Konnte ich nur im Nachhinein sehen: In dem Jahr seine Selbständigkeit wieder aufzubauen, in dem es einen Sommer gibt, an dem absolute Stagnation herrscht. Das konnte man nicht ahnen, aber die kommunikative Stille nach der Einführung der DSVGO war wirklich erstaunlich.
Der beste Sex? Das war dieses Jahr wirklich nicht, was mich beschäftigte, aber Danke der Nachfrage.
Das beeindruckendste Buch? Dieses Jahr mal ein Comic: Ms. Marvel.
Der ergreifendste Film? Gestern hab ich Aquaman gesehen und fand ihn an der Grenze zu grandios in seiner überbordenden Opulenz. Überhaupt, dieses Jahr gabs ja jede Menge opulente Blockbuster von Solo, Jurassic World, Phantastic Beasts bis Infinity War. Allerdings hat mich davon kaum was beeindruckt (Infinity War war ok, Solo war so mittel und muss man eigentlich nicht gesehen haben, die anderen hab ich selbst nicht gesehen). Ergreifend fand ich dann tatsächlich Bohemian Rhapsody. Ich hatte auf Facebook was drüber geschrieben (auf englisch, daher hab ichs nicht ins Blog gesetzt):
We saw Bohemian Rhapsody yesterday. I know that a lot didn't happen the way they show it for the sake of the naarative and i certainly missed some important things (i.e. the significance of the Queen Army and how close they were to their fans). But it reminded me of so many small things we all were quite aware and cared for back in the eighties - the sheer appreciation of four people giving everything to always be on the absolute top of every musical quality standard without any compromise. The disgust about the way, a bigot media industry creates drama and divisiveness for cheap profit. The feeling of absolute triumph as we sat watching the LiveAid concert back in the day and Queen rocketed it from a mediocre popshow to a legendary event in just twenty minutes.
And even if the movie gets quite openly too biased some times and it kind of takes revenge ending up painting a more demonizing picture of Prenter than he was: This fictionalized characterization was exactly what was needed to make a point and have the last word about him. This guy fed Freddie to a scandal hungry press that had no sense of empathy or kindness and Penter tried very hard to destroy him after the breakup. And now everybody knows, because he is the villain of the movie now and Freddie will always be the greatest performer we ever had.
I also kind of "liked" the reminder, that just 30 years ago finding out and accepting to be gay or bi was so dangerous and afflicted with doubts, shame and struggle because the state of society, upbringing, lack of information and so often lack of support made it so much harder back then. And despite we are grown quite a bit as humans its still so much to do, because in the core of our world so much of this still exists. It was painful to watch and i guess that's how it should be. And of course the music and sound was fantastic.
Die beste Musik? Das "beste CD" hab ich jetzt mal geändert. Ich kaufe allerdings immer noch lieber Musik am Stück als Album statt irgendwelche Streaming-Playlists zu hören. Dieses Jahr ist mein Lieblingsalbum Dirty Computer von Janelle Monáe.
Das schönste Konzert? Nachdem wir letztes Jahr seit langem keinen gemeinsamen Konzertbesuch hatten, waren Astrid und ich dieses Jahr wieder unterwegs, und zwar in Heerlen bei der Aufführung der Carmina Burana von Les Fura des Baus.
Die meiste Zeit verbracht mit...? ...dem Wettlauf gegen Finanzamtdeadlines. Hat zum Glück jedes mal geklappt. Wobei das nicht wirklich was mit Glück zu tun hat sondern damit, dass ich wohl ganz gut Nerven behalten kann, je knapper es wird.
Die schönste Zeit verbracht damit...? Mit einem halben Jahr Verspätung endlich unser Zeitgeist LARP durchzuziehen und zu sehen, dass die Idee, ein LARP im Ghostbuster-Setting zu veranstalten, in dem ständig zwischen Siebzigern und Neunzigern gewechselt wird, jede Menge neue Mechaniken zum Einsatz kommen, ein erklecklicher technischer Aufwand betrieben wird und mit alledem persönliches Drama und - durchaus politische - Bedeutung zu erzeugen, wirklich gut funktionieren kann. Wenn etwas, worauf man eineinhalb Jahre hingearbeitet hat, dann tatsächlich stattfindet und auch noch allen beteiligten einen riesen Spaß macht, ist das ein großes Glück.
Vorherrschendes Gefühl 2018? Frust. Ich hab oben schon erklärt, warum. Und es ist eigentlich auch unfair, weil er viel zu viel überstrahlt, was wirklich schön war. In Wirklichkeit war es ein gutes und wichtiges Jahr (im Gegensatz zu einigen wirklich frustrierenden Jahren, bei denen ich im jeweiligen Jahresrückblick immer versucht habe, noch was positives rauszuholen) und ich hoffe, dass das Gefühl des Frustes irgendwann abklingt und die vielen schönen Erlebnisse bzw. die vielen coolen Dinge, die wir an den Start gebracht haben, die vorherrschenden Erinnerungen sein werden.
2018 zum ersten Mal getan? Ein Büro eröffnet. Wobei es noch nicht nicht eröffnet ist - ich nehme an, dass wir im kommenden Februar die Einweihungsfeier machen. Und bei Alarm für Cobra 11 mitgespielt - hm, auch das kann man erst nächstes Jahr sehen. Mich bei einem LARP in Spanien angemeldet... hm, das findet auch erst nächstes Jahr statt.
2018 nach langer Zeit wieder getan? Tapeziert.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 1. Steuern für 2016 zahlen. 2. Steuervorauszahlungen 2018 zahlen. 3. Den komplett bewegungslosen August.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Manchmal ist es wichtig, anderen zu erzählen, was sie alles geschafft haben. Wie weit sie schon gekommen sind, übersehen manche nämlich gerne mal, vor allem wenn das Leben gerade über einen langen Zeitraum anstrengend ist (und man dabei nicht meine Schneeschipp-Mentalität hat). Da ist es dann gut, wenn jemand mal aufzeigt, wie viel Wegstrecke schon hinter einem liegt. Das hab ich dieses Jahr bei Menschen, die mir wichtig sind, öfter übernommen.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Hört sich jetzt sicher cheesy an, aber tatsächlich bin ich am dankbarsten dafür, dass mich die Menschen die ich mag oft daran erinnern, dass sie mich auch mögen.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? Im Gegensatz zur letzten Antwort ist das sehr banal, aber es war tatsächlich "Nimm Dir mal ab Oktober nichts mehr vor" und leitete einen der interessantesten Aufträge und Kunden ein, die ich bisher hatte.
Reden wir über den Herbst, denn der Sommer war - im Guten wie im Schlechten - relativ ereignislos: Es war sehr heiß und sehr trocken und letzteres leider nicht nur was das Wetter anging. Geschäftlich fand der Sommer quasi nicht statt. So sehr nicht, dass der August ein ungewollter Urlaubsmonat gewesen ist.
Pünktlich zum 1.September schaltete das Leben aber von ungeplantem Müßiggang direkt in sein Gegenteil um. Plötzlich sprudeln die Anfragen und Aufträge und ich kann mich seit dem nicht darüber beschweren, zu wenig zu tun zu haben. Aber so ist das Leben für Selbständige halt: Es ruckelt ein gutes Stück mehr hin und her als das bei einem Bürojob wäre und ich muss eben schauen, dass ich mir genug Polster weglege, um einen eventuellen nächsten schlechten August zu überstehen.
Auch, was ich inzwischen arbeite, läuft in die richtige Richtung: Ich habe das Gefühl, sinnvolle Dinge zu tun. Klassische Werbung und die typischen Agenturjobs kann ich jetzt gut ablehnen, ich habe inzwischen einige "eigene" Kunden, es geht um sinnhafte Themen, die mit sinnhafter Kommunikation unterstützt werden sollen. Das macht dann auch entsprechend Spaß und fühlt sich zuweilen auch gar nicht wie Arbeit an sondern als etwas , das ich gerne mache und dafür auch noch Geld bekomme. Die Lernkurve, um hierher zu kommen, hätte etwas weniger zäh sein können, aber ich bin gerade sehr zufrieden über die Richtung, in die alles läuft.
Ein LARP für Cobra 11
Die Arbeit hat mich dennoch nicht davon abgehalten, auf ein LARP zu gehen, das gar keins war, sondern Dreharbeiten für eine Folge von "Alarm für Cobra 11". Rund 70 LARPer*innen haben dafür auf der Eyenburg in Belgien so getan, als spielen sie ein Fantasy/Mittelalter-LARP und voraussichtlich im März kann man sich das dann im Fernsehen anschauen. Interessant dabei ist, dass die Zusammenarbeit der Produktionsfirma mit dem LARP-Verein Engonien e.V. sehr eng war und man durchaus glaubhaft versicherte, dass es hier nicht darum geht, LARP als eine Freakshow darzustellen.
Das war m.E. auch auf den Drehtagen spürbar. Man hatte nicht das Gefühl, dass sich da ein Drehteam auf ein LARP verirrt hat oder LARPer sich auf einem Drehort. Beides schien harmonisch und gut zusammen zu passen und allein dafür, sowas mal mitgemacht zu haben hat sich der Ausflug gelohnt (und dafür, dass ich weiß, das ich jetzt definitiv aus dem Alter bin, in Zelt und Schlafsack auf ner Isomatte zu schlafen, wenn es nachts schon richtig abkühlt).
Plötzlich 50
Ach ja, das Alter. Da war noch was. Der arbeitsreiche September hat dann auch dafür gesorgt, dass ich klammheimlich 50 geworden bin. Das war auch ganz gut so, ich bin mit dem, was ich mir dafür vorgenommen habe auch noch nicht ganz durch. Darüber, wie ich mit runden Geburtstagen verfahre, schreib ich (oder Podcaste mit Sven) aber etwas später noch mal ausführlich. Auch was feiern angeht, wird das irgendwann nächstes Jahr nachgeholt. Am Tag selbst hab ich mit Frauke auf dem Sofa herumgelümmelt und Eis gegessen und das hat auch völlig gereicht.
Mittelpunkt
Bleiben wir beim LARP. Letzte Woche fand - wie immer im November - der Mittelpunkt statt. Das ist eine kleine LARP-Konferenz, auf der es dieses Jahr vor allem um Professionalisierung ging. Das Thema zog sich in den letzten Jahren zwar auch immer irgendwie durch, aber nie so klar und eindeutig wie am letzten Wochenende. Jan und ich haben das natürlich ausführlich drüben bei We Know Kung Fu verpodcastet. Daher soll es das mit dem Verweis darauf auch gewesen sein.
Pläne
Neben Arbeit, LARP und zu wenig Zeit für Freund*innen beschäftige ich mich die letzten Wochen mit der Planung des nächsten Jahres. Ein Ergebnis davon ist, dass ich ab Dezember ein Büro haben werde. Allerdings ist das nicht irgendein Büro sondern eine ehemalige Kneipe in einem hübschen Haus in zentraler Lage in einer hübschen kleinen Stadt. Da ich nicht wirklich dringend ein Büro brauche dachte ich mir, dass es was sein sollte wo erstens nicht nur ich drin arbeite und zweitens, wo man mehr machen kann als nur arbeiten.
So wird das nun erstens eine Bürogemeinschaft mit lieben Menschen und zweitens eignet es sich hervorragend als Workshop-Location, für Lesungen und für Treffen aller Art. Immerhin war es eine Kneipe und mittendrin ist immer noch ein schöne Bar, die in den Raum hineinragt. Als wir das besichtigt haben sprudelten die Ideen nur so, was hier alles möglich ist. Und natürlich wird es eine Einweihungsparty geben, ich würde vermuten, im Februar.